VERKEHR UND FREMDENVERKEHR
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Neue Finanzierungsinstrumente für die europäische Verkehrsinfrastruktur und damit verbundene Leistungen<br />
Fahrzeuge wird es dann geben? Wie wird die wirtschaftliche und soziale Entwicklung verlaufen?<br />
Wie wird die Öffentlichkeit auf eine Gebühr reagieren? Welche Alternativen sind vorhanden? Bei<br />
zu vielen Unwägbarkeiten können Projekte durchaus scheitern (man denke an den Eurotunnel).<br />
M5 Ungarn<br />
Die ungarische Regierung veranstaltete 1992 eine internationale Ausschreibung zur Sanierung, zur<br />
Modernisierung und zum Ausbau der Autobahn M5. Den Zuschlag erhielt ein französisch-österreichischungarisches<br />
Konsortium; die Bauunternehmen Bouygues SA, Bau Holding AG und der Mautstraßenbetreiber<br />
Maygar Intertoll Rt beteiligten sich an einer Zweckgesellschaft mit der Bezeichnung AKA Rt. Diese sollte die M5<br />
zur Mautautobahn umgestalten. Das Projekt wurde zu 22 % aus Eigenmitteln der Konsortialpartner und zu 78 %<br />
aus A/B-Darlehen der EBWE finanziert. Die ungarische Regierung richtete für den Fall, dass die Mauteinnahmen<br />
nicht den Erwartungen entsprachen, eine nachrangige Standby-Fazilität ein. Aus den Mauteinnahmen sollten die<br />
Instandhaltung, der Betrieb und die Zinszahlungen finanziert werden. Die Verbindlichkeiten der AKA Rt waren<br />
2003 refinanziert.<br />
Von 1996 an erfolgte die Projektdurchführung in drei Phasen. In Phase 1 ging es um die Modernisierung<br />
vorhandener Abschnitte der Autobahn M5 und eine erste Verlängerung um 90 km. Die Phasen 2 und 3 (Letztere<br />
endete im März 2006) sahen einen weiteren Ausbau der M5 bis zur ungarisch-serbischen Grenze vor. Unerwartet<br />
hatte der Mautbetrieb zur Folge, dass sich der Verkehr auf Parallelstraßen verlagerte und die Bewohner der<br />
Gegend die Gerichte anriefen, wodurch die Mauteinnahmen hinter den Prognosen zurückblieben. Die ungarische<br />
Regierung fing die Verluste der AKA Rt zum Teil mit der Standby-Fazilität auf.<br />
Im weiteren Verlauf des Bauprojekts zeigte sich, dass sich das Verkehrsaufkommen und damit die Mauteinnahmen<br />
nicht so entwickelten, wie es erwartet worden war. Daraufhin änderte die ungarische Regierung ihr ganzes<br />
Finanzierungskonzept. Im März 2004 erwarb das zu 100 % im Staatsbesitz befindliche Unternehmen ÁAK Rt<br />
(Staatliche Autobahnbetreibergesellschaft) 40 % der Anteile von AKA Rt. Anschließend begann ÁAK Rt mit dem<br />
Verkauf von Vignetten, die Fahrzeughaltern die Nutzung aller Straßen einschließlich der M5 gestattete. Seit Januar<br />
2006 zahlt die Regierung der AKA Rt als Verfügbarkeitsentgelt einen jährlichen Betrag in Höhe von<br />
92,5 Mio. EUR. Das Entgelt kann um nach oben begrenzte Beträge gekürzt werden, wenn die AKA Rt nicht ihren<br />
vertraglichen Verpflichtungen nachkommt (z. B Nichtverfügbarkeit der Autobahn, Sicherheitsprobleme,<br />
Nichterfüllung von Betriebsanforderungen). Der ÁAK Rt wurde bis 2009 die Option eingeräumt, die verbleibenden<br />
60 % der Anteile von AKA Rt zu erwerben.<br />
Quelle: Infranews und ECORYS PPP database 2007<br />
Länderrisiko oder politisches Risiko<br />
Das Länderrisiko bzw. das politische Risiko bezeichnet die Möglichkeit, dass die politischen<br />
Stellen des Gastlandes in die Gestaltung des Projekts eingreifen.<br />
Beispielsweise kann es zur Enteignung oder Verstaatlichung, zu kriegerischen Handlungen oder<br />
Beschränkungen des Gewinntransfers kommen. Eine private Finanzierung ist nur möglich, wenn<br />
der Investor sicher sein kann, dass sich die Politik nicht ändert und er die künftige effektive<br />
Nachfrage mit einiger Bestimmtheit abschätzen kann. So konnte sich in Polen das ÖPP-Modell<br />
trotz Unterstützung der Kommission vor allem deshalb nicht durchsetzen, weil das Land in den<br />
letzten Jahren von politischer Instabilität gekennzeichnet war und in der Frage der Nutzung dieses<br />
Modells Unschlüssigkeit herrschte, auch wenn das ÖPP-Gesetz im letzten Jahr doch noch<br />
verabschiedet wurde.<br />
Dieses Risiko liegt im Einflussbereich des Aufgabenträgers und sollte von diesem getragen werden.<br />
Da der Staat das Verfügbarkeitsentgelt zahlt, ist mit diesem Modell ein bestimmtes politisches<br />
Risiko verbunden. In Gesprächen der EIB mit interessierten Kreisen wurde angeregt, zur<br />
Ausschaltung dieses politischen Risikos einen Garantiefonds für das Verfügbarkeitsentgelt<br />
einzurichten.<br />
4.5. VORAUSSETZUNGEN FÜR DEN ERFOLG VON ÖPP<br />
Ausschlaggebend für eine erfolgreiche ÖPP ist neben der Wirtschaftlichkeit eines Projekts die<br />
länderspezifische Schaffung günstiger Rahmenbedingungen, wozu die folgenden maßgeblichen<br />
Erfolgsfaktoren gehören.<br />
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PE317.527