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m. ÄSTHETISCHES Ql<br />

und Romane einverstanden, so beweist das nur, daß sie entweder<br />

das Wesen der Kinematographie nicht erkannt haben, oder den Wert<br />

ihrer Sprache und ihrer psychologischen Charakterzeichnung sehr<br />

gering anschlagen. Jedenfalls dünkt ihnen die Aussicht auf hohen<br />

pekuniären Verdienst wertvoller, als die intakte Erhaltung des Kunstwertes<br />

ihrer poetischen Schöpfungen. Die Behauptung, daß eine Dichtung<br />

durch das Kino doch wenigstens bekannt werde, daß es doch<br />

schon ein Vortdl sd, wenn wenigstens der InhaU neuerer poetischer<br />

Werke auf diese Wdse dem Publikum vermittelt werde, und daß man<br />

hoffen dürfe, diejenigen Zuschauer, die durch den Film Kenntnis von<br />

ihrem Inhalt eriangt haben, würden dadurch veranlaßt werden, sie auch<br />

im Original zu lesen, trifft sicher nicht die Wahrheit'). Ich sehe also<br />

in diesen Verfilmungen nur eine Schädigung der wahren Poesie und<br />

lehne sie deshalb bedingungslos ab. Ob sie polizeilich oder gesetzlich<br />

verboten werden können, weiß ich nicht, glaube aber, daß nach<br />

dem Vorbild der Denkmal Schutzgesetzgebung auch Gesetze zum Schutze<br />

klassischer Dichtungen gegen Veräußeriicliung und Verballhornung erlassen<br />

werden könnten. Es liegt doch auf der Hand, daß eine Verfilmung<br />

der Mordszene im Tdl, bei der der Monolog Teils wegfällt<br />

und nur das Spannen und Abschießen der Armbrust übrig bleibt eine<br />

Verhunzung der Absichten Schillers bedeuten würde. Und was von<br />

Werthers Leiden übrig bliebe, wenn die Leiden, d. h. die psychologische<br />

Entwicklung wegfiele und nur das Abschießen der Pistole<br />

vorgeführt würde, kann man sich an den Fingern abzählen. Neuerdings<br />

ist sogar Wilhelm Busch verfilmt worden!^). Ein Gesetz, das<br />

einen derartigen Unfug verbietet, würde ich für vollkommen berechtigt<br />

halten ä).<br />

Damit will ich die Kritik des Kinodramas, wie es jetzt ist, be-<br />

') Die Popularisierung dichterischer Werke könnte auch in ganz anderer Form<br />

erreicht werden, nämlich durch eine Verbinduug des Films mit der Rezitation.<br />

Man nennt das neuerdings >Sketsch

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