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348 NACHTRÄGE __<br />

literafur ihre verhängnisvolle Rolle weifer spielen. Alles Reden und<br />

Schreiben werde erfolglos sein. Der Film sei nun einmal heute das<br />

natüriiche Gegengewicht gegen die Arbeit, ein »Labsal der Masse« in<br />

der Zeit des ödesten Fabrikbetriebs. Erst wenn die ungünstigen<br />

Arbeitsbedingungen der Großstadt sich gebessert hätten, würde auch<br />

die Filmwuf abnehmen. Diese Resignation ist nicht gerade das, was<br />

man von einem Kinoreformer veriangt. Wenn so die allgemeine Stimmung<br />

in der Filmliga sein sollte, so wird diese keine großen Wirkungen<br />

auf Verbesserung des Films ausüben. Sie wird vielmehr bald<br />

in die ausgefahrenen Gleise des industriellen Betriebs einmünden.<br />

Nach Dr. Franz Pauli, »Zum Problem des Films«, gehört dieser<br />

trotz aller Anfeindungen doch zur Kunst Zwar spiele bei ihm die<br />

Technik eine sehr große Rolle und er müsse deshalb zur Industrie<br />

gerechnet werden. Allein der Unterschied zwischen Kunst und Industrie<br />

sei nicht so groß, wie gewöhnlich angenommen werde und wie<br />

noch kürzlich im Werkbund von Pölzig gesagt worden sei. Es<br />

gebe keinen grundsätzlichen qualitativen Unterschied zwischen beiden.<br />

Die Art, wie Pauli dies zu beweisen sucht, leidet unter einer gewissen<br />

Konfusion. Die Begriffe Kunst, Technik, Handwerk und Industrie<br />

werden arg durcheinander geworfen. Ich kann darauf hier nicht<br />

näher eingehen und will nur wiederum darauf hinweisen, wie hilflos<br />

unsere Ästhetik isf, solange sie nicht anerkennt, daß das einzige<br />

künstierische Element in allen Schöpfungen des Menschen das illusionäre<br />

isf. Technik, Handwerk und Industrie gehören zusammen,<br />

die Kunst steht ihnen gegenüber als etwas besonderes rein Geistiges<br />

da. Ihr Wesen spricht sich eben in der Illusion aus. Die Frage, ob<br />

der Film Kunst ist oder nicht, kann nur auf dem Umweg über die<br />

andere Frage beantwortet werden, ob er die künstlerische Illusion<br />

kennt oder nicht Der dramatische Film kennt wohl die Illusion, aber<br />

nicht die künstlerische. Die Verbesserung der Technik, die heute in<br />

der Zeit des Amerikanismus, d. h. der Veräußertichung unserer Kultur<br />

immer als die Hauptsache angesehen wird, ist für die Frage Kunst<br />

oder Nichtkunsf ganz gleichgühig. Sie kommt höchstens insofern in<br />

Betracht, als sie den Film immer mehr von der Kunst entfernt Wer<br />

ihn ästhetisch richtig beurteilen will, muß davon ausgehen, daß seine<br />

Stärke bisher durchaus in der Technik, nicht im Geistigen beruht Eine<br />

wirkliche Reform kann sich aber nicht auf technische Erfindungen,<br />

sondern immer nur auf Steigerung und Verfeinerung des Geistigen<br />

beziehen, soweit eine solche überhaupt möglich ist<br />

Wie sehr die Worfführer der Filmliga sich über die äsihetischen<br />

Wirkungen des Films im unklaren sind, kann man schon daraus erkennen,<br />

daß Pauli der weißen Wand im schroffsten Gegensatz zu Pütz

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