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111. ÄSTHETISCHES 67<br />

einem landschaftiichen Naturfilm sehen wir zwar vom Felsen herabstürzen,<br />

allein wir hören das Geplätscher des Wassers nicht Bei der<br />

Darstellung einer festiich bewegten Volksmenge, die irgend ein wichtiges<br />

Ereignis feiert, sehen wir zwar, wie die Menschen Hüte und<br />

Taschentücher schwenken, aber wir hören sie nicht Hurra rufen. Das<br />

ist zunächst einmal insofern störend, als es einen Widerspruch in sich<br />

schließt Nämlich den Widerspruch zwischen der Geräuschlosigkeit<br />

des Kinobildes, das wir sehen, und den wirklichen Bewegungen, die<br />

die Menschen, das Wasser usw. ausführen. Wir erwarten, wenn wir<br />

eine Bewegung sehen, die in der Wirklichkeit von Geräusch begleitet<br />

ist äuch dieses Geräusch zu hören. Und wir sind enttäuscht, wenn<br />

es ausbleibt Das wird schon mehr als ein Kinobesucher empfunden<br />

haben. Der Gegensatz zur wirklichen Bewegung macht die Geräuschlosigkeit<br />

nur um so fühlbarer. Man fragt sich, was es für einen Zweck<br />

hat den Zuschauer in einer Hinsicht, d. h. durch Einführung der wirklichen<br />

Bewegung zu täuschen, wenn andererseits der Verzicht auf das<br />

Geräusch die Täuschung doch wieder aufhebt oder illusorisch macht<br />

Entsteht dadurch nicht ein unorganischer, unkünstierischer, wenn ich<br />

so sagen soll hinkender Eindruck?<br />

Die Kinoindustrie hat diesen Mangel sehr wohl erkannt Sie hat<br />

daraus gefolgert: Wer A sagt muß auch B sagen. Das heißt sie hat<br />

sich bemüht auch die Geräusche künstlich zu erzeugen. Zwd Formen<br />

kommen dafür in Betracht Die eine besteht in mechanischen Geräuschen<br />

von der Art des Theaterdonners, der bekannttich durch<br />

Schütteln eines großen Bleches hervorgebracht wird. In ähnlicher Weise<br />

wird wohl auch im Kino das Rauschen einer Fontäne, das Rasseln<br />

eines Eisenbahnzuges, der Regen, der Wind, der Sturm usw. imitiert<br />

Die zweite Form ist die Reproduktion des Geräusches durch das<br />

Grammophon. Dabei schwebt der Technik das Ideal der gleichzeitigen<br />

Aufnahme der optischen und akustischen Naturerscheinungen<br />

vor. Gleichzeitig mit der Bewegung, die aufgenommen wird, soll der<br />

Phonograph das dazu gehörige Geräusch aufnehmen. Und bei der Reproduktion<br />

im Kinotheater wirkt beides zusammen. Diese Aufgabe ist<br />

allerdings noch nicht völlig gelöst Die sogenannten «Tonbilder«, von<br />

denen man sich früher einmal so viel versprach, sind aus unseren<br />

Lichtspieltheatern fast ganz verschwunden. Bewegung und Geräusch<br />

sind offenbar schwer zum völligen Zusammenstimmen zu bringen.<br />

Ein singender Mensch z. B. Öffnet, wie ich das wohl beobachtet<br />

habe, den Mund zu anderen Zeiten, als die gesungenen Töne an das<br />

Ohr des Zuschauers dringen. Aber an sich ist das Problem nicht<br />

unlösbar und wird auch gewiß in nicht allzu langer Zeit dnmal gelöst<br />

werden.

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