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lIllIlM - JScholarship

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46 IL ETHISCHES ___^<br />

Kreisen herrschen, die von jeher das Hauptkontingent zum Kinobesuch<br />

gestellt haben? Und wer ist denn am meisten verwahriost und der<br />

Zuchtlosigkeit verfallen ? Die halbwüchsige Jugend, die überhaupt nicht<br />

im Felde war. Gerade sie hat sich aber immer dem Kino mehr oder<br />

weniger verschrieben. In einem Bericht eines Schuldirektors an den<br />

Evangelischen Volksbund heißt es: 4ch habe in meinem Einjährigeninstitut<br />

einen Schüler, der früher seine Arbeit pünktiich geliefert und<br />

insbesondere auch gut auswendig gelernt hat. Er kam dann ins Kinobesuchen,<br />

und nun zeigt sich, daß er furchtbar nachgelassen hat<br />

Willenlos hat er bei der letzten Prüfung gesagt: Ich will zurücktreten.<br />

Auch äußeriich zeigt sich der schlimme Einfluß, Er ist leicht reizbar,<br />

hat müde Augen, schließt sich von den anderen ab und ist, wie ich<br />

offen zu ihm sage, einfach heruntergekommen.« Wie stark oft der<br />

Kinobesuch auf das Gemütsleben Jugendlicher einwirkt, dafür diene<br />

als Beweis, daß sich in Lützelsachsen bei Weinheim kürzlich ein löjähriger<br />

Knabe erhängt hat, weil — seine Mutter ihm den Besuch des<br />

Kinos nicht gestatten wollte.<br />

Endlich muß ich noch eine Seite des Kinodramas erwähnen, die<br />

gewöhnlich nicht beachtet wird, wahrscheinlich weil man sich längst<br />

an sie gewöhnt hat und sich ihrer Gefahren gar nicht bewußt ist<br />

Das ist die politische. Ich meine damit nicht die Darstellungen von<br />

Streiks oder Plünderungen, die besonders in Industriestädten die Voiksmassen<br />

aufreizen können. Oder aber Verhetzungen der Konfessionen<br />

gegeneinander, die ja bei uns zuweilen — infolge der Existenz des<br />

Zentrums — ebenfalls einen politischen Beigeschmack haben. Denn<br />

beides kann ja, wenigstens bei uns in Württemberg, durch Zensur<br />

der Ortsbehörde veiTiindert werden. Vielmehr denke ich an die zahlreichen<br />

Filme, die, vielleicht ohne die Absicht ihrer Urheber, aber<br />

dennoch tatsächlich eine Verhetzung der Stände gegeneinander<br />

zu bewirken geeignet sind.<br />

Wenn man eine große Zahl von Filmen, sexuellen, kriminellen<br />

und sensationellen, nach ihrem Inhalt analysiert und das, was sie alle<br />

miteinander gemeinsam haben, zu ermitteln sucht so macht man die<br />

merkwürdige Beobachtung, daß die Fabel gewöhnlich in zwei einander<br />

entgegengesetzten Gesellschaftskreisen spielt Arm<br />

und reich, Vorderhaus und Hinterhaus, Schloß und Hütte, so könnte<br />

man diesen Gegensatz mit zwei Schlagworten kennzeichnen. Auf der<br />

einen Seite werden uns die Schlösser und Parks des Adels, die reichen<br />

Villen der durch Handel und Industrie emporgekommenen Finanzbarone,<br />

vorgeführt, auf der anderen zeigt man uns die ärmlichen<br />

Kellerwohnungen und Dachkammern der Industriearbeiter, die Höfe<br />

und Ställe der Bauern, Auf der einen Seite läßt man uns die Ballsäle

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