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Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de

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zufrie<strong>de</strong>n fühlt. Also möge die heilbare Psychose nicht zu gering angeschlagen<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

Vergleicht man die Schwangerschaftsmelancholie, mit ihren wie<strong>de</strong>rholten,<br />

ernstgemeinten Selbstmordversuchen, von welchen endlich einer gelingt,<br />

mit <strong>de</strong>r anerkannten These: das Leben <strong>de</strong>r Mutter ist mehr wert als das Leben<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Nasciturus, so wird man glauben, daß hier wenigstens die Abtreibung<br />

Gang und Praxis sei. Dem ist nicht so. Dem künftigen Christen zuliebe o<strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>m künftigen Kuli zuliebe wird die Schwangere in ihrer melancholischen<br />

Umnachtung gehalten und von einem Heere von Wärtern bewacht, bis sie diesen<br />

eines Tages <strong>de</strong>nnoch ein Schnippchen schlägt und sich am Fensterkreuz<br />

erhängt. in an<strong>de</strong>ren Fällen wagen die Psychiater schon gar nicht zur Bewahrung<br />

<strong>de</strong>r Geistesgesundheit etwa einzugreifen und sie sagen, daß man niemals<br />

wissen könne, ob eine Psychose auftreten wird. Man kann es nicht wissen,<br />

aber man kann es häufig mit großer Wahrscheinlichkeit voraussehen.<br />

Z. B. bei einer Frau, die bei vorausgegangenen Geburten irrsinnig war, o<strong>de</strong>r<br />

bei einer Frau, die auffallen<strong>de</strong> Verstimmung zur Schau trägt, vielleicht dabei<br />

in <strong>de</strong>r Ernährung herunter kommt, und in vielen an<strong>de</strong>ren Fällen. Solche<br />

Wahrscheinlichkeit genügt offiziell nicht, nicht einmal das unnennbare Grauen<br />

vor erneuertem Wahnsinn wird für genügen<strong>de</strong> Indikation erachtet und dabei<br />

ist es doch gleichgültig, ob das Grauen gerechtfertigt ist o<strong>de</strong>r nicht.<br />

Nach solchen Proben kann niemand von <strong>de</strong>n Ärzten erwarten, daß die<br />

außeror<strong>de</strong>ntliche aber immerhin noch durchaus physiologische Depression einer<br />

schwangeren Dienstmagd, Gouvernante, Gesellschafterin, die vor <strong>de</strong>r Vernichtung<br />

ihrer Existenz steht, Gna<strong>de</strong> fin<strong>de</strong>n könnte. Hygiene <strong><strong>de</strong>s</strong> Seelenlebens<br />

gibt es nicht.<br />

Eine ungeheuere Angst zieht durch alle Gemüter, die Angst vor <strong>de</strong>r Konzeption.<br />

Die Ehen sind durch diese Angst vergiftet, das vielgepriesene Familienleben<br />

wird durch sie zu einer grimmig—lächerlichen Illusion. Die Jugend,<br />

die aus Angst vor Infektion asketisch lebt und auf ein geregeltes Sexualleben<br />

in <strong>de</strong>r Ehe hofft, wird durch die Angst vor Konzeption enttäuscht. Die Mittel<br />

zur Verhütung <strong>de</strong>r Konzeption zerstören die Nerven, zeitigen Neurosen aller<br />

Art, Angstaffekte, Lebensüberdruß, und nichts an<strong>de</strong>res ist uns übrig geblieben,<br />

als entwe<strong>de</strong>r mehr Kin<strong>de</strong>r in die Welt zu setzen, als wir erziehen können,<br />

und dabei selber materiell zu verkümmern o<strong>de</strong>r zu jenen abscheulichen Prozeduren<br />

zu flüchten, statt <strong>de</strong>ren es besser wäre, sich kastrieren zu lassen. Ein<br />

einziger Stand ist frei von Angst vor Konzeption, das ist die Prostitution. Deshalb<br />

be<strong>de</strong>utet die Prostitution für viele das Höchste an Lebenslust. <strong>Das</strong> dürfte<br />

aber nicht im Sinne <strong><strong>de</strong>s</strong> Gesetzgebers liegen.<br />

Man spricht immerwährend von <strong>de</strong>r sozialen Not und meint dabei <strong>de</strong>n<br />

Hunger. Von <strong>de</strong>r sexuellen Not spricht man nicht. Und doch ist die sexuelle<br />

Not um nichts geringer als die soziale. Wer in Not ist, <strong>de</strong>r geht saufen. Auch<br />

<strong>de</strong>r Mann, <strong>de</strong>r durch Angst vor Kin<strong>de</strong>rsegen um seinen Geschlechtsgenuß betrogen<br />

wird, geht saufen. Hier steckt eine Hauptursache <strong><strong>de</strong>s</strong> Alkoholismus.<br />

Daß er im Rausche, wenn die Überlegung fehlt, <strong>de</strong>nnoch Kin<strong>de</strong>r erzeugt, ist<br />

ein grimmiger Witz <strong>de</strong>r Natur, man könnte sagen: ein genialer Circulus. Die<br />

Tatsache bleibt doch bestehen, daß <strong>de</strong>r gehemmte Geschlechtstrieb in <strong>de</strong>n Alkoholismus<br />

ausläuft. Trinkerasyle wären danach nicht die einzige For<strong>de</strong>rung,<br />

die hier zu stellen ist.<br />

Fassen wir jetzt <strong>de</strong>n medizinischen Teil <strong>de</strong>r Frage zusammen, so ergibt<br />

sich, daß die ärztliche Indikation für <strong>de</strong>n künstlichen Abortus offiziell viel zu<br />

eng gezogen ist. Sie zeigt zwar Ten<strong>de</strong>nz zur Ausbreitung, wird aber niemals<br />

im Stan<strong>de</strong> sein, allen physischen und psychischen Jammer zu beseitigen, <strong>de</strong>r<br />

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