Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de
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en betrachtet wird! Dagegen wur<strong>de</strong> die Frage <strong>de</strong>r Verlängerung <strong>de</strong>r Amtsstun<strong>de</strong>n<br />
mit großem Eifer von <strong>de</strong>r Statthalterei ventiliert und darüber großartige<br />
Erhebungen gepflogen und Rundschreiben erlassen ... Möge es <strong>de</strong>r 'Fackel'<br />
vorbehalten sein, jenem »Personalreferenten« ein Licht in seinem je<strong>de</strong>r<br />
Humanität baren Schä<strong>de</strong>l aufzustecken; vielleicht fin<strong>de</strong>t er dann doch unter<br />
einem Wust von Ziffern und Zahlen ein kleines Endchen von menschlicher<br />
Einsicht. Vielleicht hat <strong>de</strong>r krankhafte Trieb, ein klaffen<strong><strong>de</strong>s</strong> Knopfloch ausgefüllt<br />
zu sehen, noch nicht alle guten Regungen gewaltsam erstickt ... (Es folgen<br />
die Unterschriften.)<br />
[Ein französischer Hofmannsthal.]<br />
Literat. Was hat Herr Salten gegen die griechischen Dramatiker? Aristophanes<br />
ignoriert er einfach. Da wird die Lysistrata—Verflachung <strong><strong>de</strong>s</strong> Herrn<br />
Donnay aufgeführt. Der Kritiker <strong>de</strong>r 'Zeit' lobt <strong>de</strong>n »übermütigen Einfall: man<br />
merkt, daß er eine Quelle für <strong>de</strong>n erotischen Humor sein könnte«. Meilhac<br />
und Halevy, meint er, hätten eine sprühen<strong>de</strong> Operette daraus gemacht. im<br />
Ganzen aber dürfe man wohl sagen: »ein Deutscher hätte das heute besser,<br />
hätte es französischer gemacht.« Und wie hat es ein Grieche gemacht? Herr<br />
Salten erinnert sich bei <strong>de</strong>n ersten Szenen sofort an das »Weiberdorf« <strong>de</strong>r<br />
Klara Viebig. An Anzengruber schon nicht mehr. Und an Aristophanes schon<br />
gar nicht mehr. Den Sophokles, <strong>de</strong>n Herr von Hofmannsthal im Gegensatz<br />
zum Übersetzer <strong><strong>de</strong>s</strong> Herrn Donnay auf <strong>de</strong>m Theaterzettel nennt, kann ein Kritiker<br />
schwerer übersehen. Aber dafür scheint er hier umso tiefer von <strong>de</strong>r<br />
Überzeugung durchdrungen zu sein, daß <strong>de</strong>r Wiener »das heute besser gemacht«<br />
hat. Nun könnte vielleicht auch ein Franzose das heute besser machen<br />
als Sophokles. Wenn aber Sophokles ins Französische übersetzt wird,<br />
wie nennt man das? »Der französische Sophokles«? Weit gefehlt! Man nennt<br />
es: »Der französische Hugo v. Hofmannsthal«. Wer die Notiz, die am 7. Februar<br />
in <strong>de</strong>r 'Zeit' stand, nicht selbst gelesen hat. wird mir nicht glauben. Ich<br />
muß sie hierhersetzen:<br />
»(DER FRANZÖSISCHE HUGO VON HOFMANNSTHAL.) UNSER WIENER TRAGIKER,<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong>sen Neubearbeitungen Sophokleischer Tragödien, IHRE<br />
ERFÜLLUNG mit <strong>de</strong>m Geist und <strong>de</strong>r Seele <strong>de</strong>r neuen Poesie, überall<br />
in Deutschland (nur nicht im Wiener Burgtheater) das lebhafteste<br />
Interesse erregten, MACHT NUN AUCH IN FRANKREICH SCHULE ... in <strong>de</strong>r<br />
Comédie Française wur<strong>de</strong> dieser Tage die 'Elektra' <strong><strong>de</strong>s</strong> Sophokles<br />
in einer Übersetzung von Poizat mit großem Erfolg aufgeführt:<br />
Poizat ist <strong>de</strong>r französische Hugo von Hofmannsthal. Er hat nicht<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong>sen <strong>de</strong>utsche Bearbeitung <strong><strong>de</strong>s</strong> Sophokles, wie wir, durch ein<br />
verstümmeltes Telegramm irregeführt, mel<strong>de</strong>ten, ins Französische<br />
übertragen, son<strong>de</strong>rn IM STILE UND GEISTE UNSERES DICHTERS aus<br />
<strong>de</strong>m griechischen Original die Übertragung vorgenommen ... Madame<br />
Silvain feierte einen vollen Triumph und mit ihr <strong>de</strong>r französische<br />
Hugo von Hofmannsthal.«<br />
<strong>Das</strong> ist furchtbar kompliziert. Herr Poizat, <strong>de</strong>r <strong>de</strong>n von Hofmannsthal<br />
mit <strong>de</strong>m Geist <strong>de</strong>r neuen Poesie ERFÜLLTEN Sophokles wie<strong>de</strong>r in seine ursprüngliche<br />
Leere zurückversetzen mußte, um ihn im Stile Hofmannsthals ins Französische<br />
zu übertragen, hätte es wirklich leichter gehabt, wenn er im Sinne<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> verstümmelten Telegrammes <strong>de</strong>r 'Zeit' einfach die <strong>de</strong>utsche Übersetzung<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> griechischen Originals ins Französische übersetzt hätte. In<strong><strong>de</strong>s</strong> ist <strong>de</strong>r Verdacht<br />
begrün<strong>de</strong>t, daß Herr Poizat, <strong>de</strong>r wahrscheinlich nicht <strong>de</strong>utsch kann,<br />
sich's noch leichter gemacht, daß er Herrn von Hofmannsthal we<strong>de</strong>r unmittelbar<br />
noch auf <strong>de</strong>m Umweg über das Griechische ins Französische übertragen,<br />
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