Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de
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loß das letzte Wort gehört habe. Herr Lippowitz irrt. Die Sache verhält sich<br />
vielmehr so: Ich las damals seine Faschingszeitung, ent<strong>de</strong>ckte <strong>de</strong>n an mir verübten<br />
Diebstahl und lief mit <strong>de</strong>n Worten: »Haltet das 'Neue Wiener Journal'!<br />
auf die Straße.<br />
[Ein Telephongespräch.]<br />
Eingeweihter. Zwei telephonische Gespräche. »Hier Weihbischof Marschall.<br />
Kann ich Ihre kaiserlich Hoheit, die Frau Erzherzogin Maria Theresia,<br />
persönlich sprechen?« ... »Kaiserliche Hoheit, ich möchte mir die Erkundigung<br />
erlauben. wie es um das Befin<strong>de</strong>n Seiner kaiserlichen Hoheit, <strong><strong>de</strong>s</strong> Herrn<br />
Erzherzogs Otto, steht.« »'Es steht schlecht (folgt genauere Auskunft). Aber,<br />
pardon, ich erkenne ja heute Ihre Stimme gar nicht. Ist dort <strong>de</strong>r Weihbischof<br />
Marschall persönlich?'« Rrrr .... »Ihre kaiserliche Hoheit läßt fragen, mit wem<br />
sie soeben in telephonischer Verbindung war.« Antwort <strong><strong>de</strong>s</strong> Telephonamtes:<br />
»Mit <strong>de</strong>r Redaktion <strong>de</strong>r 'Zeit'« 1 .<br />
[Die Pariser Uhr.]<br />
Astronom. Herr Auernheimer, <strong>de</strong>r unter Verzicht auf die zionistische<br />
Thronfolge das geistige Erbe seines Oheims Herzl — es sieht fast schon wie<br />
eine Geistverlassenschaft aus — in <strong>de</strong>r 'Neuen Freien Presse' angetreten hat,<br />
schrieb kürzlich: » ... weil hier (in Paris) die Weltuhr, WIE DIE GEWÖHNLICHE, <strong>de</strong>r<br />
osteuropäischen um eine Stun<strong>de</strong> voraus ist«. Die 'Neue Freie Presse' <strong><strong>de</strong>s</strong>avouiert<br />
man nicht gern, und so wird <strong>de</strong>r Sonne nichts an<strong>de</strong>res übrig bleiben, als<br />
von jetzt an im Westen aufzugehen. Der Tag besteht ja längst aus Morgen—<br />
und Abendblatt, und weitere Adaptierungen im Weltenraum wer<strong>de</strong>n darum<br />
nicht mehr auffallen.<br />
[Bulldog und Dackel.]<br />
Philister. In WELCHEN Jahrgängen <strong>de</strong>r 'Fliegen<strong>de</strong>n Blätter' die Witze <strong><strong>de</strong>s</strong><br />
'Simplicissimus' zu fin<strong>de</strong>n sind — jene, die nicht die zeichnerische Satire eines<br />
Th. Th. Heine mitgeboren hat —, läßt sich so leicht nicht feststellen. Zu fin<strong>de</strong>n<br />
sind sie. Der bissige Bulldog entpuppt sich immer mehr als <strong>de</strong>r gutmütige<br />
Dackel, <strong>de</strong>r »hergeht o<strong>de</strong>r net«, sobald die Herren Braun & Schnei<strong>de</strong>r es<br />
wünschen, als ein zahmes Schoßhündchen, das am Herd <strong><strong>de</strong>s</strong> <strong>de</strong>utschen Familienheims<br />
stehen darf und stinken. Fehlt nicht viel, und wir erleben Witztitel<br />
von <strong>de</strong>r bekannten Art: »Ein Schwerenöter«, »Abgeblitzt«. »Gut gegeben«,<br />
»Übertrumpft«, »Immer <strong>de</strong>rselbe«, »Schlagfertig«, »Durch die Blume«, »Ein<br />
Praktikus« usw. Herr Reznicek war ja stets <strong>de</strong>r gefällige Vermittler zwischen<br />
dieser und <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Welt, und <strong>de</strong>r jetzt überall grassieren<strong>de</strong> Kantinenhumorist<br />
tut das Seine, um die Satire <strong><strong>de</strong>s</strong> 'Simplicissimus' gemütlich zu machen:<br />
Schmücke <strong>de</strong>in Heim mit Roda Roda! Seit<strong>de</strong>m aber die Len<strong>de</strong>nkraft <strong><strong>de</strong>s</strong> Simplicissimus—Geistes<br />
in eine neue Gründung <strong><strong>de</strong>s</strong> Verlags Langen versiegen gegangen<br />
ist, in <strong>de</strong>n trostlosen 'März' — eine »Halbmonatsschrift für <strong>de</strong>utsche<br />
Kultur«, die sich in <strong>de</strong>r Tagespresse als »Mo<strong>de</strong>rn! Aktuell! Fesselnd! Interessant!«<br />
inseriert —, bleibt für <strong>de</strong>n Text <strong><strong>de</strong>s</strong> Stammblatts auch nicht einmal<br />
mehr die Langeweile übrig. Und so wird die noch immer ungewöhnlich wirksame<br />
Zeichnerkraft wahllos mit <strong>de</strong>n ältesten Späßen garniert, <strong>de</strong>ren man nur,<br />
auf die Humorpostille <strong>de</strong>r 'Fliegen<strong>de</strong>n Blätter' gebückt, habhaft wer<strong>de</strong>n konnte.<br />
Freilich, einen Witz wie <strong>de</strong>n an <strong>de</strong>n »lieben Simplicissimus« adressierten<br />
in Nr. 45 von <strong>de</strong>m Professor <strong>de</strong>r französischen Sprache, <strong>de</strong>r sterbend sagt:<br />
»Je meurs ou je tue meurs; on peut dire tous les <strong>de</strong>ux 2 «, hätte das sorgfältig<br />
1 Solche Anrufe bringen auch heute noch etwas Freu<strong>de</strong> in unsere düstere Zeit. Unvergessen<br />
ist das Gespräch <strong>de</strong>r hessischen SPD—Chefin Ypsilanti (auch Lügilanti genannt) mit Herrn<br />
Müntefering. Es war aber nicht die Berliner SPD—Zentrale, son<strong>de</strong>rn ein regionaler Rundfunksen<strong>de</strong>r<br />
am Apparat.<br />
2 “Ich sterbe o<strong>de</strong>r ich tumore (im Französischen Wortspiel tu meurs mit Tumor); man kann<br />
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