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Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de

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dakteure hatte Gelegenheit. Der Priester war gegangen, <strong>de</strong>r Tod zögerte an<br />

<strong>de</strong>r Schwelle, und <strong>de</strong>r Vertreter <strong><strong>de</strong>s</strong> 'Extrablatts' ging hinein ... <strong>Das</strong> Befin<strong>de</strong>n<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Bürgermeisters mußte sich von diesem Augenblick an bessern. Es wäre<br />

ein unerträglicher Gedanke gewesen, daß Wiens allerchristlichster Bürgermeister<br />

<strong>de</strong>m Priester ein Interview bewilligt und <strong>de</strong>m Reporter eine Beichte<br />

abgelegt hat.<br />

ANTWORTEN DES HERAUSGEBERS.<br />

[Die Meldzettel—Revolution.]<br />

Mieter. Ich habe neulich meinen Artikel über die wienerische Meldzettel<br />

—Revolution mit einem Datum versehen müssen. Solche Neuerung empfiehlt<br />

sich bei Betrachtungen, <strong>de</strong>ren Stoffgebiet die noch während <strong><strong>de</strong>s</strong> Schreibens<br />

fortgesetzte Diskussion mit je<strong>de</strong>m Tage verän<strong>de</strong>rt. Und beson<strong>de</strong>rs empfahl sie<br />

sich in diesem Falle, wo an <strong>de</strong>m Tag, an <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r Artikel erschien, die Vermutung<br />

eines behördlichen Faschingsulks bereits veraltet war und <strong>de</strong>m Anblick<br />

eines behördlichen Katzenjammers weichen mußte. Wie soll man als Publizist<br />

»aktuell« bleiben, wenn die offiziellen Persönlichkeiten, die soeben noch mutig<br />

eine dumme Reform verteidigt haben, vor <strong>de</strong>n Leitartikeln <strong>de</strong>r 'Neuen<br />

Freien Presse' blitzartig in <strong>de</strong>ren Hinterteil verschwin<strong>de</strong>n? Gestern galt's<br />

noch die Einsicht zu preisen, und heute steht schon die Tapferkeit zur Diskussion.<br />

Wo ist <strong>de</strong>r Statthalter, <strong>de</strong>r gestern noch das Wort, das Flügel annehmen<br />

wollte, sprach, »durch die Ausschaltung <strong><strong>de</strong>s</strong> Hausmeisters müßte <strong>de</strong>r Verwaltungsapparat<br />

zum Stocken gebracht wer<strong>de</strong>n«? Wo steckt <strong>de</strong>r Polizeipräsi<strong>de</strong>nt,<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n neuen Meldzettel soeben für ein »fait accompli 1 « erklärt hat? Kläglicher<br />

hat sich <strong>de</strong>r behördliche Masochismus <strong>de</strong>r strengen Behandlung einer<br />

massieren<strong>de</strong>n Presse noch nie gefügt 2 . »Ha, was bin ich?« »'Du bist meine<br />

Herrin!'« »Was ist <strong>de</strong>r Hausmeister?« »'Entbehrlich!'«. »Ist <strong>de</strong>r neue Meldzettel<br />

ein fait accompli?« »'Nein, er ist ein Blödsinn!«. Wie das immer <strong>de</strong>r Fall<br />

ist, revanchiert sich die ge<strong>de</strong>mütigte Männerschwäche an <strong>de</strong>n Wehrlosen.<br />

Den Mut, <strong>de</strong>n <strong>de</strong>r verprügelte Bürokratismus gegen die Presse nicht aufbringt,<br />

gewinnt er gegenüber jungen Mädchen, die bei einem Karnevalsfest<br />

Jux—Meldzettel verteilen, und die Polizei betätigt durch ein schleuniges Verbot<br />

ihr Streben, wenigstens auf einem Narrenabend <strong><strong>de</strong>s</strong> Männergesangvereins<br />

ernst genommen zu wer<strong>de</strong>n. Ein rühren<strong>de</strong>res Schauspiel behördlicher<br />

Selbstaufopferung ward seit langem nicht <strong>de</strong>r Öffentlichkeit geboten. Zuerst<br />

ein Vorstoß <strong>de</strong>r Dummheit. Dann winkt die 'Neue Freie Presse', und es erfolgt<br />

ein Rückzug, wie er hurtiger nicht gedacht wer<strong>de</strong>n kann. Tag und Nacht fin<strong>de</strong>n<br />

»Bezirksleiterkonferenzen« statt, die tiefsten technischen Probleme wer<strong>de</strong>n<br />

aufgerollt, um das Meldzettelformular <strong>de</strong>m gefürchteten Blick <strong><strong>de</strong>s</strong> Hausmeisters<br />

unzugänglich zu machen und diesem ein Geheimnis vorzuenthalten,<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong>sen er soeben noch in erhöhtem Maße teilhaftig wer<strong>de</strong>n sollte. Hausmeisterdämmerung<br />

— unendliche Melodie ... Ein »Komitee zum Studium <strong>de</strong>r Reform<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Meldzettels« — gibt es etwas Österreichischeres? Und ihm gegenüber<br />

steht ein »Verein zur Abschaffung <strong><strong>de</strong>s</strong> Meldzettels«. Wenn die 'Neue<br />

1 Merkel: “dazu gibt es keine Alternative!“<br />

2 Auch haute noch verschwin<strong>de</strong>n einstmals weitbekannte “Persönlichkeiten.“ Wo sind eigentlich<br />

die Lumpen, die uns <strong>de</strong>n Euro, so stabil wie die D—Mark brachten? Heute muß<br />

<strong>de</strong>r Euro gerettet wer<strong>de</strong>n, “koste es, was es wolle!“ Wo sind die, die <strong>de</strong>n großen Kredit<br />

an Griechenland organisierten, <strong>de</strong>r soviel Gewinn (wegen Zinsdifferenz) abwerfen sollte?<br />

Es ist schon lange klar, daß wir das Geld (es ist unser Geld!) nie wie<strong>de</strong>rsehen wer<strong>de</strong>n.<br />

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