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Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de

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Wandlung.<br />

Von Margarethe Beutler.,<br />

Ich fühle mich so grauenvoll verän<strong>de</strong>rt,<br />

Ich bin nicht ich, ein Frem<strong><strong>de</strong>s</strong> wohnt in mir,<br />

Aus diesen Augen, flackernd und umrän<strong>de</strong>rt,<br />

Blickt hinterlistig ein gereiztes Tier.<br />

in wil<strong>de</strong>m Brüten wandle ich die Tage,<br />

Ich bin nicht ich, und weiß nicht, wer ich bin —<br />

Und weiß nur eins: daß ich ein Wesen trage,<br />

Und daß ich neuen Lebens Hüterin ...<br />

Und wie ich selbst mir täglich frem<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>,<br />

Wird fremd und sinnlos mir Geburt und Tod,<br />

Und fremd das tolle Blühen dieser Er<strong>de</strong>,<br />

Und fremd <strong>de</strong>r eignen Fruchtbarkeit Gebot — —<br />

Natur, Du Törichte! — Nimm diese Bür<strong>de</strong>,<br />

Die Frucht, die ohne Segen schwillt und Glück,<br />

Die ich hinschleppe ohne Mutterwür<strong>de</strong>,<br />

Eh' sie ins Leben reift — nimm sie, zurück! — —<br />

Die Voraussetzungen <strong><strong>de</strong>s</strong> Theaters.<br />

Von allen Künsten ist die Kunst <strong><strong>de</strong>s</strong> Theaters die gewalttätigste, brutalste.<br />

Sie springt nicht nur mit ihrem Rohstoff — <strong>de</strong>m lei<strong>de</strong>nschaftlich bewegten<br />

Leben — herrischer um als alle an<strong>de</strong>ren Künste, in<strong>de</strong>m sie ihn einem unerbittlichen,<br />

unnatürlichen, mit Absicht hemmen<strong>de</strong>n und alle Lei<strong>de</strong>nschaft immer<br />

wie<strong>de</strong>r zurückstauen<strong>de</strong>n Schema einfügt, sie ist auch in ihren Mitteln drastischer,<br />

in ihrer Wirkung unmittelbarer, erschüttern<strong>de</strong>r. Sie ist ihrem Wesen<br />

nach eine wun<strong>de</strong>rbar belebte Alfresko—Kunst. Nietzsche nennt sie die Kunst<br />

<strong>de</strong>r »Verzauberung«. Und in <strong>de</strong>r Tat erscheinen das Leben und wir selbst uns<br />

durch <strong>de</strong>n Apparat <strong><strong>de</strong>s</strong> Theaters verän<strong>de</strong>rt, verzaubert, zu übersinnlicher Be<strong>de</strong>utung<br />

emporgehoben. Wir sind im Theater »außer uns«, im Banne eines<br />

frem<strong>de</strong>n, außergewöhnlichen, nur von unserem Gefühle geahnten Lebens. in<br />

einer ästhetisch verzärtelten und zugleich skeptischen Zeit wird daher die<br />

Theaterkunst nicht als ein in hieratischer Glut erstrahlen<strong><strong>de</strong>s</strong> Mysterium, son<strong>de</strong>rn<br />

als Anachronismus, als fremdartige, fast barbarische Vergröberung <strong>de</strong>r<br />

Kunst empfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. in einer solchen Zeit wird man das Theater »reformieren«,<br />

in<strong>de</strong>m man es als Gesamtkunst auflöst und in eine Reihe von Einzelkünsten<br />

zerlegt, in<strong>de</strong>m man ein Theater für die Ohren, ein Theater für die Augen,<br />

ein Theater für <strong>de</strong>n Verstand, ein Theater für das Gefühl, ein Theater für<br />

die Bildung und ein Theater für die Naivität schafft. Man wird die Hieratik,<br />

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