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Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de

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en, daß die Hemmungen gegen Meuchelmord und Totschlag im Volke zu<br />

schwach wer<strong>de</strong>n, mit an<strong>de</strong>ren Worten: wer gewohnt ist Kin<strong>de</strong>r umzubringen,<br />

verliert die Achtung vor <strong>de</strong>m Leben auch <strong><strong>de</strong>s</strong> Erwachsenen.<br />

Es ist also zu sagen, daß die Fruchtabtreibung die Bevölkerungszunahme<br />

durchaus nicht in <strong>de</strong>m hohen Gra<strong>de</strong> schädigt, wie man gewöhnlich behauptet,<br />

weil die wi<strong>de</strong>rwillig geborenen Kin<strong>de</strong>r mit mehr o<strong>de</strong>r weniger Nachhilfe<br />

zu sterben pflegen. Und hieße es doch nur immer Sterben! Aber es heißt<br />

Armut und Entbehrung, es heißt Rachitis, Tuberkulose und Verblödung, es<br />

heißt Lei<strong>de</strong>n, tausendfältiges Lei<strong>de</strong>n, es heißt Verkümmern und Elendsein.<br />

Für solche Geschöpfe trifft zu, was ein griechischer Weiser erfand: <strong>Das</strong> Beste<br />

für <strong>de</strong>n Menschen ist nicht geboren wer<strong>de</strong>n und wenn er geboren ist, so<br />

schnell als möglich zwei Klafter unter die Er<strong>de</strong>. Ein Rundgang durch die Spitäler,<br />

die Kin<strong>de</strong>rspitäler zumal, ist <strong>de</strong>m Gesetzgeber zu empfehlen. Mit <strong>de</strong>m<br />

Worte Not ist alles gesagt. Der Staat kann nicht verbieten, wozu die Not<br />

zwingt. Warum verbietet er nicht auch die Auswan<strong>de</strong>rung, wenn ihm gar so<br />

viel an Bevölkerungszunahme gelegen ist? Warum zwingt er nicht zu Eheschließungen?<br />

in langen, blutigen Kämpfen ist das Recht <strong>de</strong>r Freizügigkeit erworben<br />

und zum Staatsgrundgesetz gewor<strong>de</strong>n. Wollte <strong>de</strong>r Staat hier einsetzen,<br />

dann wür<strong>de</strong> er sehr bald die Grenzen seiner Macht erkennen. Aber bei<br />

<strong>de</strong>m Verbot <strong>de</strong>r Fruchtabtreibung stehen die bei<strong>de</strong>n Stützen hinter ihm, <strong>de</strong>ren<br />

Repräsentant er ist: Kapital und Kirche. Die Kirche ist wenigstens ehrlich.<br />

Kin<strong>de</strong>r müssen geboren wer<strong>de</strong>n, sonst kann man sie nicht taufen. <strong>Das</strong> ist einfältig,<br />

aber verständlich, aufrichtig, ehrlich. Die große heuchlerische Megäre<br />

ist <strong>de</strong>r Kapitalismus. Zwar sieht es für <strong>de</strong>n ersten Blick so aus, als läge die<br />

Vermin<strong>de</strong>rung <strong><strong>de</strong>s</strong> Kin<strong>de</strong>rsegens im Interesse <strong><strong>de</strong>s</strong> Kapitals. Die großen Vermögen<br />

wer<strong>de</strong>n durch Aufteilung zersplittert, und bürgerliche Beurteiler <strong>de</strong>r<br />

Frage pflegen mit Emphase gegen Genußsucht und Eitelkeit <strong>de</strong>r Frauen zu<br />

wettern, die angeblich die Hauptursachen <strong>de</strong>r Fruchtabtreibung seien. Wir<br />

wissen das besser. Die ledige Magd, die Bauarbeiterin will durch Schwangerschaft<br />

nicht am Besuche von Theater und Konzert gehin<strong>de</strong>rt sein, die Bäuerin<br />

im Feld fürchtet für die Schönheit ihrer Taille! Die paar reichen Leute, die aus<br />

Genußsucht Kin<strong>de</strong>rsegen nicht wünschen, die wissen sich zu helfen trotz<br />

§§ 144 ff., sie haben so viele o<strong>de</strong>r so wenig Kin<strong>de</strong>r als sie wollen. Mancher<br />

Arzt müßte sonst um <strong>de</strong>n schönsten Teil seiner aurea praxis kommen. Aber<br />

die an<strong>de</strong>ren Frauen, die Armen, die Enterbten sollen gebären, bis sie so zahlreich<br />

wer<strong>de</strong>n, wie Sand am Meere, hun<strong>de</strong>rttausend Kulis, die in <strong>de</strong>n Fabriken<br />

<strong><strong>de</strong>s</strong> Kapitals die Rä<strong>de</strong>r drehn, die <strong>de</strong>n Pauperismus vermehren, die das Menschenmaterial<br />

und die Arbeit entwerten. Es ist klar, warum <strong>de</strong>r Klassenstaat<br />

die Fruchtabtreibung verbietet. Die Kirche braucht Christen, <strong>de</strong>r Militarismus<br />

braucht Rekruten, <strong>de</strong>r Kapitalismus braucht Kulis, alle brauchen Wehrlose.<br />

Wir sehen also, daß die durch Verbot <strong>de</strong>r Fruchtabtreibung garantierte<br />

Bevölkerungszunahme für einen aufgeklärten und <strong>de</strong>mokratischen Staat nicht<br />

wünschenswert ist. Die §§ 144 ff. müssen nicht nur fallen, son<strong>de</strong>rn so gut wie<br />

die Freizügigkeit gewährleistet ist, so gehört in das Staatsgrundgesetz <strong>de</strong>r<br />

Satz: Keine Frau kann zur Austragung ihrer Leibesfrucht gezwungen wer<strong>de</strong>n.<br />

Die heute geächteten Vertreter dieses Satzes sind die Apostel <strong>de</strong>r Zukunft.<br />

Neben <strong>de</strong>m <strong>de</strong>rzeit kriminellen gibt es auch einen ärztlich indizierten<br />

Abortus. Vor kurzem galten außer mechanischen Hin<strong>de</strong>rnissen <strong>de</strong>r Geburt<br />

und Austragung, wie hochgradige Beckenverengung, Blutungen, kaum eine<br />

8<br />

III.

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