Das größte Verbrechen des Strafgesetzes. - Welcker-online.de
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nung Ausdruck, daß einer, <strong>de</strong>r zum Handlungsreisen<strong>de</strong>n nicht taugt, nicht<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong>halb allein schon Forschungsreisen<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n sollte. Nun geben mir die<br />
Erfahrungen, die Herr Trebitsch in Grönland gemacht hat, recht. Die »rassenreinen«<br />
Grönlän<strong>de</strong>r, hören wir, mögen die »Dänen« nicht. Und beson<strong>de</strong>rs<br />
nicht die in Grönland ganz unnötigen »dänischen Kaufmannsgehilfen«, <strong>de</strong>nen<br />
sie nicht einmal die wissenschaftliche Absicht glauben. Als Herr Trebitsch in<br />
Grönland ankam, hörte er auch sofort die Melodie: »Haben Sie nicht <strong>de</strong>n kleinen<br />
Kohn gesehn?« Wie eine plötzliche Eingebung überkam es die Grönlän<strong>de</strong>r;<br />
nicht <strong>de</strong>n Einzugsmarsch aus Tannhäuser sangen sie, son<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n kleinen<br />
Kohn. Was nun die Warnung vor <strong>de</strong>n dänischen Kaufmannsgehilfen betrifft,<br />
so scheint sie bei <strong>de</strong>n Grönlän<strong>de</strong>rinnen zu wirken. Sie tragen, wie Trebitsch<br />
feststellen muß, »europäische Frauenhem<strong>de</strong>n, die sie an einem<br />
Ausschnitt am RÜCKEN stolz sehen lassen« ... Die Unbeliebtheit <strong>de</strong>r Dänen in<br />
Grönland dürfte aus <strong>de</strong>nselben Grün<strong>de</strong>n zu erklären sein, die die Unpopularität<br />
<strong>de</strong>r ENGLÄNDER in Wien erklären. Die Hochzeit <strong><strong>de</strong>s</strong> Honorable ROTHSCHILD hat<br />
also hier tatsächlich stattgefun<strong>de</strong>n, und das prunkvolle Gesellschaftsbild, in<br />
<strong>de</strong>m es von irländischer Guipure, indischer Sei<strong>de</strong> und Kamtschatka—Biber<br />
strotzte, die Fülle <strong>de</strong>r Lords wur<strong>de</strong> nur durch die plötzliche Nennung <strong><strong>de</strong>s</strong> Rabbiners<br />
Kecskemety aus Großwar<strong>de</strong>in einigermaßen beeinträchtigt. Die gesamte<br />
österreichische Presse sollte einen guten Tag haben. An <strong><strong>de</strong>s</strong> Tempels Pforte,<br />
wo sonst die gewöhnlichen Schnorrer warten, drängten sich diesmal die<br />
Chefredakteure. Aber übel vergalten sie die empfangene Wohltat. Im großen<br />
ganzen hat die Presse einen Mißton in die Festesstimmung gebracht. Während<br />
sich kleinere Blätter taktvoll darauf beschränkten, die Menukarte abzudrucken,<br />
war z. B. das 'Neue Wiener Tagblatt' so boshaft, sich die ganze Re<strong>de</strong><br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> Oberrabbiners Gü<strong>de</strong>mann nach <strong>de</strong>m Inseratentarif honorieren zu lassen.<br />
<strong>Das</strong> Großwar<strong>de</strong>iner Blatt genoß <strong>de</strong>n Vorzug, ein Handschreiben <strong>de</strong>r Braut —<br />
in klischierter Schrift — veröffentlichen zu dürfen, in <strong>de</strong>utscher Übersetzung<br />
lautet es: »Habe mich von <strong>de</strong>r Stadt Großwar<strong>de</strong>in nicht verabschie<strong>de</strong>t, da ich<br />
hoffe, sie baldigst wie<strong>de</strong>rzusehen. Rozsika Wertheimstein.« <strong>Das</strong> ist — im Herzen<br />
einer Lady — weniger hoffnungsvoll, als es in ihrem Mun<strong>de</strong> klingt. Soll<br />
aber vielleicht nichts weiter be<strong>de</strong>uten als einen Gruß an Großwar<strong>de</strong>in, so anspruchslos<br />
empfun<strong>de</strong>n, wie jener Gruß an die schöne Kaiserstadt an <strong>de</strong>r Donau,<br />
<strong>de</strong>r aus CHILE entboten und durch die 'Neue Freie Presse' übermittelt<br />
wur<strong>de</strong>. Hier wäre nur nachzutragen, daß auch diese Forschungsreise im Auftrage<br />
<strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie <strong>de</strong>r Wissenschaften und nicht, wie man ursprünglich vermutet<br />
hat, im Auftrage <strong><strong>de</strong>s</strong> Gremiums <strong>de</strong>r Wiener Kaufmannschaft unternommen,<br />
ferner, daß die Trümmer von Valparaiso inzwischen besichtigt wur<strong>de</strong>n<br />
und gemäß <strong>de</strong>m Vorschlag eines Lesers <strong>de</strong>r 'Fackel' gesammelt, nach Wien<br />
überführt und <strong>de</strong>m Museum zur Erhaltung von Denkmälern <strong><strong>de</strong>s</strong> Ju<strong>de</strong>ntums<br />
einverleibt wer<strong>de</strong>n dürften. Damit wäre die Angelegenheit zur Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
aller Beteiligten geordnet, wenn nicht in <strong>de</strong>r Redaktion <strong>de</strong>r 'Neuen Freien<br />
Presse' zwischen <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Herausgebern sich eine Meinungsverschie<strong>de</strong>nheit<br />
wegen <strong><strong>de</strong>s</strong> Wertes jener Notiz ergeben hätte, die sich in <strong>de</strong>r Frage ausdrückte:<br />
» Hat Pollack aus Chile gezahlt?« — eine Frage, auf die die <strong>de</strong>zidierte<br />
Antwort erfolgte: »Nu, hat er gezahlt?«<br />
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