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Ganz allgemein wird in der Ästhetik die Frage nach<br />

dem „Schönen“ gestellt, wobei unter schiedli che<br />

Problemfelder beleuchtet werden, u. a. auch im<br />

rahmen von Werk- bzw. Wir kungsästhetik. einerseits<br />

wird nach der theorie des Schönen gefragt, was auch<br />

die Frage nach dem Kunst- bzw. naturschönen umfasst,<br />

aber auch die Frage nach dem Schönen, das<br />

nicht wahrnehmbar ist. andererseits werden Fragestellungen<br />

aufgeworfen nach dem Schö nen in der<br />

Kunst oder aber auch nach der theorie der Kunst,<br />

was einen engen Zusammen hang zur Kunstphilosophie<br />

darstellt. im Prozess der ideengeschichtlichen<br />

entwicklung des Begriffs „Ästhetik“ werden vielschichtige<br />

Verknüpfungen zu anderen philosophischen<br />

Frage stellungen reflektiert, wie z. B. zu erkenntnistheorie,<br />

ethik, anthropologie, religionsphiloso phie,<br />

neurowissenschaften, Medien wissenschaften usw.<br />

daraus ergeben sich vielfältige unterschiedliche<br />

deutungsansätze im phi losophisch-ästhetischen<br />

diskurs. ein grundlegendes Problem der ästhetischphilosophischen<br />

reflexion betrifft die Frage nach<br />

Kriterien zur Beurteilung des Schönen und ihren<br />

intersubjektiven Verbindlichkeiten. diese re flexion<br />

kann im Kern nicht auf erkenntnistheoretische Problemstellungen<br />

bzw. reflexio nen aus dem Bereich<br />

der Philosophie des Geistes verzichten, wie beispielsweise<br />

Baumgarten, Moses Mendelssohn und auch<br />

immanuel Kant darlegen. eine erkenntnistheoretische<br />

künstle risch-argumentative auseinandersetzung finden<br />

wir in Kunstwerken wie z. B. der Surrealis ten rené<br />

Magritte und Salvador dali oder in abstrakten Kompositionen<br />

wie von Wassily Kandinsky oder Kasimir<br />

Malewitsch.<br />

Weiterhin fragt die Ästhetik nach der art und Weise<br />

der Welterschließung in Bildern in ab gren zung zu,<br />

aber auch in Verbindung mit anderen Formen der<br />

Welterschließung wie My then, reli gion oder Wissen-<br />

schaft. in diesem Zusammenhang ist aus der aktuellen<br />

ästheti schen diskus sion das Bild als Wissenschaftsbild<br />

zu beleuchten, das <strong>zum</strong> instrument der<br />

Wissenschaft wird, wie beispielsweise die bildgebenden<br />

Verfahren in der Medizin oder auch digitale<br />

Bilder, ent standen im Zuge moderner technologien.<br />

die ästhetische aus einandersetzung sieht sich hier im<br />

Kontext einer ikonischen durchdringung der realität<br />

u. a. auch mit ethischen und medienwis senschaft-<br />

lichen Fragen konfrontiert. So stellt sich die Frage, ob<br />

wir im Zuge der rasanten ent wicklung dieser Bilder-<br />

philosophische Ästhetik<br />

flut über ausreichendes „Bil derwissen“ verfügen, um<br />

Bilder ausreichend „lesen“ sowie selbstbewusst bzw.<br />

verantwor tungsvoll mit ihnen umgehen zu können –<br />

Fragen, die auch im Kontext der neurowissen schaften<br />

diskutiert werden. Weiterhin setzt sich Ästhetik mit<br />

gesellschaftlich-geschichtlichen, aber auch mit individuellen<br />

Bedingungen der Produktion von ästhetischen<br />

Werken und de ren rezeption auseinander, wie z. B.<br />

politische oder wirtschaftliche Vereinnahmung von<br />

Kunst, Bilderverbote, normative regelungen bildlicher<br />

repräsentation wie etwa zwischen dem 15. und 17.<br />

Jahrhundert, diffamierung und Verfolgung von Künstlern.<br />

der Philosoph und Kunsthistoriker Gottfried<br />

Boehm stellt in der einleitung seines Buches Wie Bilder<br />

Sinn erzeugen. Die Macht des Zeigens die Frage, ob<br />

es im Zuge der vielfältigen aus differenzie rung der<br />

ikonischen erscheinungsformen in heutiger Zeit „so<br />

etwas wie eine gemeinsame Struktur des Bildlichen<br />

überhaupt gibt“.<br />

Begriffe der Ästhetik besitzen eine Geschichtlichkeit.<br />

die auseinandersetzung mit der Ge schichte der<br />

Ästhetik ist immer auch „Dechiffrierungsarbeit an<br />

den Begriffen“ (Michel Foucault: Die Ordnung der<br />

Dinge). Begriffe werden dabei verstanden als Wissensspeicher<br />

der epochen von der antike zur Postmodernen.<br />

diese aufzufinden und im soziokulturellen Kontext<br />

zu reflek tieren liegt u. a. im aufgabenbereich der<br />

Geschichte der Ästhetik (Archäologie des Wissens).<br />

Foucault spricht in seiner Schrift Andere Räume<br />

vom raum, „in dem sich die Erosion unseres Lebens,<br />

unserer Zeit und unserer Geschichte abspielt“, ein<br />

„Raum des Außen“, in dem wir als individuen leben<br />

und in dem wir uns in einem Beziehungs geflecht<br />

von „Platzierungen“ definie ren.<br />

Kulturelle umbrüche, die entwicklung von technik<br />

und Medien sowie die rasante entwick lung in den<br />

empirischen Wissenschaften haben zu Veränderungen<br />

in ästhetischem empfin den, ästheti schem ausdruck<br />

und urteil beigetragen. nach Gottfried Boehm implizieren<br />

das lesen und das interpretieren von Bildern<br />

neue Herausforderungen im Hinblick auf die Frage<br />

„Was ist ein Bild?“ (so auch der titel seines Hauptwerks).<br />

Boehm spricht von einem „iconic-turn“ in einer Zeit<br />

der Bilderflut. Philosophische Bildtheorien erfordern<br />

interdisziplinäre ansätze und bedürfen des inter dis-<br />

ziplinären dialogs, z. B. mit Kunsttheorie, Kunstgeschichte,<br />

archäologie oder naturwissenschaf ten.<br />

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