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das antike Verständnis hat im Gegensatz zur kantischen<br />

auffassung nicht das moralisch gute Han deln<br />

<strong>zum</strong> Hauptgegenstand der ethik, sondern das im<br />

Ganzen gelingende, gute leben. im Zentrum der antiken<br />

teleologischen tugendethik steht das umfassende<br />

Strebensziel der „eudaimonia“. Fragen des guten Handelns,<br />

die der antiken ethik nicht fremd sind, tauchen<br />

in diesem Paradigma von ethik auf im Kontext der<br />

Frage nach dem guten leben. tugenden – aristoteles<br />

unterscheidet zwischen den ethischen und den dianoetischen<br />

tugenden – sind erworbene Gewohnheiten,<br />

richtungen, die das denken, Wollen und Handeln<br />

schon genom men hat und die als wertvoll erachtet,<br />

als gut beurteilt werden. die instanz dieser Beurteilung<br />

ist nach aristoteles die Klugheit. Sie vermittelt<br />

auch den Grundsatz des Maßhaltens in der Befolgung<br />

von tugenden. ethik kommt die aufgabe der intersub-<br />

jektiven Verständigung zu, verfolgt bei aristoteles<br />

damit eine soziale integration der Bürgerinnen und<br />

Bürger der Polis und eine auf klärung über die Ziele<br />

des Strebens nach Selbstverwirklichung, weshalb die<br />

antike ethik gängigerweise auch als Strebensethik<br />

charakterisiert wird. innerhalb der ethischen tugenden<br />

hat in der Nikomachischen Ethik die Gerechtigkeit den<br />

höchsten rang inne. alle gelingenden tätigkeiten, in<br />

denen sich die tugend vollzieht, werden von einem<br />

Gefühl der lust begleitet, das die tätigkeit vollendet.<br />

die höchste Glückseligkeit sieht aristoteles in der<br />

selbstgenüg samen tätigkeit von Wissenschaft und<br />

Philosophie.<br />

normative aussagen der ethik sind eng verbunden<br />

mit Fragen nach dem Wertefundament von ethischen<br />

argumentationsweisen. Jedes ethische argumentieren<br />

setzt ein bestimmtes Wertefundament voraus, das<br />

die ethische argumentation überhaupt erst legitimiert.<br />

theolo gisch argumentierende ethiken <strong>zum</strong><br />

Beispiel nehmen letztlich immer Bezug auf den göttli<br />

chen Willen, der den Orientierungsmaßstab für das<br />

menschliche Handeln darstellt. auch im Kontext einer<br />

theologischen ethik kann das Subjekt eine relative<br />

autonomie genießen, so <strong>zum</strong> Beispiel bei thomas von<br />

aquin in der auslegung des Gewissens als Stimme<br />

Gottes. nach norbert Hoerster sind die wichtigsten<br />

ethischen argumentationsweisen theologisch, deontologisch,<br />

utilitaristisch oder egoistisch begründet<br />

(dieter Birnbacher, norbert Hoerster (Hg.): Texte<br />

zur Ethik, Einleitung). ethische urteile zielen − so<br />

Hoerster − dabei auf das menschliche Handeln<br />

selbst oder auf die auswirkungen, die Kon sequenzen<br />

desselben (Konsequentialismus). die ethischen<br />

urteile sind dabei immer katego risch und erheben<br />

den anspruch auf universale Gültigkeit − eine these<br />

übrigens, dem der ethische Kontextualismus nicht<br />

folgt. es geht bei diesen argumentationsweisen darum,<br />

die Prinzipien aus<strong>zum</strong>achen, von denen aus ethik<br />

und Moral eine letztbegründung erfahren können.<br />

nach annemarie Pieper folgen die wichtigsten ethiken<br />

in der Geschichte der Philo sophie dem Freiheits-<br />

prinzip, dem nutzenprinzip oder dem Gerechtigkeitsprinzip.<br />

die ethik des kategorischen imperativs sei<br />

das prominenteste Beispiel einer ethik, die das Freiheits-<br />

oder autonomieprinzip, also das Prinzip der<br />

Selbstgesetzgebung der praktischen Vernunft in<br />

anspruch nehme. der angelsächsische utilitarismus<br />

(Jeremy Bentham, John Stuart Mill u. a.) stelle<br />

eine ethik dar, die in anspruchnahme des nutzen-<br />

prinzips den moralischen Wert einer Handlung danach<br />

bemesse, welchen Beitrag diese im Hinblick<br />

auf das größtmögliche Glück möglichst vieler Menschen<br />

leiste. Platons Konzeption des Gerechten in<br />

der Politeia sei herausragendes Beispiel einer Gerechtigkeitsethik<br />

(annemarie Pieper: Ethik; in: dies. (Hg.):<br />

Philosophische Disziplinen. Ein Handbuch).<br />

drei ethische richtungen des 20. Jahrhunderts<br />

scheinen für den aktuellen ethischen diskurs der<br />

Gegenwart besonders erwähnenswert zu sein: die<br />

Verantwortungsethik, die ethik der Kommunikation<br />

und die Gerechtigkeitsethik.<br />

(a) den terminus „Verantwortungsethik“ hat Max<br />

Weber mit seiner unterscheidung von „Gesinnungsethik“<br />

und „Verantwortungsethik“ in den<br />

philosophischen diskurs eingeführt. dem Gesin-<br />

nungsethiker gehe es − so Weber − im Gegensatz<br />

<strong>zum</strong> Verantwortungs ethiker nicht primär um die<br />

Folgen des Handelns. Verantwortung für die Folgen<br />

des Handelns zu übernehmen, zeichnet die futuro-<br />

logisch orientierte Verantwortungsethik von Hans<br />

Jonas aus. Jonas ver steht das Prinzip Verantwortung<br />

als antwort auf die Bedrohungen, die mit der<br />

Möglichkeit des einsatzes modernster technolo-<br />

gien gegeben sind. Vor dem Hintergrund einer<br />

möglichen apokalypse, ausgelöst durch den „entfesselten<br />

Prometheus“, und geleitet durch eine<br />

Heuristik der Furcht, formuliert Jonas einen „neuen<br />

Imperativ“, der die Fern- und nebenwirkungen der<br />

ethik 83

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