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der nach gängiger lehrmeinung als ers ter Philosoph<br />

den Begriff Philosophie im Sinne eines „Strebens nach<br />

Weisheit“ verwendet, sucht auch politischen einfluss<br />

zu gewinnen. die von ihm errichtete Schule ist Vorbild<br />

für die akademie Platons. Für Sokrates vollzieht sich<br />

Philosophie in ge sprochener rede, im dialog, den er<br />

mit den Menschen auf dem Marktplatz austrägt. es<br />

ist das „Ärgernis des Fragens“, das anstoß erregt und<br />

der Grund dafür ist, dass ihm der Prozess ge macht<br />

wird. Platon leitet eine von ihm privat errichtete<br />

akademie, eine Philosophenschule, in der die Schüler<br />

gemeinsam mit dem lehrer eine art lebensgemeinschaft<br />

bilden. Bestandteil des Gemeinschaftslebens<br />

ist das musische Beisammensein und das gemeinsame<br />

Philosophie ren. in Platons Schrift Symposion, in denen<br />

Gäste des dichters agathon, darunter Sokra tes und<br />

Phaidros, während des Symposions reden auf eros<br />

vortragen, wird ein eindruck davon ver mittelt, inwiefern<br />

Philosophie sich in der antike innerhalb von<br />

Gemeinschaft voll zieht. Zu Platons Schülern gehört<br />

aristoteles, der später lehrer alexanders des Großen<br />

wird. epikur lebt gemäß seiner Maxime abseits des<br />

öffentlichen lebens im Verborgenen und strebt keinerlei<br />

politischen einfluss an. als geistiger Führer<br />

einer philosophischen Be wegung lebt er gemeinsam<br />

mit seinen Freunden in einem Garten in athen, in<br />

dem sich seine Schule befindet. im Zentrum seiner<br />

materialistischen Philosophie steht die lehre selbstgenügsamen<br />

Glücks. thomas von aquin ist ein geachteter<br />

Philosoph und theologe seiner Zeit, gleichwohl<br />

er von Seiten der Philo sophie mehr geschätzt<br />

wird als von Seiten der theologie, worauf das Schweigen<br />

der theologi schen Fakultät der universität Paris<br />

nach sei nem tod im Jahre 1274 hindeutet. 1323 wird<br />

thomas allerdings heilig gesprochen und zählt heute<br />

zu den bedeutendsten theologen inner halb der<br />

Geschichte der theologie. eine Spannung zwischen<br />

der autonomie der Vernunft und dem Offenbarungsglauben,<br />

die thomas eigentlich zur Synthese bringen<br />

will, ist nach gängiger lehrmeinung im Werk al ler-<br />

dings vorhanden (vgl. dazu: richard Heinzmann:<br />

Thomas von Aquin; in: Klassiker der Philosophie,<br />

Band 1, hrsg. von Otfried Höffe). Giordano Bruno<br />

wird von der Heiligen inquisition wegen Ketzerei<br />

ver urteilt und nach mehrjähriger Kerkerhaft auf dem<br />

Scheiterhaufen verbrannt. Baruch Spinoza übt den<br />

Beruf eines linsenschleifers aus, um innerlich frei<br />

bleiben zu können; seine Vita ist geprägt von Hingabe<br />

einführung in die philosophie<br />

und der alles beherrschenden unbedingtheit des<br />

erkenntnis strebens. das ethische Ziel, das diesen Geist<br />

der Hingabe <strong>zum</strong> ausdruck bringt, besteht darin, sich<br />

selbst zu betrachten unter dem Gesichtspunkt des<br />

ewigen. Gottfried Wilhelm leibniz gilt als das letzte<br />

universalgenie. das Philosophieren der Frühroman-<br />

tiker ist visio när; die idee des „Symphilosophierens“<br />

erinnert an die Bedeutung des gemeinsamen Philosophierens<br />

in der an tike. Man träumt, in deutlicher<br />

Opposition zur Prosa gesellschaftli cher Verhältnisse,<br />

von der Synthese von Philosophie und Poesie; „progressive<br />

Universalpoesie“ lautet dafür die Formel<br />

Friedrich Schlegels. der philosophische Genius der<br />

Früh romantiker, Fichte, wird des atheis mus bezichtigt<br />

und verliert daraufhin seine Professur an der universität<br />

zu Jena, während Georg Wilhelm Friedrich Hegel<br />

der ansicht ist, dass seine Philosophie, in der der<br />

Weltgeist sich seiner selbst bewusst werde, auch<br />

den Staat repräsentiere. Schwerwiegende Vorwürfe<br />

werden, u. a. von Hanna arendt, Karl löwith und<br />

Hans Jonas, gegen Martin Heidegger hin sichtlich<br />

seines Verhaltens während des natio nalsozialismus<br />

erhoben, einer Zeit, in der es für andere große denker,<br />

wie <strong>zum</strong> Beispiel Hans Jonas, mit ihrer Philosophie<br />

und ihrem ethos un vereinbar war, sich dem ungeist<br />

des regimes auszusetzen, und sie die emigration<br />

wählen muss ten, um ihr leben zu retten. Helmuth<br />

Plessner verlor 1933 seine lehrerlaubnis und musste<br />

ebenfalls den Weg in die emigration gehen. Schwer<br />

getroffen wurden unter anderen jüdische Philosophen,<br />

ins besondere der Frankfurter und Wiener Schule.<br />

in „Sternstunden“ wird die Philosophie der großen<br />

denker geboren – so die these von Otto a. Böhmer<br />

(Otto a. Böhmer: Sternstunden der Philosophie. Von<br />

Platon bis Heidegger). der autor zeigt auf, wie bei den<br />

denkern von der antike bis in die neuzeit „Schlüsselerlebnisse“<br />

die Philo sophie der Philosophen prägen.<br />

Für Kant etwa ist die aus einandersetzung mit der<br />

Philosophie Humes ein solches Schlüsselerlebnis, die<br />

ihn aus seinem „dogmatischen Schlummer“ reißt, wie<br />

er in der Kritik der reinen Vernunft schreibt. Für Fichte<br />

stellt das Studium der Kritik der praktischen Vernunft<br />

das ent scheidende Schlüsselerlebnis dar. Fichte bekennt<br />

daraufhin, er lebe in einer neuen Welt, seit er<br />

die Kritik der praktischen Vernunft gelesen habe. es ist<br />

der Moment, wo er sich von einem deterministischen<br />

Weltbild abwendet und eine Philoso phie der Freiheit<br />

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