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26<br />

kehr ohne anfang und ende könne keine ewige Selig-<br />

keit bzw. erlösung erwartet werden. Somit sei die<br />

ewige Wieder kehr des Gleichen „abscheulich“<br />

(augustinus: Gottesstaat, Xii, 21). die Geschichte<br />

der Menschheit ist nach augustinus univer sal, da sie<br />

von einem einzigen Gott erschaffen und zu einem<br />

einzigen Ziel gelenkt werde. das eigentliche Geschehen<br />

in der Geschichte sei der Kampf zweier reiche,<br />

und zwar zwischen „civitas terrena“ (Brudermörder<br />

Kain) und „civitas Dei“ (abel). Kain, der Mörder, ist<br />

der Gründer des irdischen reiches, des „saeculum“,<br />

abel ist in diesem „saeculum“ der „peregrinus“, der<br />

Pilger zu einem über irdi schen Ziel. Karl löwith sieht<br />

in der augustini schen Ge schichtsauffassung keine<br />

Ge schichtsphilosophie, sondern eine „dogmatische<br />

Auslegung des Christentums in dem Geschehen der<br />

Welt“. Sein Werk diene lediglich dem Zweck, „Gott<br />

in der Geschichte zu rechtfertigen“ (Karl löwith:<br />

Weltgeschichte und Heilsgeschehen, Kap. iX).<br />

4. Fortschrittstheorien und Zeitkategorien<br />

in Aufklärung und Gegenwartsphilosophie<br />

Vertreter der aufklärung wie turgot, condorcet,<br />

Kant, comte, Philosophen des deut schen idealismus<br />

wie Hegel und Materialisten wie Marx und engels<br />

haben Ge schichtsphiloso phien verfasst, die Geschichte<br />

als „Prozess“ darstellen, verbunden mit einem Ziel,<br />

auf das Ge schichte hinausläuft. Geschichtsphilosophische<br />

auseinander setzungen in der Gegenwartsphilosophie,<br />

wie von löwith, Koselleck, Foucault, Jonas,<br />

arendt, nehmen Bezug auf konkrete geschichtliche<br />

ereignisse und Prozesse, insbeson dere auf die Shoah,<br />

wie auch auf ökologische Krisen, und entwickeln hierauf<br />

basie rend philosophische Konzeptionen.<br />

teleologisch orientierte geschichtsphilosophische auf-<br />

fassungen finden ihren ausgang in der aufklärung, wo<br />

Geschichte in einem Grundmuster des Fortschritts<br />

ge dacht wird. das ge schichtsphilosophische Problem<br />

ergibt sich aus der Frage danach, wie die vielfältigen,<br />

auch wi derstreben den individuellen Handlungen und<br />

Ziele von Menschen unter ein Ge samt-telos zu subsumieren<br />

sind. turgot bemüht das erklärungsmuster<br />

einer göttlichen „Vorsehung“ (turgot: Über die Fortschritte<br />

des menschlichen Geistes), Kant nimmt eine<br />

„Naturabsicht“ an (immanuel Kant: Idee zu einer<br />

allgemeinen Geschichte in weltbürgerlicher Absicht),<br />

Hegel eine „List der Vernunft“ (Georg Wilhelm<br />

Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Philosophie<br />

der Geschichte), comte entwickelt ein „Drei-Stadien-<br />

Gesetz“.<br />

Zukunft eröffnet sich als ein neuer erwartungshorizont,<br />

die eigene gegenwärtige Zeit wird zugleich als<br />

ende einer epoche und als Übergang in eine neue<br />

Zeit erlebt. im 18. Jahr hundert entsteht durch die<br />

Bewegung der aufklärung eine neue weltanschau-<br />

liche Orien tierung gegen die christlich-theologische<br />

Ontologie und Morallehre. der Verlauf der Menschheitsgeschichte<br />

ist nicht mehr ergebnis der göttlichen<br />

Vor sehung, sondern er gebnis des Handelns<br />

vernunftbegab ter Menschen. die Vorstellung von der<br />

zyklischen lebenszeit der individuen wird ab gelöst<br />

von der idee der Weltzeit.<br />

Ähnlich wie die Begriffe „emanzipation“ und „Fortschritt“<br />

entwickelt sich der Begriff „Sä kularisa tion“<br />

im Zuge der Französischen revolution zur philosophiegeschichtlichen<br />

deu tungskategorie. Hier sei auf<br />

Karl Marx verwiesen, der es in seiner Schrift Zur<br />

Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie als aufgabe<br />

der Geschichte ansieht, „nachdem das Jenseits der<br />

Wahrheit verschwunden ist, die Wahrheit des Diesseits<br />

zu etablieren“. die Opposition diesseits-Jenseits wird<br />

tendenziell abge löst durch die Opposition Vergangenheit-Zukunft.<br />

es entwickelt sich eine weltimmanente,<br />

ge schichtliche Zeiterfahrung, die in Form der geschichtlichen<br />

Zeit als vom Menschen produzierte<br />

Zeit gedeutet wird. Herr der Geschichte ist nicht<br />

mehr Gott, sondern der Mensch, der „Fortschritt“<br />

macht (Koselleck: Theorie der Geschichte).<br />

der neuzeitliche rationalismus lehnt sich dem neuen<br />

Selbst verständnis der natur wissen schaf ten an, insbesondere<br />

entwickelt sich das Verständnis von der<br />

autonomie der Ver nunft als dem eigentlichen Wesensmerkmal<br />

des Menschen. Vernunft wird nicht<br />

mehr als Fähigkeit der Seele verstanden, ewige Wahrheiten<br />

zu schauen, sondern vielmehr als natürliche<br />

mensch liche Fähig keit begriffen, die es zu entwickeln<br />

und zu fördern gilt. Mit dem neuen Paradigma einer<br />

vom Menschen gemachten Geschichte ist auch deren<br />

Sub jekt aus<strong>zum</strong>achen: Menschen werden zu Subjekten<br />

der Geschichte und tragen die Ver antwortung für<br />

die Fortentwicklung <strong>zum</strong> Guten nicht nur innerhalb<br />

geschichtsphilosophie

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