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in der Sittlichkeit und im recht, sowie in deren Selbstreflexion<br />

in der moralischen Welt anschauung, die<br />

aber „ein ganzes Nest gedankenloser Widersprüche“<br />

enthält; die Of fenlegung dieser „Antinomien“ beinhaltet<br />

eine explizite Kritik an der praktischen Philoso phie<br />

Kants und ihren Postulaten. antithese zu dieser Bewusstseinsgestalt,<br />

die das Wis sen um die allgemeinheit<br />

des Sittengesetzes als Wesen setzt, ist der Standpunkt<br />

der innerlich keit des individuellen Gewissens, in<br />

dem der moralische Standpunkt sich über haupt erst<br />

konkre tisieren kann. die „Versöhnung“ beider Standpunkte<br />

wird in der Phänomenologie postuliert, ohne<br />

aber wirklich durchgeführt zu werden.<br />

Mit der Gestalt der offenbaren religion erreicht das<br />

erscheinende Wissen einen Standpunkt, in dem der<br />

Geist als Geist vorgestellt wird und nicht bloße subjektive<br />

Selbstgewissheit bleibt wie im Standpunkt der<br />

Moralität und des Gewissens. defizitär bleibt diese<br />

Gestaltung nur des halb, weil der „absolute Geist“<br />

in der Vorstellung ver gegenständlicht wird. deshalb<br />

meint Hegel, dass die „Form“ des Vorstellens als solche<br />

aufzu heben sei, um absolutes, das heißt dieser relation<br />

enthobenes Wissen werden zu können. das Wissen<br />

muss deshalb, um absolutes Wissen oder „Selbst“<br />

zu werden, das vollziehen und als sein Selbst be greifen,<br />

was in der religion in entäußerter Weise vorgestellt<br />

wird. die Geschichte, die das Wissen durchlaufen<br />

hat, entfaltet überhaupt erst im absoluten Wissen<br />

ihre Bedeu tung. das erscheinende Wissen erfährt<br />

nämlich den Prozess seiner Selbstbewegung nicht als<br />

Bewe gung, sondern diese Bewegung ist nur für das<br />

absolute Wissen; die „Versammlung der einzelnen<br />

Momente“ der Geschichte des erscheinenden Wissens<br />

ereignet sich nur für das absolute Wissen, ist dessen<br />

„Zutat“ – eben seine erinnerte, begriffene Geschichte,<br />

die es als „Totalität seiner Bestimmungen“ aufgehoben<br />

hat. die Phänomenologie des Geistes dürfte wirkungsgeschichtlich<br />

das bedeutendste Werk Hegels sein;<br />

von der Konzeption her hat sie allerdings die Funktion<br />

einer Hinführung zur Wissenschaft der Logik. in dieser<br />

Schrift und in der Enzyklopädie der philosophischen<br />

Wissenschaften kommt die Metaphysik Hegels zur<br />

darstellung. diese darf als eine Metaphysik charak-<br />

terisiert werden, in der das absolute sich not wendigerweise<br />

in den Prozess seiner Selbstentäußerung<br />

begeben muss: das absolute, das Hegel in der enzyklopädie<br />

als die „allgemeine und eine Idee“ begreift<br />

(Hegel: Enzyklopädie 1, § 213), lebt in seiner dialek-<br />

tischen Vermannigfaltigung zur Wirklichkeit hin, um<br />

sich wieder im absoluten Wissen in seiner einheit zu<br />

begreifen und als absolutes zu erkennen (vgl. zu den<br />

ausführungen: charles taylor: Hegel; ludwig Siep:<br />

Der Weg der Phänomenologie des Geistes. Ein einführender<br />

Kommentar zu Hegels „Differenzschrift“ und<br />

„Phänomenologie des Geistes“; vgl. arbeitsbereich<br />

Geschichtsphilosophie).<br />

e. Metaphysischer Voluntarismus des<br />

19. Jahrhunderts<br />

der Voluntarismus arthur Schopenhauers – herausragende<br />

Gestalt nachidealistischer Meta physik im<br />

19. Jahrhundert – tritt, wie der deutsche idealismus<br />

auch, mit dem an spruch auf, die Philosophie Kants<br />

zu ende zu denken. das sich der erkenntnis entziehende<br />

„Ding an sich“ der kantischen Philosophie könne<br />

inhaltlich identifiziert werden mit dem „blinden Willen<br />

<strong>zum</strong> Leben“. Metaphysik ist bei Schopenhauer deshalb<br />

möglich, weil sich sein philosophisches denken dem<br />

diktum Kants entzieht, Metaphysik beruhe auf<br />

synthe tischen urteilen a priori. Metaphysik gehe<br />

es um die immanenz der Welt, der meta physische<br />

Gehalt der Welt sei erfahrbar, nicht als sinnliches<br />

datum, aber als jene transzendenz in der immanenz,<br />

deren wir uns immer schon als Vollzugs be wusstsein<br />

des blinden Willens und Begehrens unserer leiblichkeit<br />

inne sind – eben des halb, weil in uns das „Subjekt<br />

des Erkennens“ auf geheimnisvolle Weise identisch<br />

ist mit dem „Subjekt des Wollens“. Philosophie<br />

überhaupt beruht auf der erfahrung der Welt als einer<br />

Welt des leidens. neben der Philosophie erkennt die<br />

Kunst das Wesen der Welt. Ästhetische erfahrung<br />

bekommt somit den rang metaphysischer erkenntnis,<br />

weil es ihr gelingt, das rätsel der Welt in unverstellter<br />

Weise in den Blick zu bekommen, im Ge gensatz zu<br />

der er fahrung, die dem Satz vom Grunde unterworfen<br />

bleibt. in noch unmittelbarerer Weise als alle anderen<br />

Künste, die die platonische idee (die „unmittelbare<br />

Objektität des Willens“) <strong>zum</strong> inhalt haben, enthüllt<br />

die Musik das Geheimnis des Weltgrundes. Zu der<br />

metaphysischen Selbsterfahrung des Willens gehört<br />

auch die, diesen bejahen und verneinen zu können.<br />

ansatzweise wird die mögliche Verneinung erfahren<br />

in dem metaphysisch gedeuteten Phänomen des<br />

Mitleids, das die Grundlage der ethik dar stellt. eine<br />

dauerhafte Vernei nung des „Willens <strong>zum</strong> Leben“ erfährt<br />

der Mensch wie in einem anflug von Gnade in<br />

metaphysik 65

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