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lich. hˆr, wenn Du noch ein scharfes gehˆr hast, wie er mehr und mehr verstummt<br />
JOHANNES: um desto himmelschreiender zu sein<br />
GROSSINKWISITOR: eben nicht - wie Du es nicht mehr bist, wenn Du morgen, sp‰testens<br />
¸bermorgen gleicherweise zu verbrennen hast - es sei denn, Du f¸gtest dich doch noch rechtzeitig<br />
genug unserer gerechtigkeit.<br />
JOHANNES: o ja<br />
GROSSINKWISITOR: ja? - na ja, vergeben sei Ihm! angesichts des l‰uternden scheiterhaufens<br />
bekenntsich mein schlechteres selbst zu mir als zu seinem besseren selbst<br />
JOHANNES: indem ich aus dem evangelium<br />
GROSSINKWISITOR: wie? doch schon wieder ungel‰uterte evangelische ketzerei<br />
JOHANNES: indem ich unseren Herrn zitiere: "die welt", also vornab eine verweltliche kirchenwelt,<br />
"wird erkennen, wie es eine s¸nde gibt, eine gerechtigkeit und ein gericht"<br />
GROSSINKWISITOR: ganz recht - mein grossinkwisitorentribunal<br />
JOHANNES: mit Christi endgericht gibt es die gˆttliche gerechtigkeit, gibt es den sinn unseres<br />
lebens - und damit ganz gewiss ein persˆnliches weiterleben nach dem tode<br />
GROSSINKWISTOR: bezweifelte Er ein solches, w‰re das f¸r seine unart an ketzerei der noch<br />
letztausstehende, der nun wirklich unabweisbare beweis<br />
JOHANNES: da gibt's nun allerdings keinen zweifel, deshalb gibt es ein persˆnliches weiterleben<br />
nach dem tode auch und erst recht f¸r unschuldig verurteilte menschen, damit eo ipso ein gericht<br />
¸ber richter, zb. ¸ber oberrichter <strong>Himmler</strong>, so himmlisch dessen name auch klingen mag.<br />
GROSSINKWISITOR: nomen est omen, allerdings. also mein ist das dem endgericht voraufei-<br />
lende, das entsprechend vorbereitende endzeitgericht. das hat ¸ber evangelische ketzerei<br />
zugerichtzusitzen, zumal wenn dieses vorgetragen wird als unversch‰mte grohsstapelei. ich<br />
verurteile dich - pah, mir wird's plˆtzlich sterbens¸bel - wer ist mir sanit‰ter?<br />
JOHANNES: ich tu, was ich kann -<br />
GROSSINKWISITOR (zur¸ckfallend, rˆchelnd, sichvermischend mit dem letzten sterbensrˆcheln<br />
des verbrennenden ketzers von draussen) guter Johannes, urevangelisch, wie Du wohl bist, ich<br />
bin Dir dankbar - pah, mir wirds miteinemmale sterbens¸bel. wo mir schlecht wird, erkenne ich viel<br />
schlechtigkeit an mir selber. nun ja, so nehme ich mein urteil zu Deiner todesstrafe zur¸ck - ich<br />
verurteile Dich stattdessen zur gef‰ngnisstrafe - nicht einmal zur lebensl‰nglichen, aber doch zu<br />
einer mehrhundertj‰hrigen. im ¸brigen bin ich ausserordentlich dankbar, weil ausgerechnet ein<br />
Urapostolischer, sogar ein christlich Johanneischer, weil also ausgerechnet Du mir jenes<br />
sakrament der Letzten ÷lung reichst, die allen kraft und allen saft insichhat, mein ersterbenbes<br />
fahrgetriebe zu ˆlen, damit es trotz aller rostigkeit hin¸berradeln kann zur ewigen seligkeit, nach<br />
wieviel scheiterhauferlichter, nach wieviel fegefeuerlicher l‰uterung auch immer. take it easi. f¸r<br />
Dich, also f¸r die sichtweise eines neuen, eines neutestamentlichen Methusalem, f¸r Eurerseits ist<br />
das nur eine haftstrafe von einigen lumpigen jahren. derweil hast Du, der alle weltraumzeiten<br />
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