Himmler

GENERAL: die alarmierenden nachrichten prasseln nur so ins haus. die heillos ¸berdehnten
fronten reissen in all ihren nur noch notd¸rftig zusammengeflickten n‰hten.
JOHANNES: zerplatzen wie aufgebl‰hte idole.
GENERAL: Hitlers propagandaminister Goebbels proklamierte den toten krieg, fand frenetischen
beifall, als er abschliessend ausrief: "nun volk steh auf und sturm brich los" -
JOHANNES: seine zuhˆrer standen auf, schnellten hoch von ihren sitzen, um ihren st¸rmischen
beifall zu bekunden
GENERAL: um inzwischen leise weinend zusammengeknickt zu sein, jetzt, wo dieser Goebbels
gemeinsam mit Himmler mobilisiert, was eben noch an wehrf‰higen m‰nnern zusammenzukratzen
ist. tausend zu eins, unter tausenden ist kaum einer, der freiwillig zu Heinrich Himmlers Volkssturm
eilte und den Wehrwolf spielte.
JOHANNES: als Hitler 1939 seinen weltkrieg vom zaun brach, da ¸berfiel Hitlerdeutschland als
voraufgegangenes jubelland dumpfes br¸ten
GENERAL: mehltau legtesich auf verzagte, ungl‰ubige seelen, die erst auflebten, als niegeahnte
erfolgsmeldungen zu verk¸nden waren
JOHANNES: seelen, die erneut ungl‰ubig sichzeigen, nachdem zuschlechterletzt doch wie gleich
anfangs bef¸rchtet der misserfolg eintritt
GENERAL: den der f¸hrer nicht wahrnehmen will - hm, hat sich da jemand einen scherz erlaubt?
da spricht er ja, der f¸hrer - umtost von jubel - hm, es handeltsich wohl um eine rede vor kriegs-
ausbruch, eine aus seiner glanzzeit
AUSSCHNITT (aus rede, in der Hitler, sinngem‰ss, ausrief: in der stunde der not, sollte sie denn
kommen, wird keiner von euch mich verlassen, werden die getreuen sich mit gez¸ckten
schwertern um mich scharen)
GENERAL: erstaunlich, wie hellsichtig dieser mann oftmals war
JOHANNES: er ahnte, wusste sogar, was er tat, tat es trotzdem
GENERAL: er profezeite jene stunde apokal¸ptischer finsternis, die jetzt angebrochen - ob der
restteil sich ebenfalls bewahrheitet, der von wegen der Nibelungentreue seiner mannen?
JOHANNES: wir werden sehen
GENERAL: sehen jedenfalls bereits, wie unsere fronten zusammenbrechen - wie wir f¸r die zu-
kunft unseres landes nur noch schwarz sehen kˆnnen. (licht aus, das nur langsam wieder angeht)
HIMMLER (eintretend): die sowjetischen truppen stehen vor, jetzt schon in Berlin - der f¸hrer als
haupt unserer abwehr hat sich in der hauptstadt eingeigelt. da, telefon! hallo, Fegelein! wie bitte?
der f¸hrer tobt vor wut, weil er sich von der SS verraten f¸hlt? (hˆrer einlegend) "alle in Berlin sind
wahnsinnig."
JOHANNES: seine lager wurden zu vernichtungslager, indem sie angeblich lebensunwertes leben
vergasten, wahnsinniggewordene menschen zuerst - dann eskalierten Eure wahnsinnsbefehle, for-
derten millionenfachen mord - und nun ist euer hauptkwartier ein einziges irrenhaus, so recht ein
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