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Inanspruchnahme des qualitätsgesicherten Mammographie ...

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6.2. Entscheidungsprozesse im Rahmen <strong>des</strong> <strong>qualitätsgesicherten</strong> <strong>Mammographie</strong>-Screening<br />

Programms<br />

Die Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Mammographie</strong>-Screenings wird durch innere und äußere Faktoren beeinflusst<br />

und bestimmt. Dabei spielen individuelle Wahrnehmungen, Erfahrungen, Emotionen und Motive als<br />

innere Faktoren eine wichtige Rolle für die Einstellungsbildung und damit für die Entscheidung für<br />

oder gegen eine Teilnahme am <strong>Mammographie</strong>-Screening.<br />

In der Sozialpsychologie gibt es verschiedene Ansätze, um den Zusammenhang zwischen<br />

Einstellungen und Verhalten zu erklären. Einer dieser Ansätze ist das MODE (Motivation and<br />

Opportunity as determinants of the attitude-behaviour process) Modell von Russell Fazio, in dem<br />

davon ausgegangen wird, dass Verhalten in spontanes Handeln und überlegtes Handeln differenziert<br />

werden kann. Bei spontanen Verhaltensprozessen handelt es sich um Reaktionen auf einen<br />

Einstellungsgegenstand, bei dem automatisch Einstellungen abgerufen werden, ohne dass eine<br />

reflektierte Auseinandersetzung erfolgt. Demgegenüber stehen die überlegten Entscheidungsprozesse,<br />

bei denen ein bewusster Abgleich mit den eigenen Einstellungen stattfindet und eine<br />

genaue Kosten-Nutzen Analyse der Verhaltensoptionen vorgenommen wird. Ein Großteil der<br />

Prozesse im täglichen Leben besteht jedoch aus einer Mischform dieser zwei Eckpunkte, damit ein<br />

möglichst effizienter Umgang mit den kognitiven Ressourcen sichergestellt werden kann. Die<br />

konkrete Ausprägung <strong>des</strong> Prozesses ist abhängig von den zwei Determinanten Motivation und<br />

Möglichkeit. Nur wenn beide Determinanten gegeben sind, wird ein überlegter<br />

Entscheidungsprozess stattfinden, der die Grundlage für eine Verhaltensänderung bildet. 46<br />

In Anlehnung an das MODE Modell ist davon auszugehen, dass die Akzeptanz <strong>des</strong> <strong>Mammographie</strong>-<br />

Screening Programms und die Entscheidung für oder gegen eine Teilnahme nicht ausschließlich von<br />

rationalen Beweggründen beeinflusst werden, sondern auch von unreflektierten Prozessen. Dabei<br />

sind vor allem Unterschiede zwischen den Einstellungstypen feststellbar.<br />

Innerhalb der Zielgruppe der Teilnehmerinnen lassen sich die Befürworterinnen und Risikobewussten<br />

als diejenigen Einstellungstypen identifizieren, die bereits eine positive Grundeinstellung zu Vorsorge<br />

und Früherkennung haben und vom hohen Nutzen einer Teilnahme am Screening Programm<br />

überzeugt sind. Jegliche Informationen, die mit ihren Einstellungen zum <strong>Mammographie</strong>-Screening<br />

Programm im Einklang stehen und Angebote, die sie in ihrem Verhalten bestärken, werden von<br />

diesen Einstellungstypen gerne angenommen und führen zu einem automatisierten<br />

Entscheidungsprozess für die Teilnahme am <strong>Mammographie</strong>-Screening Programm, verhindern<br />

jedoch eine reflektierte Auseinandersetzung bei erneuter Einladung. Eine weitere <strong>Inanspruchnahme</strong><br />

<strong>des</strong> <strong>Mammographie</strong>-Screening Programms ist bei diesen Einstellungstypen aufgrund der hohen<br />

intrinsischen Motivation sehr wahrscheinlich.<br />

Der Einstellungstyp der Ambivalenten unterscheidet sich innerhalb der Zielgruppe der<br />

Teilnehmerinnen von den beiden anderen Einstellungstypen durch die extrinsisch geprägte<br />

Motivation der Teilnahme am Screening Programm. Die Ambivalente hat ein geringes<br />

Risikobewusstsein, nimmt durchaus negative Aspekte <strong>des</strong> Screening Programms wahr und tendiert<br />

zu einer Verdrängung. Daher ist es für sie wichtig, von extern eine Verstärkung und Bestätigung der<br />

positiven Aspekte zu erhalten. Die externen Einflussnehmer sind dabei sowohl Ärzte als auch ihr<br />

persönliches Umfeld. Der Nutzen einer Teilnahme liegt für die Ambivalente vor allem in der<br />

Anerkennung ihres Verhaltens durch ihr Umfeld. Eine weitere <strong>Inanspruchnahme</strong> <strong>des</strong><br />

<strong>Mammographie</strong>-Screening Programms ist wahrscheinlich, solange die Ambivalente positive Resonanz<br />

aus dem Umfeld bekommt.<br />

46 Olson, Michael A.; Fazio, Russell H.: Implicit and explicit measures of attitu<strong>des</strong>. In Petty, Richard E.; Fazio,<br />

Russell H.; Briñol, Pablo (Eds.): Attitu<strong>des</strong>: Insights from the new implicit measures, 2009, S. 19-63<br />

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