Bundestagsabgeordneter Volker Kauder zur Sommertour 2013:
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Frauen Union & Junge Union KREISTEIL<br />
stant, so konnte er nicht in der katholischen<br />
Kirche begraben werden. Was machten<br />
die Belgier? Sie versahen die extra gebaute<br />
Krypta mit einer Hintertür; damit<br />
durfte Leopold dort seine letzte Ruhestätte<br />
finden. Vor der Rückseite der Kirche<br />
sitzt der berühmte Denker von Rodin.<br />
Belgien hat 15 Millionen Einwohner. Sozialer<br />
Sprengstoff ist ausreichend vorhanden:<br />
Die Flamen haben das Geld, die Wallonen<br />
sind arm.<br />
Auf der Fahrt zum Atomium kommt man<br />
an einer ehemaligen Kaserne vorbei. Heute<br />
ist dort eine Schule für Diplomatenkinder,<br />
an der hundert Sprachen unterrichtet<br />
werden. Das Atomium stellt kein Atom<br />
dar, wie man irrtümlich meinen könnte,<br />
sondern ein Eisenkristall, der anlässlich<br />
der Weltausstellung 1958 errichtet wurde.<br />
Die Kernenergie schien zu damaliger Zeit<br />
damals der „Stoff der Zukunft“ zu werden.<br />
Das Monument ist 102 Meter hoch, jede<br />
der neun Kugeln enthält zwei Etagen, und<br />
es hat einen Durchmesser von 18 Metern.<br />
Die verbindenden Röhren sind 29 Meter<br />
lang. Abends beeindrucken LED-Leuchten,<br />
die fließende Neutronen darstellen.<br />
Um das Atomium herum gibt es ein großes<br />
Kinozentrum, die Kinepolis, das Heysel<br />
Stadion für Musik, Minieuropa und einen<br />
gern genutzten 100 Jahre alten Wald. Bei<br />
der Vorbeifahrt an dem Stadion kommen<br />
Gedanken auf an jenen 29. Mai 1985, als<br />
bei der Massenpanik anlässlich des Europapokal-Endspiels<br />
zwischen Liverpool und<br />
Juventus Turin 39 Menschen getötet und<br />
454 verletzt wurden.<br />
Der derzeitige Bürgermeister will alles<br />
abreißen, und ein riesiges Einkaufszentrum<br />
bauen lassen, das letztlich die klei-<br />
Rottweil 7-8/<strong>2013</strong> >>> Seite 20<br />
Mitten in Europa!<br />
nen Läden in der Innenstadt kaputt machen<br />
würde. Die berühmten Dschungeltreibhäuser<br />
gibt es heute noch.<br />
Brüssel hat sieben Erhöhungen von 15<br />
Metern unter dem Meeresspiegel bis 100<br />
Meter Höhe, beherbergt 183 Botschaften<br />
und 100 Konsulate: nur Washington hat<br />
mehr! Deutschland stellt drei Botschafter;<br />
einen für Deutschland, einen für Europa,<br />
einen für die Nato.<br />
Und weiter geht die Reise, ohne Rast und<br />
Ruh, und mit der Vielfalt, die die Stadt zu<br />
bieten hat:<br />
Schottischen Jugendstil, das Sgraffitto,<br />
bekamen die Reisenden zu sehen, das Musee<br />
royaux et d’Histoire beherbergt z.B.<br />
die Wiege Kaiser Karls und den Federmantel<br />
von Montezuma. Das Europaparlament,<br />
womit wir wieder in der europäischen<br />
Hauptstadt angelangt sind, ist 46.000<br />
Quadratmeter groß und war bei der Fertigstellung<br />
schon zu klein. Der Rathausturm<br />
steht auf der Höhe null Meter „über<br />
dem Meer“.<br />
Belgien hat auch über 1.000 Biere! Ziemlich<br />
viel für ein doch relativ überschaubar<br />
großes Land. Haus Ravenstein ist das älteste<br />
Haus von Brüssel. Die Kathedrale St.<br />
Michel et Güdüle hat original gotische<br />
Fenster und viele Kleinodien. Politik, Kultur,<br />
belgische Geschichte, und weiter ging<br />
die Führung zu Fuß.<br />
Das gab die Gelegenheit, die beiden Spezialitäten<br />
aus belgischer Schokolade zu<br />
versuchen: Pralinés und Trüffel, mit<br />
glückssteigerndem 87% Kakaoanteil!<br />
Mhhh!<br />
Danach teilte sich die Busgesellschaft.<br />
Die einen besuchten die Gewächshäuser<br />
des Fürsten, Busfahrer Lothar kutschierte<br />
netterweise die Blumenprachthungrigen<br />
dorthin. Die anderen gingen woanders hin.<br />
Dann wurde es Zeit, sich dem Essen zuzuwenden.<br />
Das hatten wir auch alle verdient!<br />
Nach guten Speisen und einem dezenten<br />
Schlückchen Wein ging ein interessanter,<br />
aber langer Tag zu Ende.<br />
Montag: Angetreten<br />
im Hauptquartier<br />
Um rechtzeitig am Nato-Hauptquartier<br />
zu sein, hieß es: früh aufstehen und frühstücken.<br />
Abfahrt um halb acht! Also kurz<br />
nach Mitternacht.<br />
Oberstleutnant Günter Schellmann vom<br />
Shape Public Affairs Office führte durch<br />
Programm und Räumlichkeiten. Er ist Pressesprecher<br />
des Nato-Hauptquartiers und<br />
gehört <strong>zur</strong> Luftwaffe. Die Inschrift des<br />
Wappens in der Eingangshalle fiel uns<br />
gleich ins Auge: Vigilia Pretium Libertatis -<br />
Wachsamkeit ist der Preis der Freiheit. Wie<br />
wahr! Und wir tauchten hinein in die Nachkriegszeit:<br />
Die Nato wurde am 4. April 1949 gegründet.<br />
Es waren zehn europäische Gründerstaaten<br />
und zwei aus Übersee. (Belgien,<br />
Dänemark, Frankreich, Island, Italien, Luxemburg,<br />
Niederlande, Norwegen, Großbritannien,<br />
Portugal - und die Vereinigten<br />
Staaten und Kanada). Ohne Kanada und<br />
die USA hätten die kriegsmüden Europäer<br />
keine Kraft gehabt angesichts des Drohpotenzials<br />
des Warschauer Pakts. 1955 wurde<br />
die Bundesrepublik Deutschland Natomitglied,<br />
doch es gab ja bekanntlich noch keine<br />
Bundeswehr. Wer erinnert sich nicht an<br />
die damaligen dramatischen Auseinandersetzungen<br />
um die Wiederbewaffnung<br />
Deutschlands? Jahrzehnte später: das Aus