27.10.2013 Aufrufe

Die Liturgie als Locus theologicus

Die Liturgie als Locus theologicus

Die Liturgie als Locus theologicus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

12<br />

Hindernis für die Glaubenswirksamkeit der <strong>Liturgie</strong>.<br />

In der <strong>Liturgie</strong> der Kirche geht es um die Vergegenwärtigung des Heilsgeheimnisses der Erlö-<br />

sung, um seine wirksame Vergegenwärtigung. Daher sind liturgische Texte nicht zur Belehrung<br />

gedacht wie biblische Texte. Sie sind es auch, gewiss, aber nicht in erster Linie. Das wird<br />

gerade heute oft übersehen, wenn alles und jedes erklärt wird. Das ist ein bedauerliches<br />

Phänomen. Dadurch wird die <strong>Liturgie</strong> von Grund auf zerstört, was oft nicht in seiner Tragweite<br />

erkannt wird. Weil die liturgischen Texte nicht in erster Linie zur Belehrung gedacht sind,<br />

darum darf man ihnen auch einen etwaigen Mangel an theologischer Präzision nicht zum<br />

Vorwurf machen. Im übrigen erfolgt die Belehrung durch die <strong>Liturgie</strong> weniger intellektuell,<br />

eher unreflektiert und intuitiv, spricht sie doch nicht nur den Intellekt an, sondern den ganzen<br />

56<br />

Menschen .<br />

Nach katholischer Auffassung kommt der <strong>Liturgie</strong>, dem offiziellen Kult der Kirche, der Charak-<br />

ter eines Gesetzes für den Glauben zu, den verschiedenen Gestalten einer gelebten Frömmigkeit<br />

57<br />

jedoch nur, sofern sie offiziell Anerkennung gefunden haben in der Kirche . Angesichts dieses<br />

Faktums wäre es jedoch verfehlt, wollte man aus scheinbar so nebensächlichen Übungen wie<br />

58<br />

dem Rosenkranz das Eigentümliche der katholischen Glaubensexistenz eruieren . Nicht alle<br />

Glau-benswahrheiten stehen im Zentrum. Es gibt eine “Hierarchie der Wahrheiten”, wie das II.<br />

59<br />

Vati-kanische Konzil feststellt .<br />

<strong>Die</strong> aussergewöhnliche Bedeutung der <strong>Liturgie</strong> für den Glauben der Kirche geht auch aus der<br />

56<br />

Vgl. Irenée Dalmais, Antonin-Marcel Henry, <strong>Die</strong> <strong>Liturgie</strong> II. Theologie und <strong>Liturgie</strong>, in: <strong>Die</strong> katholische<br />

Glaubenswelt I. Übertragung aus dem Französischen von Lilo de’ Negri und Herbert Vorgrimler, Freiburg<br />

1959, 85 f.<br />

57<br />

Vgl. Fernand Cabrol, Art. <strong>Liturgie</strong>, in: Dictionnaire de théologie catholique IX, 1926, 787: La <strong>Liturgie</strong><br />

“peut se définir le culte public et officiel que l’Église chrétienne rend à <strong>Die</strong>u. D’après cette définition, sont exclues<br />

... tous les prières privées, ..., qui n’ont pas l’approbation officielle ... Il faut ajouter que des prières de dévotion<br />

privée peuvent prendre un caractère officiel, comme ce fut le cas pour les prières de l’offertoire et de la<br />

communion à la messe”. An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass die offizielle <strong>Liturgie</strong> der Kirche auch die “lex<br />

orandi” ist für das nicht liturgische Beten der Kirche ist, für jede Gestalt des Betens in der Kirche, wenn es seine<br />

Lebensfähigkeit nicht einbüssen will (Romano Guardini, Vom Geist der <strong>Liturgie</strong>, Freiburg 1957, 22).<br />

58<br />

Leo Scheffczyk, Katholische Glaubenswelt, Aschaffenburg 1977, 42.<br />

59<br />

Unitatis redintegratio, n. 1; vgl. Fernand Cabrol, Art. <strong>Liturgie</strong>, in: Dictionnaire de théologie catholique<br />

IX, 1926, 789.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!