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Die Liturgie als Locus theologicus

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<strong>Die</strong> Vorbe-reitungen der Definition betrafen in erster Linie die theologische Wissenschaft, die<br />

Definition <strong>als</strong> solche war ein kultischer Akt und wurde im Rahmen einer heiligen Messe<br />

vollzogen. <strong>Die</strong> De-finition erfolgte zur Herrlichkeit des allmächtigen Gottes und zur Ehre seines<br />

Sohnes in der Intention, die Herrlichkeit der Mutter Gottes zu vermehren zur Freude und zum<br />

Jubel der ganzen Kirche. <strong>Die</strong> Definition wurde liturgisch zelebriert. Es wurden Litaneien<br />

gesungen, es wurde der Heilige Geist angerufen, und es wurde das “Veni Creator” angestimmt.<br />

Sodann proklamierte der Papst das neue Dogma. Daraufhin sagte die Kirche Dank dafür durch<br />

die Gestalt des Subdia-kons, es wurde das “Te Deum” gesungen, es wurde eine Homilie<br />

gehalten und es wurde ein allgemeines Gebet vorgetragen, und endlich folgte die Feier der<br />

heiligen Messe nach dem neuen Festformular<br />

Wie sich das Tun der Kirche in seiner höchsten Form stets im Rahmen der Feier der heiligen<br />

Messe darstellt, so haben auch die dogmatischen Definitionen, die die höchsten Akte des<br />

25<br />

ausserordentlichen Lehramtes, ihren Ort in der heiligen Messe .<br />

<strong>Die</strong> Manifestation des Glaubens der Kirche ist in der <strong>Liturgie</strong> um so zuverlässiger und um so<br />

sicherer, je älter, je universaler und je feierlicher die liturgische Formel ist und je wesentlicher<br />

sie mit dem Zentrum des Kultes verbunden ist. <strong>Die</strong> Autorität der <strong>Liturgie</strong> für den Glauben ist<br />

demnach um so grösser, je älter das liturgische Zeugnis ist, je feierlicher und heiliger es ist im<br />

Kontext der <strong>Liturgie</strong> der Kirche. <strong>Die</strong>sen Gedanken finden wir schon bei Augustinus. Ist die<br />

<strong>Liturgie</strong> auch des öfteren nicht geeignet für eine streng wissenschaftliche Beweisführung, so<br />

26<br />

darf doch niemand sagen, die <strong>Liturgie</strong> enthalte Irrtümer gegen den Glauben , obwohl nicht<br />

wenige liturgische Texte bestechend sind in ihrer theologischen Präzision, in ihrer<br />

unnachahmlichen Kürze und Klarheit und in ihrer nüchternen Objektivität, vor allem, wenn sie<br />

der älteren Überlie-ferung angehören. Von trunkener Nüchternheit hat man gesprochen - ein<br />

sehr gutes Bild.<br />

25<br />

Acta Apostolicae Sedis 42, 1950, 700. 778-782; vgl. Herman A. Schmidt, Lex orandi, lex credendi in<br />

recentioribus documentis pontificiis, in: Periodica de re morali, canonica, liturgica (Rom) 40, 1951, 27.<br />

26<br />

Herman A. Schmidt, Lex orandi, lex credendi in recentioribus documentis pontificiis, in: Periodica de<br />

re morali, canonica, liturgica (Rom) 40, 1951, 21 f; vgl. Anton Hänggi, Loci theologici, in: Freiburger Zeitschrift<br />

für Theologie und Philosophie 4, 1957, 447; Walter Dürig, Zur Interpretation des Axioms “Legem credendi statuat<br />

lex supplicandi”, in: Anton Ziegenaus, Philipp Schäfer, Franz Courth, Hrsg., Veritati catholicae. Festschrift für Leo<br />

Scheffczyk, Aschaffenburg 1985, 228.

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