Die Liturgie als Locus theologicus
Die Liturgie als Locus theologicus
Die Liturgie als Locus theologicus
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mehr lyrisch und rhetorisch geprägt <strong>als</strong> darlegend und belehrend . Dennoch gilt: <strong>Die</strong> <strong>Liturgie</strong><br />
ist auch ein Mittel religiöser Unterweisung, auch wenn sie vor allem Gebetscharakter hat, das<br />
vielleicht gerade deshalb so durchschlagend ist, weil die <strong>Liturgie</strong> indirekt spricht und auf das<br />
Unterbewußtsein wirkt, und zwar bei Menschen jeden Standes und Bildungsgrades. <strong>Die</strong><br />
entscheidende Wirkkraft der <strong>Liturgie</strong> liegt darin, daß sie die Wahrheit weniger begrifflich<br />
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erfassen <strong>als</strong> lebendig erfahren läßt .<br />
In den verschiedenen “loci theologici”, wie da sind die Päpste, die Konzilien, die Kirchenväter<br />
und die Theologen, wurde und wird immer wieder die <strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong> spezifischer Fundort für die<br />
Theologie und für den Glauben verwendet. Seltener haben die Theologen aber in der jüngeren<br />
Vergangenheit auf die <strong>Liturgie</strong> rekurriert oder, wenn sie liturgische Texte zitierten, die<br />
besondere Bedeutung der <strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong> eines Traditionsargumentes nicht hervorgehoben. Das<br />
aber ist neuer-dings geschehen, vor allem durch Papst Pius XII., speziell in der Enzyklika<br />
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“Mediator Dei” . Dennoch verstummte die Frage des <strong>Liturgie</strong>beweises auch im 17. und 18.<br />
Jahrhundert mitnich-ten. Mit Berufung auf Prosper von Aquitanien stellte man den Kult der<br />
Kirche immer wieder <strong>als</strong> “locus <strong>theologicus</strong>” neben die Heilige Schrift. Um die Mitte des 18.<br />
Jahrhunderts wurde es Mode, katholische Dogmen gegenüber den Protestanten aus der <strong>Liturgie</strong><br />
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zu begründen. Darauf konnten die Päpste im 19. Jahrhundert aufbauen .<br />
Explizit wird das Thema der Beziehung zwischen dem Glauben und der <strong>Liturgie</strong> behandelt von<br />
den Päpsten Sixtus V.(1585-1590), Pius IX.(1846-1878), Pius XI. (1922-1939) und Pius XII.<br />
(1939-1958). Papst Sixtus V. behandelt es in seinem Schreiben “Immensa aeterni Dei” vom 22.<br />
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Cypriano Vagaggini, Theologie der <strong>Liturgie</strong>, Einsiedeln 1959, 300 f.<br />
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Cypriano Vagaggini, Theologie der <strong>Liturgie</strong>, Einsiedeln 1959, 301.<br />
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Herman A. Schmidt, Lex orandi, lex credendi in recentioribus documentis pontificiis, in: Periodica de<br />
re morali, canonica, liturgica (Rom) 40, 1951, 11; vgl. Anton Hänggi, Loci theologici, in: Freiburger Zeitschrift für<br />
Theogie und Philosophie 4, 1957, 447. 449; Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche<br />
Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950, 2.<br />
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Walter Dürig, Zur Interpretation des Axioms “Legem credendi statuat lex supplicandi”, in: Anton<br />
Ziegenaus, Philipp Schäfer, Franz Courth, Hrsg., Veritati catholicae. Festschrift für Leo Scheffczyk,<br />
Aschaffenburg 1985, 230 f, Cypriano Vagaggini, Theologie der <strong>Liturgie</strong>, Einsiedeln 1959, 317 ff.