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Die Liturgie als Locus theologicus

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4<br />

der östliche Anachoret Evagrius (+ um 400) auf den Begriff, wenn er schreibt: “Wenn du<br />

Theologe bist, wirst du richtig beten, und wenn du richtig betest, bist du Theologe” (“si<br />

theologus es, vere orabis, sique vere oraveris, es theologus”) und “<strong>Die</strong> Brust des Herrn ist die<br />

Erkenntnis Gottes, und wer sich daran lehnt, ist ein Verkünder der göttlichen Dinge” (“pectus<br />

14<br />

Domini scientia Dei, qui autem recubuerit super illud, praedicator erit divinarum”) . Im Osten<br />

15<br />

hat man den Evangelisten Johannes <strong>als</strong> den Theologen katechochen verstanden .<br />

Bereits die Symbola, die altkirchlichen Glaubensbekenntnisse sind liturgischen Ursprungs. Sie<br />

sind aus den Taufbekenntnissen hervorgegangen. Bevor sie zur “lex credendi” schlechthin<br />

wurden, zur Grundlage des Katechumenenunterrichts und zur Richtschnur des Katecheten, zum<br />

16<br />

Schutzwall und zur Waffe im Kampf gegen die Häresie, hatten sie ihren Ort in der <strong>Liturgie</strong> .<br />

<strong>Die</strong> <strong>Liturgie</strong> ist, wie die Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die <strong>Liturgie</strong><br />

“Sacrosanctum Concilium” feststellt, “der Höhepunkt, dem das Tun der Kirche zustrebt, und<br />

17<br />

zugleich die Quelle, aus der all ihre Kraft strömt” . Verdeutlichend dürfen wir hinzufügen:<br />

auch die Kraft des Glaubens, und zwar formal und material zugleich. In der Offenbarung geht<br />

es um die Kommunikation Gottes mit dem Menschen. Der Mensch realisiert diese<br />

Kommunikation in der Antwort des Glaubens, die ihre Gestalt erhält im Gebet und ihm Kult<br />

und in einem Leben gemäss den Geboten Gottes. Im Kult geht es wesenhaft um die<br />

Verherrlichung Gottes, die frei-lich die Heiligung des Menschen bedeutet. Auch Thomas von<br />

18<br />

Aquin (+ 1270) hat nachdrücklich den Primat des Kultes betont .<br />

Papst Pius XII. (1939 - 1958) erklärt in der Enzyklika “Mediator Dei”vom 20. November 1947:<br />

“In der heiligen <strong>Liturgie</strong> bekennen wir den katholischen Glauben ausdrücklich und klar durch<br />

die Feier der Mysterien, durch die Darbringung des Opfers und durch die Spendung der Sakra-<br />

257.<br />

102 f.<br />

14<br />

Evagrius (Pseudo-Nilus), De oratione n. 60: PG 79, 1180; Mönchsspiegel n. 120: PG 40, 1282.<br />

15<br />

vgl. Geoffrey Wainwright, Der Gottesdienst <strong>als</strong> <strong>Locus</strong> <strong>theologicus</strong>, in: Kerygma und Dogma 28, 1982,<br />

16<br />

Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950,<br />

17<br />

Sacrosanctum Concilium, n. 10 f; vgl. Lumen Gentium, Art. 11.<br />

18<br />

SummaTheologiae III, qq. 60-65.

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