Die Liturgie als Locus theologicus
Die Liturgie als Locus theologicus
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Es ist aufschlussreich, wenn die Enzyklika “Divino afflante Spiritu” vom 30. September 1943,<br />
die programmatisch der historisch-kritischen Schriftauslegung in der katholischen Kirche<br />
Eingang verschafft hat, den geistigen Schriftsinn verteidigt mit Hinweis auf die<br />
neutestamentliche Herme-neutik und die Kirchenväter und mit Hinweis auf die <strong>Liturgie</strong>,<br />
näherhin auf das Prinzip“lex oran-di lex credendi”. Wörtlich heisst es da: “Nun zeigt und lehrt<br />
uns aber der göttliche Erlöser selbst diesen Sinn in den heiligen Evangelien; ihn verkünden<br />
auch, das Beispiel des Meisters nach-ahmend, die Apostel mündlich und schriftlich; ihn zeigt<br />
die von der Kirche immerdar überlieferte Lehre, ihn offenbart schliesslich der uralte Brauch der<br />
<strong>Liturgie</strong>, wo immer jenes bekannte Wort gebührend angewandt werden kann: <strong>Die</strong> Regel des<br />
157<br />
Betens ist die Regel des Glaubens” .<br />
Von der Bedeutung der <strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong> “locus <strong>theologicus</strong>” ist auch die Rede in einem Brief der Bi-<br />
belkommission an die Bischöfe Italiens vom 20. August 1941, wenn dort die <strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong><br />
158<br />
verbind-liche Tradition verstanden wird .<br />
Programmatisch erklärt die Enzyklika “Mediator Dei” Pius XII. vom 20. November 1947, die<br />
Li-turgie sei eine wichtige Fundstelle für Glaubenswahrheiten und für deren rechtes<br />
Verständnis, sie müsse sich aber am Glauben der Kirche und an den Glaubenszeugnissen des<br />
159<br />
Lehramtes der Kir-che messen lassen , wodurch wiederum die Verbindung der <strong>Liturgie</strong> mit<br />
der Schrift, mit der Tradition und dem Lehramt der Kirche gegeben ist. Der Papst erweist hier<br />
160<br />
die verschiedensten Kapitel der Glaubenslehre aus der <strong>Liturgie</strong> .<br />
Da heisst es: Im Kult der Kirche wird immerfort der katholische Glaube bekannt. Gleichzeitig<br />
157<br />
“... hunc (sc. sensum spiritualem S. Scripturae) denique antiquissimus liturgiae usus declarat, ubicumque<br />
rite adhiberi potest notum illud pronuntiatum: Lex precandi lex credendi est”: Denzinger - Schönmetzer Nr.<br />
3828; vgl. Enchiridion Biblicum Nr. 552;<br />
158<br />
Denzinger - Schönmetzer Nr. 3792.<br />
159<br />
Acta Apostolicae Sedis 39, 1947, 540 f; vgl. Karl Federer, Art. Lex orandi - lex credendi in: Lexikon<br />
2<br />
für Theologie und Kirche VI, Freiburg 1961, 1001.<br />
160<br />
Herman A. Schmidt, Lex orandi, lex credendi in recentioribus documentis pontificiis, in: Periodica de<br />
re morali, canonica, liturgica (Rom) 40, 1951, 11.