Die Liturgie als Locus theologicus
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der “lex orandi” <strong>als</strong> der “lex credendi” bereits entwickelt in seiner Auseinandersetzung mit den<br />
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Semipelagianern, und zwar im Anschluss an Cyprian von Karthago (+ 258) . Nachdrücklich<br />
beruft er sich auf die Gebete der Kirche zum Beweis dafür, daß die Bekehrung eines Menschen<br />
von Gott ausgeht und daß die Beharrlichkeit eine Gnade ist, wenn er bemerkt: “Denn wenn die<br />
Kirche sich solche Gnaden vom Herrn erbeten würde und dennoch in der Überzeugung lebte,<br />
sie hätte dieselben aus sich selbst, so müßte man ja sagen, daß sie nicht wahre, sondern<br />
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bedeutungslose Gebete habe” . Aus dem Gesetz des Betens leitet er ein Gesetz des Glaubens<br />
ab, nicht anders <strong>als</strong> Prosper von Aquitanien. Das wird besonders deutlich, wenn er schreibt:<br />
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“Ipsa igitur oratio clarissima est gratiae testificatio” . Ein Vergleich der Epistula 217 des<br />
Augustinus mit dem Indiculus Prospers von Aquitanien zeigt so auffällige Übereinstimmungen<br />
in Form und Inhalt, dass man hier von literarischer Abhängigkeit des letzteren von dem ersteren<br />
ausgehen darf. Prosper von Aquitanien hat das Argument allerdings präzisiert und wirksamer<br />
gestaltet, wenn er es auf das liturgische Fürbittgebet eingeschränkt, die gesamtkirchliche<br />
Übereinstimmung in diesem Punkt betont und das Argument auf eine Anordnung des Apostels<br />
82<br />
Paulus zurückgeführt hat .<br />
Augustinus erkennt in der <strong>Liturgie</strong> primär ein spontanes Zeugnis des unfehlbaren Glaubens der<br />
betenden Kirche. Den gleichen Gedanken haben wir bei Ambrosius (+ 397), der dabei<br />
allerdings mehr an den Einfluss des Lehramtes der Kirche denkt. Ambrosius versteht die<br />
<strong>Liturgie</strong> mehr von der aktiven Lehre der Amtsträger her, Augustinus mehr vom passiven<br />
Bitte des Prosper gefolgt, die Semipelagianer zu widerlegen, wenn er die beiden Schriften “De praedestinatione<br />
sanctorum” und “De dono perseverantiae” an Prosper und Hilarius gerichtet hat (Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und<br />
Glaube. Eine theologiegeschichtliche Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950, 19).<br />
425.<br />
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Augustinus, De dono perseverantiae c. 23, n. 63 ff: PL 45, 1031 ff und Epistula 217: CSEL 57, 403 -<br />
80<br />
Augustinus, De dono perseverantiae c. 23 n. 63: PL 45,1031; Epistula 217, c. 7, n. 29: PL 33, 989;<br />
CSEL 57, 424; vgl. Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche Untersuchung,<br />
Freiburg/Schweiz 1950, 34 f; Walter Dürig, Zur Interpretation des Axioms “Legem credendi statuat lex<br />
supplicandi”, in: Anton Ziegenaus, Philipp Schäfer, Franz Courth, Hrsg., Veritati catholicae. Festschrift für Leo<br />
Scheffczyk, Aschaffenburg 1985, 227.<br />
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Epistula 177, c. 4: PL 33, 766; CSEL 44,673; vgl. Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche<br />
Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950, 38 f.<br />
82<br />
Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950.<br />
39 ff. 123.