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Die Liturgie als Locus theologicus

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drücklich die Rede in der Enzyklika “Mediator Dei” . Nachdrücklich wird an dieser Stelle hervorgehoben,<br />

dass die <strong>Liturgie</strong> nicht den Glauben konstituiert und bestimmt. Es wird festgestellt,<br />

daß sich Päpste und Konzilien bei der Definition von Glaubenswahrheiten und bei der<br />

Erörterung von Streitfragen schon oft auf die <strong>Liturgie</strong> berufen haben, dass das aber nicht<br />

bedeutet, dass die <strong>Liturgie</strong> den Glauben bestimmt oder begründet. <strong>Die</strong> Enzyklika betont<br />

nachdrücklich, dass die Li-turgie den Glauben voraussetzt, daß <strong>als</strong>o der Glaube über der<br />

136<br />

<strong>Liturgie</strong> steht und nicht umge-kehrt .<br />

Das Verhältnis von <strong>Liturgie</strong> und Glaube würde nun freilich missverstanden, wenn man die<br />

Litur-gie lediglich <strong>als</strong> ein Organ des Magisteriums auffassen würde. <strong>Die</strong> Dogmengeschichte<br />

kennt Fäl-le, vor allem in der Mariologie, wo die <strong>Liturgie</strong> lehramtlichen Entscheidungen lange<br />

137<br />

voraus-geht . Wir müssen hier unterscheiden zwischen dem ausserordentlichen Lehramt und<br />

dem or-dentlichen.. Es ist das ordentliche Lehramt, das der <strong>Liturgie</strong> vorausgeht und sie fundiert.<br />

<strong>Die</strong> Li-turgie ist das wichtigste Organ des ordentlichen Lehramtes, aber in einem ganz<br />

besonderen Sinn, in einem Sinn, der tief verschieden ist von der außerliturgischen<br />

Glaubensunterweisung, wie sie etwa durch Katechismen, Enzykliken und Hirtenbriefe ausgeübt<br />

wird. <strong>Die</strong> <strong>Liturgie</strong> ist in erster Linie Handlung und allein schon von daher mehr <strong>als</strong> eine bloße<br />

Unterweisung durch das Lehramt. Sie ist eine umfassende Lebensäußerung der ganzen Kirche,<br />

in der sich hierarchische Lehrgewalt, Hirtengewalt und Priestergewalt, die entsprechende<br />

Antwort der Gläubigen und vor allem das Wirken Christi und Gottes zu gemeinsamem Tun<br />

138<br />

vereinigen, in dem sich die vit<strong>als</strong>te Begegnung zwischen Gott und Mensch ereignet . In der<br />

<strong>Liturgie</strong> steht die Glaubensunterweisung im <strong>Die</strong>nst des Gebetes, selbst in den Partien, die mehr<br />

auf Belehrung ausgerichtet sind, wie etwa die Lesungen oder die Homilien. <strong>Die</strong> <strong>Liturgie</strong> ist<br />

135<br />

Mediator Dei, in: Acta Apostolicae Sedis 39, 1947, 540 f; vgl. Herman A. Schmidt, Lex orandi, lex<br />

credendi in recentioribus documentis pontificiis, in: Periodica de re morali, canonica, liturgica (Rom) 40, 1951, 17.<br />

136<br />

“Sacra igitur Liturgia catholicam fidem absolute suaque vi non designat neque constituit”: Mediator<br />

Dei, in: Acta Apostolicae Sedis 39, 1947, 541; vgl. Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche<br />

Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950, 2 f.<br />

5.<br />

137<br />

Karl Federer, <strong>Liturgie</strong> und Glaube. Eine theologiegeschichtliche Untersuchung, Freiburg/Schweiz 1950,<br />

138<br />

Cypriano Vagaggini, Theologie der <strong>Liturgie</strong>, Einsiedeln 1959, 299.

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