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Die Liturgie als Locus theologicus

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In der Feier der <strong>Liturgie</strong> wird der Glaube verkündet, nicht nur verbaliter, auch durch Gesten,<br />

durch die Musik und den Gesang und durch Körperhaltungen. <strong>Die</strong> <strong>Liturgie</strong> verkündet aber auch<br />

den Glauben in ihrem Vollzug. Ja, in ihr nimmt der Glaube in gewisser Weise Gestalt an.<br />

Gestalt nimmt der Glaube allerdings auch an in der Verkündigung und im Handeln aus dem<br />

Glauben. Verglichen mit der <strong>Liturgie</strong> ist die Verkündigung, aber auch die Erfüllung der Gebote<br />

sekundär, freilich <strong>als</strong> “condicio sine qua non”. In der Offenbarung geht es Gott um die<br />

Kommunikation mit dem Menschen. <strong>Die</strong> findet ihren entscheidenden Ausdruck im Gebet und<br />

in der Gottesverehrung. Das Beten der Kirche, der Kult, ist ein Spiegel ihres Glaubens. Deshalb<br />

kann man umgekehrt im Blick auf die <strong>Liturgie</strong> der Kirche ihren Glauben kennenlernen, aus dem<br />

Kult eruieren, was die Kirche glaubt.<br />

In der <strong>Liturgie</strong> der Kirche begegnet uns die Tradition in einem eminenten Sinne. Im<br />

“Dictionnaire de théologie catholique” heisst es lapidar: “La liturgie est une des manières dont<br />

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s’exprime cette tradition, nous dirons la manière principale” . In diesem Sinne bezeichnet der<br />

Theologe Jacques Bénigne Bossuet (+ 1704) die <strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong> “die vornehmste Trägerin der<br />

28<br />

kirchlichen Tradition” . Seit den ersten christlichen Jahrhunderten erkannte man in der <strong>Liturgie</strong><br />

ein hervorragendes Zeugnis der apostolischen Tradition. Noch heute betrachtet die Kirche die<br />

29<br />

<strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong> “eine der sichersten Ausdrucksweisen der ... apostolischen Tradition” , <strong>als</strong> einen<br />

äusserst gewichtigen “locus <strong>theologicus</strong>”, wobei die Glaubenswahrheiten in der <strong>Liturgie</strong><br />

zuweilen gar bewusst abgrenzend akzentuiert sind gegenüber heterodoxen Posi-tionen, wodurch<br />

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ihre Bedeutung noch einmal unterstrichen wird . Einmütig rekurrieren die Kir-chenväter auf<br />

31<br />

die <strong>Liturgie</strong> <strong>als</strong> einen “locus <strong>theologicus</strong>” . <strong>Die</strong>se Praxis bestimmte die Kirche stets in ihrer<br />

27<br />

Fernand Cabrol, Art. <strong>Liturgie</strong>, in: Dictionnaire de théologie catholique IX, 1926, 788. Cabrol zitiert an<br />

dieser Stelle Bossuet (Instruction sur les états d’oraison, traité I,, n.1. 1. VI): “Le principal instrument de la<br />

tradition de l’Église est renfermé dans ses prières”.<br />

28<br />

Geoffrey Wainwright, Der Gottesdienst <strong>als</strong> <strong>Locus</strong> <strong>theologicus</strong>, in: Kerygma und Dogma 28, 1982, 248.<br />

29<br />

Irénée Dalmais, <strong>Liturgie</strong> und Glaubensgut, in: Handbuch der <strong>Liturgie</strong>wissenschaft. Deutsche Übersetzung<br />

hrsg. vom Liturgischen Institut Trier, Freiburg 1963, 243.<br />

30<br />

Herman A. Schmidt, Lex orandi, lex credendi in recentioribus documentis pontificiis, in: Periodica de<br />

re morali, canonica, liturgica (Rom) 40, 1951, 10.<br />

31<br />

Bernard Capelle, Autorité de la liturgie chez les Pères, in: Recherches de Théologie ancienne et<br />

médiévale 21, 1954, 20.

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