Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS
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als den langen [...] Euch rate ich nicht zum Frieden, sondern zum Siege. Eure<br />
Arbeit sei ein Kampf, euer Friede sei ein Sieg.“(2)<br />
Für Oswald Spengler besteht die Wirklichkeit „in natürlichen und unaufhebbaren<br />
Gegensätzen, in Angriff und Abwehr, Feindschaft und Krieg. Der Krieg<br />
ist der Schöpfer aller großen Dinge. Alles Bestehende im Strom des Lebens ist<br />
durch Sieg und Niederlage entstanden.“(3) Es sei nur „als Hintergrund und<br />
Widerhall eines großartigen Geschehens“ zu verstehen, daß „zwischen<br />
diesen Katastrophen voller Blut und Entsetzen immer wieder der Ruf nach<br />
Völkerversöhnung und Frieden auf Erden erschallt“.(4)<br />
Dies war der Geist der Zeit, und gegen ihn hatte der Ruf nach Völkerverständigung<br />
und Frieden keine Chance. Aber er verstummte nicht. Vielmehr<br />
wirkten die Friedensideen, den neuen Zeitumständen und Erfahrungen<br />
angepaßt, in zwei großen Grundströmungen weiter: in der sich formierenden,<br />
selbständigen Arbeiterbewegung und in der pazifistischen Bewegung<br />
bürgerlicher Kreise. Ihre Gemeinsamkeit bestand im Ziel des ewigen Friedens<br />
und im Antimilitarismus. Ihre Differenz lag vor allem in den Anschauungen<br />
über die Bedingungen des ewigen Friedens und über die Mittel und Wege<br />
s<strong>einer</strong> Errichtung.<br />
Für die sozialistische Arbeiterbewegung war der Kampf um den Frieden ein<br />
Teil des Kampfes für die Überwindung der bestehenden Gesellschaft. Der<br />
ewige Frieden konnte demnach erst Wirklichkeit werden, wenn eine sozialistische<br />
Gesellschaft als Gemeinschaft freier Individuen geschaffen und mit<br />
dem Gegensatz im Inneren der Nationen auch die feindliche Stellung der<br />
Nationen gegeneinander gefallen ist.(5) Aber schon in der noch unfriedlichen<br />
kapitalistischen Ordnung gelte es, durch die organisierte Kraft der<br />
Arbeiter und ihr internationales Zusammenwirken „der Welt zu beweisen,<br />
daß jetzt endlich die Arbeiterklasse den Schauplatz der Geschichte nicht<br />
länger als serviles Gefolge betritt, sondern als selbständige Macht, die sich<br />
ihrer eigenen Verantwortlichkeit bewußt und imstande ist, Frieden zu<br />
gebieten, wo diejenigen, die ihre Herren sein wollen, Krieg schreien“.(6) Sie<br />
habe die Pflicht, „die einfachen Gesetze der Moral und des Rechts, welche<br />
die Beziehungen von Privatpersonen regeln sollten, als die obersten Gesetze<br />
des Verkehrs von Nationen geltend zu machen“.(7)<br />
Der Kampf um den Frieden war also eingeordnet in die allgemeine Emanzipation<br />
und eines ihrer Teilgebiete. Der Akzent lag auf revolutionärer oder<br />
reformistischer Veränderung der Gesellschaftsstrukturen und, solange sie<br />
ausbleibt, auf Schaffung <strong>einer</strong> Gegenmacht zu den Mächten des Krieges.