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Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS

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verschiedene Frieden. Der eine bestand zwischen den kapitalistischen<br />

Industrienationen und den von ihnen abhängigen Völkern der Dritten Welt.<br />

Letzterer wurde, da die um die Freiheitsfahne gescharten Demokratien die<br />

abhängigen Völker und Staaten nicht freiwillig in die Freiheit und Unabhängigkeit<br />

entließen, durch eine Kette von nationalen Befreiungskriegen<br />

unterbrochen. Aber auch nach dem Zusammenbruch des Kolonialsystems<br />

basierte er nicht auf gleichberechtigter Zusammenarbeit, sondern auf wirtschaftlicher<br />

Abhängigkeit, auf der Macht der Geldströme und auf der<br />

Androhung überlegener militärischer Gewalt.<br />

Der andere globale Frieden war der zwischen der Ersten und der Zweiten<br />

Welt. Er wurde zum dominierenden Frieden der Nachkriegszeit. Es war ein<br />

Frieden des entfalteten Systemkonflikts, seinem Wesen nach ein Koexistenzfrieden.<br />

Er basierte auf der von beiden Seiten anerkannten Notwendigkeit,<br />

den Konflikt trotz der fundamentalen Gegensätze der Kontrahenten unter<br />

Vermeidung eines Krieges gegeneinander auszufechten. Die Formen des<br />

Kampfes reichten jedoch bis an den Rand des Krieges. Wegen der Schärfe<br />

dieses Kampfes wurde er metaphorisch „kalter Krieg“ genannt, oder noch<br />

treffender: Krieg der schweigenden Waffen. Das Wettrüsten und die<br />

gegenseitige Bedrohung mit immer vernichtenderen Waffen erzeugte eine<br />

riesige Gefahr, blockierte aber zugleich die Anwendung bewaffneter Gewalt<br />

gegeneinander.<br />

Militärische Abschreckung wurde zum Garanten des Friedens zwischen den<br />

beiden Welten erhoben. Die Massenvernichtungswaffen und ihre Trägermittel<br />

von globaler Reichweite brachten nicht nur die Möglichkeit eines<br />

qualitativ neuen Krieges hervor, sondern erzeugten auch ein neues<br />

Wesenselement des Friedens. Militärische Abschreckung trieb nun zum<br />

äußersten Extrem, in die Potenz zur garantierten gegenseitigen Vernichtung.<br />

Ein Frieden, von der Furcht geboren, wäre nicht die schlechteste List der<br />

Vernunft, meinte Aron.(11) Sicher, der Schrecken vor dem atomaren Krieg<br />

war ein Stützpfeiler des Friedens, aber die Mittel, die den Schrecken erzeugten,<br />

machten auch den Krieg möglich, der zu fürchten war. Vor allem aber ist<br />

ein atomarer Frieden paradox, denn er wird erhalten durch das genaue<br />

Gegenteil von Friedlichkeit, durch das gegenseitige In-Schach-Halten mit<br />

dem absoluten Zerstörungsmechanismus.<br />

War denn aber die funktionierende atomare Abschreckung überhaupt die<br />

eigentliche Ursache dafür, daß der Frieden zwischen den beiden Systemen<br />

erhalten blieb? Es gab meines Erachtens tiefere Ursachen. Beide Gesellschaften<br />

brauchten Frieden, sowohl für ihre innere Entwicklung wie für die

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