Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS
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schiedliche Interessen haben, so wichtige, im gleichen Artikel 2 der UN-<br />
Charta verankerte Verpflichtung: „Alle Mitglieder unterlassen in ihren<br />
internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder<br />
die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete [...] Androhung oder<br />
Anwendung von Gewalt.“ Es handelt sich deshalb um einen in s<strong>einer</strong><br />
Demagogie und Aggressivität außerordentlich ernstzunehmenden Angriff auf<br />
die Fundamente der UNO, wenn der Außenminister der Bundesrepublik<br />
Deutschland, Klaus Kinkel, 1993 unter dem Leitgedanken „Deutsche<br />
Außenpolitik in <strong>einer</strong> sich neu ordnenden Welt“ erklärt: „Gegenwärtig<br />
bewegen wir uns vom Interventionsverbot im Namen staatlicher Souveränität<br />
hin zum Interventionsgebot im Namen der Menschenwürde und humanitären<br />
Hilfe.“(34)<br />
Ausgehend von diesem - hier nur skizzierten - Gefahrenbewußtsein ist die<br />
Anstrengung der Vernunft zur Begründung des Weges zu <strong>einer</strong> Weltwirtschaftsordnung,<br />
die der ganzen Menschheit eine menschenwürdige Zukunft<br />
sichern kann, eine weitere Grundvoraussetzung zur Entschärfung und friedlichen<br />
Lösung der bisher immer noch anwachsenden <strong>globalen</strong> Konfliktpotentiale.<br />
Hier scheint mir vor allem zweierlei wichtig:<br />
Erstens muß das Ziel dieses Weges eine Alternative zur Weltherrschaft der<br />
kapitalistischen Großmächte sein, denn diese lenken nach Einschätzung<br />
Richard von Weizsäckers „über Weltbank, Internationalen Währungsfonds<br />
und Welthandelsorganisation die Weltwirtschaft eher zum eigenen Nutzen<br />
als zum Dienst am wichtigsten Thema der Weltgemeinschaft, der Überwindung<br />
der <strong>globalen</strong> Unterentwicklung“.(35) Kurt Biedenkopf schätzt ein, „die<br />
Möglichkeit der Vereinbarkeit <strong>einer</strong> wachsenden Wirtschaft mit dem<br />
Erfordernis eines zukunftsfähigen Gleichgewichts mit der Umwelt [...] ist<br />
bisher weder von sozialistischen noch von marktwirtschaftlichen Ordnungen<br />
befriedigend beantwortet worden“, und gelangt zu <strong>einer</strong> Forderung, die auch<br />
ich als Marxist durchaus mittragen kann: „Es sollte nicht mehr dazu kommen,<br />
daß sich Entwicklungsländer vor die Alternative gestellt sehen, entweder ihre<br />
Bürger verhungern zu lassen oder die Natur zu zerstören. Solche Alternativen<br />
sind unmenschlich. Sie müssen überwunden werden.“(36) Auch dem<br />
Theologen Friedhelm Hengsbach kann ich zustimmen, wenn er einschätzt:<br />
„Das vorrangige Weltproblem ist [...] nicht der unbestrittene Zuwachs an<br />
Gütern und Diensten, sondern dessen Verteilung. Nicht die<br />
Produktionsleistungen sind fehlerhaft, sondern die Produktionsverhältnisse.“<br />
Als Alternative fordert er die wohlhabenden Länder auf, „sich mit den armen<br />
Ländern zu arrangieren, anstatt aufzurüsten, sich gegen massenhafte<br />
Zuwanderung zu wehren und gegen gewaltsame Übergriffe zu verteidigen“,