Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS

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nach wird das auch der entscheidende Durchbruch dazu sein, den von Karl
Marx definierten kategorischen Imperativ seines revolutionären Humanismus
zu verwirklichen, nämlich weltweit „alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen
der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches
Wesen ist“.(43)
Ich habe keine Illusionen darüber, wie groß die Aufgabe ist, und weiß um die
durchaus reale Möglichkeit des Scheiterns auf diesem Weg. Ich bin seit
längerem nicht mehr davon überzeugt, daß es ein schicksalhaft bestimmtes
Überleben der Menschheit gibt, und lehne deshalb jeglichen „positiven“
Fatalismus ab. Aber ich halte mit Kant die Menschen für fähig zu jener
Vernunft, die sie angesichts der heutigen globalen Konfliktpotentiale so
handeln lassen kann, daß die Wirkungen dieser ihrer Handlungen, wie es
Hans Jonas so treffend ausdrückte, „verträglich sind mit der Permanenz
echten menschlichen Lebens auf Erden“.(44) Und ich halte sie für fähig zu
begreifen, daß das zuerst und vor allem den Kampf für die Durchsetzung
einer Politik erfordert, die ohne Krieg auskommt. Aktueller denn je ist nach
dem Ende der weltpolitischen Bipolarität und dem unübersehbaren Beginn
weltweiter Auseinandersetzungen um eine neue Weltordnung, was Berthold
Brecht nach dem Beginn des kalten Krieges mit den Worten gefordert hat:
„Seien wir einfach für den Frieden! Diffamieren wir alle Regierungen, die den
Krieg nicht diffamieren. Erlauben wir nicht, daß über die Zukunft der Kultur
die Atombombe entscheidet.“(45)
Anmerkungen
( 1) Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden, Ein philosophischer Entwurf, in:Kant,
Immanuel: Von den Träumen der Vernunft, hrsg. v. St. u. B. Dietzsch,
Leipzig/Weimar 1979, S. 426.
( 2) Ebd., S. 420.
( 3) Ebd.
( 4) Geismann, Georg: Kants Rechtslehre vom Weltfrieden, in: Zeitschrift
für Philosophische Forschung, Bd. 37, H. 3, Meisenheim 1983, S. 374.
( 5) Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden, a.a.O., S. 422.
( 6) Kant, Immanuel: Der Streit der Fakultäten, hrsg. v. St. Dietzsch, Leipzig 1984,
S. 93.
( 7) Nach ebd., S. 121.
( 8) Ebd.
( 9) Ebd., S. 124.