Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS
Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS
Zur Idee einer globalen Friedensordnung - DSS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
22<br />
men Verteidigung aus Notwehr auf den falschen Kasus, auf den imperialistischen<br />
Krieg anwandte.<br />
2. Die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen<br />
Die zweite Periode, die für den Fortschritt des Friedens einen Einschnitt<br />
bedeutet, kann man als eine Übergangsperiode ansehen, in der die alten<br />
Merkmale des Friedens noch dominieren, neue sich aber bereits andeuten.<br />
Der Weltkrieg, der erst später numeriert werden mußte, hatte einen Kulturschock<br />
gebracht und einiges in der Haltung zu Krieg und Frieden verändert.<br />
Dieser Maschinen- und Materialkrieg, der mit den von der industriellen<br />
Revolution erzeugten Mitteln als großindustrielles Unternehmen zur massenweisen<br />
Menschenabschlachtung geführt worden war, hatte einen solchen<br />
Krieg moralisch und politisch entehrt und delegitimiert. Die Friedensfrage<br />
wurde nun zur Frage von Leben oder Tod von Millionen Menschen, zur<br />
Frage von Zivilisation oder Barbarei, zur Frage nach Erhaltung oder Untergrabung<br />
der Existenzbedingungen der menschlichen Gesellschaft.<br />
Und der maßlose Massenvernichtungskrieg hatte die Grundfesten der kapitalistischen<br />
Ordnung erschüttert. Wenn die Arbeiterbewegung diesen Krieg<br />
auch nicht verhindert hat, so hat sie ihn doch mit dem revolutionären<br />
Aufbegehren ihrer radikalen Abteilungen beendet. Die revolutionäre Krise, in<br />
die der Krieg die bestehende Gesellschaft gestürzt hatte, und das Ausbrechen<br />
eines großen Reiches, mit dem ein Gegenpol zur kapitalistischen Weltordnung<br />
zu entstehen begann, beförderten ein vorsichtigeres Umgehen mit<br />
dem Krieg fortgeschrittener Staaten gegeneinander.<br />
Aus beiden Gründen, aus dem der moralischen und politischen Delegitimation<br />
eines Krieges zwischen den fortgeschrittenen Nationen und aus dem<br />
der erkannten Gefahren für den Bestand der kapitalistischen Ordnung, wurden<br />
Wege gesucht, derartige Katastrophen künftig zu vermeiden. Wenigstens<br />
in den Demokratien begann man, dem Frieden untereinander eine größere<br />
Bedeutung beizumessen. Erstmalig griff die offizielle Politik die <strong>Idee</strong> des<br />
Völkerrechtspazifismus auf und realisierte sie in Rechtsakten. Wesentlichstes<br />
Ergebnis dieser Änderung im politischen Verhalten der Staaten war die Gründung<br />
eines Völkerbundes. Allerdings vermochte die vertragliche Regelung<br />
friedlicher Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten nicht aufzuheben,<br />
daß letztlich Macht vor Recht ging.