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German Across the Curriculum:

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Kommission, sagte auf einer eigens für Frauen abgehaltenen Anhörung der<br />

Wahrheitskommission in Gauteng, daß Männer den Körper der Frau immer als Terrain<br />

des Kampfes und als Schlachtplatz benutzten. Einige Aktivisten sagten, daß sie<br />

manchmal nicht wüßten, was schlimmer war, der eigentliche Übergriff oder mit der<br />

ständigen Angst im geschlossenen und engen Raum der Zelle fertigzuwerden. “Wenn<br />

sie einen verhörten, begannen sie meist, indem sie deine Rolle als Aktivistin<br />

verkleinerten. Sie maßen dich nach ihren eigenen Begriffen der Weiblichkeit. Und sie<br />

sagten, du seiest in Verwahrung, weil du keine richtige Frau warst - du bist<br />

unverantwortlich, du bist eine Hure, du bist fett und häßlich, oder ledig und dreißig und<br />

du suchst einen Mann. Und wenn was immer du vertreten hast, auf Prostitution<br />

reduziert wurde, unbezahlte Prostitution, wurde der Anlaß für sexuellen Mißbrauch<br />

geschaffen. Dann geschahen Dinge, die einem Mann nicht widerfahren konnten. Deine<br />

Sexualität wurde benutzt, um dich deiner Würde zu berauben, um dein eigenes<br />

Selbstbild zu untergraben. Die Folterungen waren darauf angelegt, daß die Frau sich<br />

ständig ihres Körpers bewußt war, und wie er mißbraucht und lächerlich gemacht<br />

werden kann.<br />

Das Problem liegt darin, daß das südafrikanische Recht Vergewaltigung nur als einen<br />

Akt zwischen Mann und Frau definiert, in dem der Penis in die Vagina eindringt.<br />

Forcierter oraler oder analer Sex und Eindringen durch fremde Gegenstände werden<br />

nicht als Vergewaltigung angesehen. Die Wahrheitskommission mußte aber feststellen,<br />

ob man mit einem politischen Motiv vergewaltigen kann, und ob die Vergewaltigung<br />

unpolitischer Frauen, um die Genossen zu beschäftigen, tatsächlich eine politische Tat<br />

darstellt. Die Genfer Konvention betrachtet Vergewaltigung als ein Kriegsverbrechen<br />

und die Verurteilung wegen Vergewaltigung in Bosnien haben nur wegen deren<br />

Verbindung zu ethnischen Säuberungen begonnen. Einen der Vorschläge, den die<br />

Wahrheitskommission machen könnte, wäre, den Vergewaltigern keine Amnestie zu<br />

geben, doch würden sie dann noch gestehen? Jedoch haben wenige Frauen wegen<br />

Vergewaltigung ausgesagt, und noch weniger haben ihre Peiniger beim Namen genannt.<br />

Warum also sollte sich ein Vergewaltiger um Amnestie bewerben? Dies sind<br />

beunruhigende Fragen, die die Wahrheitskommission offenläßt.<br />

Die Frage ist, ob die Geschichten der Folterungen und Erniedrigungen der Opfer und<br />

deren jetziger Position als Regierende des Landes nicht eine Form des Karnevals und<br />

der Lachkultur darstellt. Insofern hatte die Wahrheitskommission eine kathartische<br />

Wirkung im nicht-aristotelischen Sinn, einerseits indem die Opfer durch den<br />

Widerstandskampf den Unterdrückern ihr Lachen entgegensetzten, daß sie einst die<br />

Herrscher im Land sein würden, d.h. daß sie dem Zustand des Seins den<br />

unabgeschlossenen des Werdens entgegenhielten, andererseits indem sie ihren Willen<br />

zum Widerstand nicht durch die Gewalt der Polizei und Armee brechen ließen. So wird<br />

die Hölle der Folterung der Widerstandskämpfer zu einer “karnevalisierten Unterwelt<br />

der Menippeischen Satire.” 3 Vielleicht kann der Tragödie der Apar<strong>the</strong>id nun die<br />

Komödie der wirklichen Befreiung folgen.<br />

3 Literatur und Karneval, S. 78.

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