German Across the Curriculum:
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Sekretärinnen. Bevor sie gingen, stimmten sie ein triumphierendes Protestlied an,<br />
‘Strydom, du hast dich an den Frauen vergriffen, du bist auf einen Felsen gestoßen’.<br />
Danach gingen sie der Reihe nach ruhig den Hügel hinunter.<br />
Unter diesen Bedingungen konnte kaum eine eigenständige Frauenliteratur oder<br />
Frauenkunst entstehen. Der sprachliche Ausdruck weiblicher Erfahrung unter der<br />
Apar<strong>the</strong>id war vorwiegend das Protestlied oder das politische Pamphlet, aber auch das<br />
war recht spärlich, wenn man es mit der kulturellen Produktion der Männer vergleicht.<br />
Die schwarze und weiße Anti-Apar<strong>the</strong>idliteratur ist von männlichen Stimmen dominiert.<br />
Der Hinweis auf die Nobelpreisträgerin, Nadine Gordimer, ändert auch nichts an diesem<br />
Sachverhalt. Dieser Umstand hängt vielleicht damit zusammen, daß Frauen der Zugang<br />
zum Diskurs auf eine besondere Weise verwehrt war. Der Diskurs tritt immer mit dem<br />
Anspruch der Autorität auf, die männlich ist. Das war in den politischen<br />
Widerstandsgruppen auch nicht anders. Wenn Frauen zu Worte kommen wollten, mußten<br />
sie sich den Diskursregeln anpassen. Der politische Diskurs bestimmte aber auch, was die<br />
eigentlichen Ziele des Widerstands waren und mit welchen Mitteln sie erreicht werden<br />
sollten. Das bedeutete, daß die Befreiung der schwarzen Mehrheit an erster Stelle und die<br />
Befreiung der Frau erst an zweiter Stelle, falls überhaupt, stand. Auch im bewaffneten<br />
Widerstandskampf des Umkhonto we sizwe mußten die Frauen hart kämpfen, um von den<br />
Männern als gleichberechtigte Kämpferinnen ernst genommen zu werden. Allzuoft<br />
wurden sie als Hausfrauen oder sexuelles Freiwild angesehen.<br />
Die Anthologien der Anti-Apar<strong>the</strong>idsliteratur reflektieren diesen Ausschluß der Frau<br />
aus dem Diskurs. Peter Horns Kap der Guten Hoffnung. Gedichte aus dem<br />
südafrikanischen Widerstand enthalten zwei Gedichte von Frauen. Das erste ist von einer<br />
der bedeutendsten afrikaanssprachigen Dichterinnen, Ingrid Jonker, und nimmt den<br />
Aufstand der Kinder gegen ihre Eltern und gegen das Apar<strong>the</strong>idssystem der siebziger und<br />
achtziger Jahre vorweg. Anlaß dieser Erhebung war die Brutalisierung der Kinder durch<br />
die Polizei, wie der konkrete Vorfall des Gedichts Das Kind andeutet: Ein Kind ist durch<br />
die Polizei im schwarzen Ghetto Langa erschossen worden, weil es keinen Paß vorweisen<br />
konnte. Das Gedicht endet mit der apokalyptischen Vision: „das Kind das zum Riesen<br />
geworden ist reist durch die ganze Welt // ohne Paß.” (66) Das zweite Gedicht von<br />
Jennifer Davids ist an den großen Befreiungskämpfer Albert Luthuli gerichtet und enthält<br />
die bezeichnenden Verse: „Gebunden / hast du mich / Freiheit gelehrt // Zum Schweigen<br />
gebracht / hast du mich / sprechen gelehrt. (125) Es ist sicherlich kein Zufall, daß im<br />
Gedicht zumindest der Mann die Frau Freiheit und Sprache lehrt.<br />
Die Anthologien englischsprachiger südafrikanischer Literatur von Michael Chapman<br />
und Stephen Gray zeigen dasselbe Mißverhältnis von Dichtern zu Dichterinnen auf.<br />
Außerdem treffen sie ihre Auswahl nach sprachlichen Kriterien, d.h. daß sie den Kanon<br />
der englischsprachigen Literatur mit der südafrikanischen Literatur schlechthin<br />
gleichsetzen. Damit fallen die beträchtlichen afrikaanssprachigen und einheimischen<br />
afrikanischsprachigen Literaturen aus ihrem Blickfeld. In diesem Sinne wurde das erste<br />
Frauenprojekt Lip from Sou<strong>the</strong>rn African Women, 1983 von Susan Brown, Isabel<br />
Hofmeyer und Susan Rosenberg unternommen. Innovativ an diesem Projekt war, daß es<br />
auch die Traumarbeit eines Frauenkollektivs enthält, in der Frauen über den Traum ihre<br />
alltägliche Unterdrückung ausloten und zwanghaftes Verhalten verändern wollen. Es