German Across the Curriculum:
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Frauen unter der Apar<strong>the</strong>id<br />
Frauen unter der Apar<strong>the</strong>id wurden doppelt unterdrückt: Zu ihrer Unterdrückung als<br />
Arbeiterin und Schwarze kam noch ihre Unterdrückung als Frau hinzu. Die Apar<strong>the</strong>id<br />
beschränkt sich zwar auf die Zeit zwischen 1948, als die Nationale Partei an die Macht<br />
kam, bis 1994, als in der ersten demokratischen Wahl in Südafrika der African National<br />
Congress die Mehrheit der Stimmen gewann, aber die Vorläufer der Unterdrückung der<br />
schwarzen Bevölkerung lassen sich bereits in den kolonialen Strukturen vor 1948<br />
erkennen, in der die Frauen ganz unten in der Rangordnung standen, und sie dauern<br />
teilweise auch noch nach 1994 fort. Die Kolonialgeschichte Südafrikas weist aber auch<br />
eine lange Tradition des Widerstands auf, in der Frauen eine führende Rolle gespielt<br />
haben. Es sei hier nur an einige wie Ruth First, Lilian Ngoyi, Helen Joseph, Ray<br />
Alexander und Albertina Sisulu erinnert. Auch innerhalb des parlamentarischen Systems<br />
versuchten Frauen, gegen die Apar<strong>the</strong>id zu kämpfen, unter denen Helen Suzmann wohl<br />
das hervorragendste Beispiel ist. Die vorwiegend weiße Frauenorganisation ‘Black Sash’<br />
verdient hier ebenfalls besondere Erwähnung. Sie hat durch Protestaktionen und<br />
karitative Arbeit immer wieder die Öffentlichkeit auf die Menschenrechtsverletzungen<br />
des Apar<strong>the</strong>idregimes hingewiesen. Die Sicherheitspolizei versuchte vergeblich, sie<br />
durch Hausdurchsuchung, Hausarrest oder Verhaftung einzuschüchtern.<br />
Die Mehrheit der schwarzen Frauen hatte jedoch am meisten unter der Apar<strong>the</strong>id zu<br />
leiden. Unter den Apar<strong>the</strong>idsgesetzen durften viele von ihnen nicht mit ihren Männern in<br />
der Stadt zusammenleben, sondern mußten in den abgelegenen Reservaten oder<br />
‘Homelands’ zurückbleiben, um auf die Kinder aufzupassen, die meistens in den<br />
Weihnachtsferien gezeugt wurden, wenn der Mann auf ein paar Wochen nach Hause<br />
kam, um sich von seiner Frau mit selbstgebrautem Bier bedienen zu lassen. Für den Rest<br />
des Jahres waren die nicht immer regelmäßigen Geldüberweisungen das einzige Band,<br />
das die Familien zusammenhielt. Andererseits hielten sich die Männer in den<br />
Wohnheimen der Bergbaukonzerne, wo sie selbst bis aufs Blut ausgebeutet wurden, ihre<br />
zweiten Frauen und Familien. Die Polygamie ist zwar in der traditionellen schwarzen<br />
Gesellschaft üblich und wird durch das System des Brautgeldes lobola, ursprünglich in<br />
Form von Kühen, aufrechterhalten, doch haben die Frauen je nach ihrer Rangordnung in<br />
der Familienhierarchie auch Rechte, die sie einklagen konnten. Dieses traditionelle<br />
System von Rechten und Pflichten brach unter dem kolonialen und kapitalistischen<br />
System der Bergbaukonzerne von de Beers und Anglo American zusammen. Das trug<br />
alles zum anschwellenden Gefühl der Unzufriedenheit bei.<br />
Um ihre Männer in den Städten zu besuchen, brauchten die Frauen einen Paß, der<br />
dazu diente, den Zustrom der Schwarzen in die Städte zu kontrollieren. Die Paßgesetze<br />
zerstörten nicht nur die traditionelle Familienstruktur, sondern hinderten die Frauen auch<br />
daran, ihre Arbeitskraft auf dem freien Arbeitsmarkt zu verkaufen. Dieses System konnte<br />
außerdem von lüsternen Paßkontrolleuren ausgenützt werden, um Frauen sexuell zu<br />
belästigen. Als die Paßkontrollen im Jahre 1952 verschärft wurden, beschlossen die<br />
Frauen, daß sie genug hatten. Unter der Dachorganisation der Federation of South<br />
African Women, die aus verschiedenen Gewerkschaften und politischen Organisationen<br />
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