German Across the Curriculum:
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vortäuschten. Im Gegensatz zu den Versuchen der Nationalen Partei, ihre Gegner nach<br />
Rassen zu trennen, bekannte sich die Vereinigte demokratische Front (UDF), die den<br />
Widerstandskampf der achtziger Jahre leitete, zu einem nicht-rassistischen und nichtsexistischen<br />
demokratischen Südafrika. In Zoë Wicombs Sammlung von Erzählungen<br />
You can’t get lost in Cape Town (Man kann sich in Kapstadt nicht verirren) bezeichnet<br />
Friedas ehemalige Kommilitonin, Moira, die nun in der UDF aktiv ist, die<br />
Heimatlosigkeit der Farbigen als Streunen: "Denke nur, als wir Teens waren, wollten wir<br />
weiß sein, jetzt wollen wir vollblütige Afrikaner werden. Wir wollten nie wir selbst sein<br />
und darum streunen wir ... über den Kontinent, über die Ozeane und sogar hier, direkt ins<br />
Drei-Kammern-Parlament, ihnen in die Hände."(13) Damit ist aber nicht das letzte Wort<br />
gesprochen, denn in der letzten Erzählung des Bandes sieht Frieda ihre Mutter wieder,<br />
die eine Eingeborene Griqualands am nördlichen Kap ist, und beschließt, daß sie<br />
vielleicht doch nach Kapstadt zurückkehren wird. Dieser Beschluß wird nicht als eine<br />
heroische Inbesitznahme des mütterlichen Ursprungs dargestellt, sondern eher als eine<br />
Akzeptanz der eigenen Vergangenheit und des Versuchs, an der Entstehung eines neuen<br />
demokratischen Südafrikas mitzuwirken.<br />
Bei Bessie Head und Zoë Wicomb zielt die Gedächtnisarbeit nicht auf die Produktion<br />
von Wahrheit ab, sondern auf die Reproduktion eines Gefühls des Schreckens. Gerade<br />
weil eine mimetische Widerholung und damit die Gefahr der Produktion einer einzigen<br />
Wahrheit vermieden werden soll, verlassen sich diese Schriftstellerinnen auf die<br />
Diskontinuitäten des Körpers. Sie verzichten auf kohärente Aussagen, auf Erklärungen<br />
und kommen ohne psychologische Einfühlung aus. Vielmehr bringen sie den Körper als<br />
Oberflächendepot ins Spiel, in das sich Ereignisse, die sich der Erklärbarkeit entziehen,<br />
eingeschrieben haben und abrufen lassen. Was sich aber sehr wohl vermittelt, ist der<br />
Gefühlswert der Erinnerung an eine Leidenschaft ohne Sühne, mit der zugleich die<br />
Erinnerung an den Schrecken einhergeht. Der Körper erscheint als inszenierende<br />
Maschine, die Körperschrift entzieht sich der Repräsentativität. (ZK 47f.)<br />
In ihrer selbst-reflexiven Darstellung der farbigen Identität vermeiden Bessie Head<br />
und Zoë Wicomb es, das ödipale Drama des nationalen Machtdiskurses einfach<br />
fortzuschreiben, indem sie solche My<strong>the</strong>n wie der reinen Mutter-Afrika subvertieren.<br />
Dafür hat sie ihre eigene konfliktreiche farbige Identität sensibilisiert, die ihre Wurzeln in<br />
der Sklaverei hat. Sie spielen eher die Rolle des Revolutionärs im Sinne des ‘Anti-<br />
Ödipus’. Denn schließlich ist "[d]er Revolutionär [...] der erste, dem es rechtens gegeben<br />
ist zu sagen: Ödipus, kenne ich nicht - denn die abgetrennten Stücke bleiben an allen<br />
Ecken des historisch-gesellschaftlichen Feldes, das einem Schlachtfeld und keiner<br />
bürgerlichen Theateraufführung gleicht, kleben." (Zit. nach ZK 53.) Auf der anderen<br />
Seite zeigt Nadine Gordimers Behandlung dieses Themas, auf Kosten welcher<br />
ideologisch fragwürdigen Ideen und Metaphern der Mythos eines homogenen<br />
afrikanisch-nationalen Diskurses nach der Apar<strong>the</strong>id aufrechterhalten werden kann.<br />
Anmerkungen:<br />
(1) Rosemary Jolly and Derek Attridge, "Introduction". In: Dies. (Hg.) Writing South Africa. Literature,<br />
apar<strong>the</strong>id, and democracy, 1970-1995. Cambridge, U.K.: Cambridge University Press 1998, 10.<br />
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