German Across the Curriculum:
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nicht nur weil sie die einzige Frau war, sondern auch da sie sich nicht dem zynischen,<br />
überschwenglichen Stil ihrer männlichen Kollegen anpaßte. Sie schrieb ihre ersten<br />
Erzählungen und das Romanfragment The Cardinals, das jedoch erst 30 Jahre später<br />
veröffentlicht wurde, da zuerst alle südafrikanischen Verlage es abgelehnt hatten. Es<br />
wurde 1993 postum von einem ihrer Freunde, Patrick Cullinan, der eine Abschrift<br />
erhalten hatte, herausgegeben. Alle Elemente dieser Biografie finden sich mehr oder<br />
weniger verfremdet in The Cardinals wieder. Wie Bessie Head in ihrem Motto anmerkt,<br />
beziehen sich die Kardinäle im astrologischen Sinne auf diejenigen, die das Fundament<br />
für Veränderungen legen. Indem Bessie Head ihre eigene Identität mittels Sprache<br />
erforscht und neu konstruiert, bedient sie sich einer Strategie, die autobiographischen<br />
Texten von Frauen gemeinsam sind. Heike Paul schreibt in Bezug auf Toni Morrison:<br />
"Diese ‘explizite Beschäftigung’ mit der eigenen Geschichte wirft die Frage nach der<br />
Möglichkeit einer Transformation traumatischer, historischer Erfahrungen und<br />
Erinnerungen in Literatur auf, eine Transformation in ein Genre, in eine Zeit und - ganz<br />
generell - in Sprache an sich."(9) Ein weiteres Element, das diese autobiographischen<br />
Texte kennzeichnet, ist die "literarische Funktionalisierung und Metaphorisierung des<br />
Körpers als Träger von Erinnerung und Gedächtnis" (PB 26). Das hat verschiedene<br />
Gründe, wie Heike Paul erklärt: "Das Körpergedächtnis fungiert in der Geschichte auf<br />
vielfältige Weise: als literarischer Topos, als Schaltstelle zwischen schmerzhafter<br />
Erfahrung und ihrer Repräsentation bzw. Repräsentierbarkeit in Sprache, als<br />
<strong>the</strong>rapeutische Instanz, als gemeinschaftliches Archiv und als Speicher individueller und<br />
kollektiver Erinnerungen. Dabei inszeniert die Autorin das Körpergedächtnis geschickt<br />
als Konfiguration, die stets auch über sich hinaus auf eine geschichtliche Materialität<br />
verweist, auf eine unmittelbare Schmerzhaftigkeit von Geschichte und Erinnerung." (PB<br />
26). Der Körper in seiner individuellen Besonderheit sowie in seiner sozialen und<br />
historischen Bedeutung (man spricht ja auch von einem body politic) stellt der<br />
Schriftstellerin ein reiches Depot an Metaphern zur Verfügung, die sie unmittelbare<br />
Erfahrung literarisch umgestalten läßt.<br />
Die Geschichte der Kolonisation und der Apar<strong>the</strong>id, wie sie von den Farbigen<br />
empfunden wird, artikuliert sich bei Bessie Head in zweierlei Körperbildern: das erste ist<br />
das Bild des leeren, abwesenden Körpers, das zweite das stereotype Bild der glücklichen<br />
Farbigen, zu dem auch die Prostituierte mit dem üppigen Gesäß zählt. In The Cardinals<br />
kommentiert James die Geschichten Johnnys so: "Ich brauche das hier gar nicht erst zu<br />
lesen, um zu wissen, daß es sich um noch eine Prostituierte handelt, die die Hanover<br />
Straße hinuntergeht und mit ihrem Hintern wackelt. Wo du all diese Prostituierten siehst,<br />
ist mir ein Rätsel. Ich habe noch nie eine Prostituierte gesehen, die mit wackelndem<br />
Hintern die Hanover Straße hinuntergeht. Sie würde es nicht wagen. Was dem auch nur<br />
im Entferntesten nahekommt, war eine ziemlich respektable, dicke Frau, die die Straße in<br />
engen Jeans hinunterging - und alle haben sie ausgelacht. Siehst du denn nicht ein, daß<br />
Ghettomenschen wahnsinnig respektabel sind? Keine Prostituierte, die etwas auf sich<br />
hält, würde tun, was du ihr unterstellst." (C 16.) Johnny erwidert diese Kritik mit einem<br />
noch schärferen Angriff auf die Erzählungen von James: "Jede einzelne Erzählung, die<br />
ich von dir gelesen habe, handelt von dem glücklichen, kleinen, farbigen Mann und den<br />
farbenfrohen Malaien. Warum überläßt du den Dreck nicht diesen wahnsinnigen,<br />
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