German Across the Curriculum:
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eides tun kann. Während es auf einer Ebene in Südafrika “keinen Unterschied zwischen<br />
dem Kämpfer, dem Dichter und dem Volk” gibt, 39 während der schwarze Dichter ein<br />
“Guerillakämpfer ist, der schwarzes Englisch sprechen kann und die akzeptierte Äs<strong>the</strong>tik<br />
ignoriert", 40 funktioniert Dichtung andererseits als das, was uns den notwendigen Raum<br />
der Besinnung schafft, um die Widersprüche in uns selbst und unseren Feinden zu<br />
begreifen. 41 Dichtung ist ein Überlebensmittel in dem Trauma einer repressiven<br />
Gesellschaft, und in der Flut der Mediapropaganda: und so “besteigen wir die Worte, bis<br />
wir schwimmen können.” 42<br />
Die Dichtung kann sich nicht von den “blauen Flammen des Benzins”, dem “Blut und<br />
den Gedärmen” dieser Erfahrung abwenden, denn diese Erfahrung muß bewahrt bleiben.<br />
Wie die Erfahrung, die im “Schlachthaus”, in der Todeszelle, gesammelt wurde, sind<br />
auch die Übergriffe der eigenen Partei lebenswichtige Information. Die legalen und<br />
illegalen Morde des Bürgerkriegs haben uns voneinander getrennt und die Worte unserer<br />
Sprache erscheinen im Lichte dieser Erfahrung als Schleim, Schmutz und Besudelung,<br />
als der “Scheißgeruch dieses Hitlerfurzes” — wie Gwala schreibt — der “mein<br />
Gedächtnis umfängt, wie Ketten meine Füße umarmen / mein Schritt ist festgefroren in<br />
blutigem Schlamm", 43 — wie Serote sagt — und: „schau, deine Alpträume wachsen und<br />
wachsen wie / die Wellen der See / Afrika” 44 .<br />
Das alles wurde gesagt unter den Bedingungen der schärfsten Unterdrückung und<br />
Zensur, während der Staat einen Gedichtband nach dem anderen verbot, die Führer des<br />
Volkes verbannte, tötete, verstümmelte, verbrannte, und alle Mittel, die ihm zur<br />
Verfügung standen benutzte, um neue Einsichten unmöglich zu machen. Aber die<br />
Erfahrung, daß “wir zum Schweigen gebracht wurden / als die Erzähler unserer<br />
Geschichten / für eine kurze Zeit nur”, weist daraufhin, daß man die Stimme der<br />
Unterdrückten mit Verbannungen, Zensur und Konfiskationen nicht effektiv zum<br />
Africa”. In: Chapman, Soweto Poetry 1982, S. 156; vgl. auch Richard Rive, „Writing or<br />
Fighting. The Dilemma of <strong>the</strong> Black South African Writer”. In: Staffrider Vol. 8, 1989,<br />
No. 1, S. 48-54<br />
39<br />
Nikki Giovanni, in Vernie February, „Sipho Sepamla’s The Soweto I Love” In:<br />
Chapman, Soweto Poetry 1982, S. 83<br />
40<br />
Vernie February, „Sipho Sepamla’s The Soweto I Love” In: Chapman, Soweto Poetry<br />
1982, S. 83<br />
41 Cf. Andries Walter Oliphant, „Comment". In: Staffrider Vol. 8, No. 1 1989, p. 3: „Only<br />
privileged philistines with narrow bourgeois mentalities will argue for a complete<br />
disengagement of literature from history and politics, while discreetly or not so discreetly<br />
supporting <strong>the</strong> political and cultural imperatives of racial capitalism. On <strong>the</strong> o<strong>the</strong>r hand,<br />
only fascists, who, as we historically know, are <strong>the</strong> perverted but never<strong>the</strong>less logical<br />
consequence of capitalism in crisis, will reduce literature to politics.”<br />
42 Serote, A Tough Tale, S. 24<br />
43 Mongane Serote, Behold Mama, Flowers. Johannesburg: Ad. Donker 1978<br />
44 Serote, A Tough Tale, S.24