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German Across the Curriculum:

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Dieser aktive Prozeß des Erinnerns hat nicht mit dem Ende der Apar<strong>the</strong>id aufgehört,<br />

wie die Geständnisse von Opfern und Tätern vor der Truth and Reconciliation<br />

Commission (Wahrheitskommission) zeigen. Es geht um die Aufdeckung unaufgeklärter<br />

Morde und Foltern der Armee und Geheimpolizei. Vor den Opfern oder deren<br />

Angehörigen sagen die Täter nun aus, in der Hoffnung, daß sie von ihren Verbrechen<br />

freigesprochen werden, wenn sie die Wahrheit sagen. Eine weitere Voraussetzung für die<br />

Amnestie ist, daß die Täter auf Befehl der Generäle und nicht eigenmächtig gehandelt<br />

haben. "Das Geständnis ist eine Lebensgeschichte, die gewöhnlicherweise von einem<br />

Mitglied einer subalternen Klasse an einen Aufzeichnenden, der oder die ein Mitglied der<br />

Intelligenz ist, erzählt wird. Es ist eine Gattung, die die ‘Referenz’ benutzt, um das<br />

kollektive Gedächtnis der Entwurzelten, der Obdachlosen, und der Gefolterten als<br />

au<strong>the</strong>ntisch zu bestätigen und die am deutlichsten die Entstehung einer neuen Klasse von<br />

Teilnehmern an der Öffentlichkeit registriert. Das Geständnis umfaßt das Spektrum<br />

zwischen der Autobiographie und mündlichen Geschichte (oral history), doch hat das<br />

Wort Geständnis sowohl juristische als auch religiöse Konnotationen und setzt ein<br />

Subjekt voraus, das Zeuge und Teilnehmer an öffentlichen Ereignissen ist. (Jean Franco<br />

zit. nach ZK 44.)<br />

Bessie Head, Zoë Wicomb und Nadine Gordimer benutzen eine Form des<br />

Geständnisses, um den nationalen Machtdiskurs in Frage zu stellen. Dies geschieht,<br />

indem sie die ambivalente Stellung der Farbigen in der nationalen Befreiungspolitik<br />

darstellen. Statt einen neuen monolithischen Diskurs zu schaffen, bestehen sie darauf, daß<br />

die unterschiedlichen Identitäten, die in den Widerstand eingingen, auch von einem<br />

demokratischen Südafrika nach der Apar<strong>the</strong>id anerkannt werden. Indem sie äs<strong>the</strong>tische<br />

Mittel für eine Präsentation der Körper im Gegenzug zum strukturellen Vergessen und<br />

Verschweigen ihrer Anwesenheit einsetzen, unterbinden sie jede Sinnstiftung oder<br />

eindeutige Bedeutungszuweisung. Das Geständnis in "seiner Darstellung in der Literatur<br />

erhält auf diese Weise nicht die Bedeutung des Geständnisses, das den Machtdiskurs<br />

unbemerkt untermauert, sondern zersetzt jede auf die Konstruktion von Wahrheit<br />

ausgerichtete Diskursivität. Damit behaupten sie 1. auf der Ebene des Textes<br />

metaphorisch die Anwesenheit von Gewalt/Blut als strukturelles, aber verborgenes<br />

Element südafrikanischer Vergangenheit und Gegenwart und schaffen damit eine<br />

Ahnung von den Rissen einer als heroisch konstruierten Geschichte. 2. auf der<br />

performativen Ebene des Textes die Unmöglichkeit, eine kohärente Präsentation der<br />

Erinnerung an die Gewalt leisten zu können". (ZK 49.) Diese Gewalt, die auch ein<br />

wesentlicher Bestandteil des Widerstandskampfes war, sollte nicht im Namen einer<br />

heroischen afrikanischen Geschichtsschreibung verdrängt werden.<br />

Die Repräsentation der farbigen Identität zeigt, was aus einem solchen nationalen<br />

Diskurs, der ja bereits auf fatale Weise von der Apar<strong>the</strong>idsideologie besetzt worden ist,<br />

ausgeschlossen wird. Die Militärdiktatur der Apar<strong>the</strong>id besetzte ihren nationalstaatlichen<br />

Diskurs mit mütterlichen und väterlichen Konnotationen. So beschützte der weiße Sohn<br />

seine weiße Mutter - die als Symbol der Reinheit galt - vor der schwarzen Gefahr, indem<br />

er mit einem Gewehr bewaffnet gegen die aufbegehrende schwarze Masse in den Ghettos<br />

und an der Grenze Krieg führte. Gleichzeitig bewies er durch diese Heldentat seine<br />

Männlichkeit, die es ihm erlaubte, die Autorität seines Vaters zu übernehmen.<br />

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