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German Across the Curriculum:

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die bezeichnenden Verse: „Gebunden / hast du mich / Freiheit gelehrt // Zum Schweigen<br />

gebracht / hast du mich / sprechen gelehrt. (125) Es ist sicherlich kein Zufall, daß der<br />

Mann die Frau Freiheit und Sprache lehrt.<br />

Die Anthologien englischsprachiger südafrikanischer Literatur von Michael Chapman<br />

und Stephen Gray zeigen dasselbe Mißverhältnis von Dichtern zu Dichterinnen auf.<br />

Außerdem treffen sie ihre Auswahl nach sprachlichen Kriterien, d.h. daß sie den Kanon<br />

der englischsprachigen Literatur mit der südafrikanischen Literatur schlechthin<br />

gleichsetzen. Damit fallen die beträchtlichen afrikaanssprachigen und einheimischen<br />

afrikanischsprachigen Literaturen aus ihrem Blickfeld. Es fehlt in Südafrika jedoch an<br />

ÜbersetzerInnen, die einen Dialog zwischen den verschiedenen Literaturen und Kulturen<br />

Südafrikas ermöglichen würden. Dem muß jedoch hinzugefügt werden, daß der dazu<br />

nötige Literaturmarkt noch nicht existiert. Ein Großteil der Erwachsenen sind<br />

Analphabeten, und für viele sind Bücher bei ihrem kargen Einkommen einfach<br />

unerschwinglich. Aber auch bürgerliche schwarze Schriftsteller im Congress of South<br />

African Writers behaupteten immer wieder, daß ‘es nicht in unserer Kultur liege, Bücher<br />

zu kaufen’. Wobei zu bemerken ist, daß der Besitz von BMWs und Mercedes Benz sehr<br />

wohl Teil dieser Kultur ist.<br />

Vor diesem Hintergrund erscheint die Edition von Frauenbüchern und<br />

Frauenzeitschriften notwendig. Sie geben Frauen das nötige Forum, in dem sie ihre<br />

eigenen Wünsche, Träume und Gedanken artikulieren können. Diese Öffentlichkeit darf<br />

jedoch nicht als Getto verstanden werden, sondern muß zu einer Teilnahme an den<br />

politischen Diskussionen führen. In diesem Sinne wurde das erste Frauenprojekt Lip from<br />

Sou<strong>the</strong>rn African Women, 1983 von Susan Brown, Isabel Hofmeyer und Susan<br />

Rosenberg unternommen. Innovativ an diesem Projekt war, daß es auch die Traumarbeit<br />

eines Frauenkollektivs enthält, in der Frauen über den Traum ihre alltägliche<br />

Unterdrückung ausloten und zwanghaftes Verhalten verändern wollen. Es zeigt, wie auch<br />

das weibliche Begehren in patriarchale Machtstrukturen verstrickt ist, die durch solche<br />

phantasievollen Emanzipationsstrategien durchbrochen werden können.<br />

Etwas Ähnliches versuchte unsere Frauengruppe im Jahre 1989 auf der Allgemeinen<br />

Mitgliederversammlung des Congress of South African Writers. Sie bildeten eine<br />

Frauenlobby, um für mehr Frauen im Vorsitz auf regionaler und nationaler Ebene zu<br />

plädieren. Obwohl es zur Präambel des Kongresses gehörte, die Werte eines<br />

demokratischen, nicht-rassistischen und nicht-sexistischen Südafrikas zu vertreten, waren<br />

Frauen in führenden Positionen dünn gesät. Die Frauenlobby setzte auch ein<br />

Frauenprojekt durch, das dann später in Form eines Buches erscheinen sollte. Es ging<br />

darum, Gedichte, Kurzgeschichten, Interviews, Essays, autobiographische Fragmente,<br />

Grafiken und Fotos von Frauen aus dem ganzen Land zu sammeln. Dazu wurden<br />

Frauenkollektive in den verschiedenen Regionen Südafrikas gegründet, die die Auswahl<br />

für ihre Region treffen sollten. An diesem Punkt scheiterten bereits viele<br />

Frauenkollektive, da es endlose Debatten über die Frage gab, ob man die<br />

Lebensgeschichten oder orale Literatur von ländlichen Frauen, die nicht selbst schreiben<br />

könnten, da sie Analphabeten wären, aufzeichnen dürfe. Obwohl solche ethischen Fragen<br />

wichtig sind, blieben sie rein hypo<strong>the</strong>tisch, da keiner wußte -- schon gar nicht die so heiß<br />

debattierenden Akademikerinnen -- wie frau überhaupt an solche ländliche<br />

Analphabetinnen herankäme. Inzwischen hatten sie das Kollektiv wieder verlassen und<br />

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