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SPECTRUM - Universität Kaiserslautern

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campus und events... familie...<br />

gründungsbüro... menschen... kurz notiert...<br />

1/2013<br />

früheren <strong>Universität</strong> <strong>Kaiserslautern</strong>, jetzt<br />

TU <strong>Kaiserslautern</strong>, gibt es dank der sorgfältig<br />

arbeitenden Verwaltung sicherlich<br />

genug, sodass einer umfassenden Würdigung<br />

zum Beispiel in 15 Jahren nichts im<br />

Wege steht.<br />

Diese Feststellung entlastet mich. Und<br />

so kann ich heute mit besserem Gewissen<br />

als noch zu Beginn einige, mir exemplarisch<br />

erscheinende Erinnerungen<br />

aufrufen an rund 19 Jahre einer – unter<br />

Profs – ungewöhnlich unproblematischen<br />

Zusammenarbeit, die sich zugleich, von<br />

gelegentlichen aktuellen Kommentaren<br />

garniert, ganz automatisch als Worte des<br />

Dankes verstehen lassen.<br />

Als Sie, lieber Herr Zink, im WS 1978/79,<br />

noch von Ihrer Karlsruher Alma Mater<br />

geprägt, Ihren ersten Lehrauftrag für Arbeitswissenschaft<br />

an der hiesigen <strong>Universität</strong><br />

erhielten, war diese noch ein Kleinkind,<br />

mit 8 Jahren zwar bereits in der<br />

Grundschule, aber schon damals – wie<br />

eigentlich immer – unterausgestattet. Sie<br />

war aber auch voller Elan, voller Pioniergeist<br />

und voller Erfindungsreichtum, was<br />

ihre Organisation, was ihre Originalität bei<br />

Lehrinhalten und Lehrmethoden angeht.<br />

Und von einem heute schwer zu vermittelnden<br />

Pragmatismus in der Verwaltung,<br />

der half, dem vom hohen Ministerium<br />

stets erwarteten Wahlspruch nach zu leben:<br />

<br />

Der Wissenschaftsrat hat dies in seiner<br />

Stellungnahme vor rund 33 Jahren auch<br />

lobend hervorgehoben, obschon er auch<br />

im übertragenen Sinne die Nase rümpfte<br />

ob all dieser dynamischen Schlankheiteine<br />

von mir heute gewählte, nettere Beschreibung<br />

für die zu knappe Personalausstattung.<br />

Nun trete ich für einen Moment<br />

auf die Seite und frage: was, bitte, lässt<br />

Unternehmen im Wettbewerb erfolgreich<br />

sein – und <strong>Universität</strong>en, die sich ja auch<br />

in einem Wettbewerb um Reputation bewähren<br />

müssen? Eine, zugegeben zugespitzte<br />

Antwort darauf gab dem Studenten<br />

Klaus Landfried vor ziemlich genau 50<br />

Jahren in Basel mein dortiger staatswissenschaftlicher<br />

Lehrer Edgar Salin – in his<br />

rather imposing way of speaking: „Unternehmenspolitik<br />

ist Personalpolitik“. Ein<br />

Plakat mit diesem Spruch hing lange Jahre<br />

an der Außenseite der Tür zu meinem<br />

Dienstzimmer im Fachbereich. Also: auf<br />

die Menschen kommt es an, und wie<br />

sie sich organisieren. Von Salin hörte ich<br />

dann auch jenen Satz des Lao-Tse. Der<br />

mit seiner tiefen Bedeutung auch Ihre Arbeit,<br />

lieber Herr Zink, geprägt hat:<br />

„Wer Menschen führen will, muss hinter<br />

ihnen gehen.“<br />

Beginnend mit dem Preis der Kameradschafts-Stiftung<br />

an der Oberrealschule<br />

in Pforzheim (heute Kepler-Gymnasium),<br />

den Sie 1967 erhielten, bis zu Ihrer engagierten<br />

Arbeit an Arbeitswissenschaft,<br />

Betriebsorganisation, Humanisierung der<br />

Arbeitswelt, Qualitätsmanagement mit<br />

Menschenmaß, Technik und Arbeit für<br />

Menschen mit Behinderungen hier in <strong>Kaiserslautern</strong>,<br />

lassen sich solche geistigen<br />

Verbindungen entdecken. In der Satzung<br />

jener Kameradschafts-Stiftung liest man:<br />

„Derjenige Abiturient soll den Preis erhalten,<br />

der in Charakter und Haltung Vorbild<br />

einer Klasse ist, der sich für die Belange<br />

der Klasse einsetzt und der Träger des Zusammenhalts<br />

der Klasse ist.“<br />

Wenn ich mich heute an Ihr erstes Dekanat<br />

im Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften<br />

erinnere, so hätten<br />

Sie sich damals erneut einen solchen Preis<br />

verdient. Man muss nur in den Preiskriterien<br />

das Wort „Klasse“ durch „Fachbereich“<br />

ersetzen und „Schüler“ durch „Studenten,<br />

Mitarbeiter, Professoren“. Aber<br />

jetzt habe ich vorgegriffen, insofern ich ja<br />

noch gar nichts zur „Technoökonomie“ gesagt<br />

habe. Dieses am hiesigen Ort wenig<br />

bestandsfeste Begriffspärchen – in Österreich<br />

gibt’s ein „Techno-Ökonomie-Forum“<br />

der drei technischen Unis in Wien, Graz<br />

und Leoben – entsprang einem Diskussionsbeitrag<br />

eines deutschen Professors im<br />

Jahre 1971 und war in <strong>Kaiserslautern</strong> das<br />

Ergebnis eines inneruniversitären Kompromisses.<br />

Helmut Ehrhardt, unser damaliger Präsident,<br />

wie immer weit vorausdenkend und<br />

neue Chancen suchend für die ja gerade<br />

erst aus der als solche konzipierten Lehrerbildungsanstalt<br />

in Richtung auf eine naturwissenschaftlich-technische<br />

<strong>Universität</strong><br />

vorangestoßene Klein-Uni am südwestlichen<br />

Rande der Bundesrepublik, wollte<br />

nach den Vorbildern an den Technischen<br />

Hochschulen in Darmstadt, Karlsruhe und<br />

Berlin (so heterogen die Studiengänge<br />

auch waren) eine Art von Wirtschafts-Ingenieurwesen<br />

einrichten, und zwar mit einer<br />

stärkeren Betonung der technisch-mathematischen<br />

Komponente. Der damals über<br />

seine Rolle als Vorsitzender des Freundeskreises<br />

der <strong>Universität</strong> einflussreiche Karl<br />

Werner Kieffer, Chef des in jenen Jahren<br />

noch bedeutenden Nähmaschinen-Herstellers<br />

Pfaff, favorisierte das Modell der<br />

TU Berlin, das er selbst durchlaufen hatte.<br />

Auch Werner Freise aus dem Fachbereich<br />

Elektrotechnik, der schon Mitte der 70er<br />

Jahre eigene Seminare (auch mit Gästen)<br />

zu Technik und Wirtschaft, Technik und<br />

Verantwortung, Technik und Kultur usw.<br />

veranstaltete, nicht ohne gelegentliche<br />

süffisante Bemerkungen einiger Kollegen,<br />

förderte die neue Entwicklung.<br />

Der zu Ihnen Sprechende, dankbarer, gelegentlicher<br />

Gast in Freises Seminaren<br />

und als Senatsbeauftragter für Weiterbildung<br />

auch immer wieder Gesprächspartner<br />

von Helmut Ehrhardt, geriet auf<br />

irgend eine Weise in die für das Projekt<br />

geschaffene Senatskommission und spätere<br />

Berufungskommission für die Besetzung<br />

einer ersten „Eckprofessur“ eben für<br />

„Technoökonomie“. Wenn ich mich recht<br />

erinnere, hielt unser damaliger Vizepräsident<br />

Horst Becker, Mathematikus mit viel<br />

Berliner Mutterwitz, aber zugleich einem<br />

feinen Sensorium für Zwischentöne gesegnet,<br />

den ziemlich streitlustigen Haufen<br />

auf wundersame Weise zusammen.<br />

Es war just die Zeit, in der ich selbst durch<br />

die erneute Lektüre von Thomas Kuhns<br />

Geschichte der Paradigmen in den Wissenschaften<br />

die Wahrheitsansprüche gerade<br />

auch der scheinbar evidenz-basierten<br />

Lehrmeinungen zu relativieren begann,<br />

Wahrheitsansprüche, auch in den Wirtschaftswissenschaften<br />

untermauert mit<br />

speziellen Gleichungen, Zahlenkaskaden,<br />

Charts, wie sie in der heutigen Zeit so genannte<br />

Analysten und Trader produzieren,<br />

um dumme Anleger um ihr Erspartes zu<br />

bringen, sich selber aber goldene Boni zu<br />

verschaffen. Der höchst relativen Bedeutsamkeit<br />

scheinbar gesicherter wirtschaftswissenschaftlicher<br />

Lehrmeinungen hat<br />

sich kürzlich (u.a.) der St. Galler Ökonom<br />

Hans-Christoph Binswanger mit schneidendem<br />

Spott gewidmet.<br />

Und es war, um zur „Technoökonmie“ zurück<br />

zu kehren, auch die Zeit, in der ich als<br />

Politikwissenschaftler die verschiedenen<br />

Konzepte zur „Humanisierung der Arbeits-<br />

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