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Die Lernfähigkeiten umfassen die Bereitschaft zum Lernen,<br />
emotionale Intelligenz und Anpassungsfähigkeit, während persönlicher<br />
Drang die Ergebnisorientierung, Beharrlichkeit und<br />
das Engagement enthält. Zur wachsen<strong>de</strong>n Führung gehören<br />
die Motivation zu führen, Selbstdarstellung und Einfühlungsvermögen.<br />
Die Studie entwickelt nicht nur dieses Mo<strong>de</strong>ll zur<br />
I<strong>de</strong>ntifikation von Führungspotenzial und zeigt auf, wie dieses<br />
Potenzial erfasst wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn testet auch – anhand<br />
einer Befragung von Topmanagern, Linienmanagern und Personalverantwortlichen<br />
– die praktische Relevanz und Umsetzbarkeit<br />
<strong>de</strong>s Mo<strong>de</strong>lls im unternehmerischen Alltag. Die Autoren<br />
geben zu<strong>de</strong>m einen Katalog für die Praxis an, wie die genannten<br />
Faktoren innerhalb <strong>de</strong>r Quadranten gemessen wer<strong>de</strong>n können,<br />
um das Führungspotenzial von (jungen) Führungskräften<br />
zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Beson<strong>de</strong>rs positiv fällt dabei auf, dass dieses<br />
vorgeschlagene Mo<strong>de</strong>ll von <strong>de</strong>n klassischen Determinanten<br />
zur I<strong>de</strong>ntifikation von Führungspotenzial (reine Messung <strong>de</strong>r<br />
Intelligenz, <strong>de</strong>r Leistung o<strong>de</strong>r die rückblicken<strong>de</strong> Betrachtung<br />
von Führungserfolg) abweicht und sich damit ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>r<br />
Problematik zur Erkennung von Potenzial zuwen<strong>de</strong>t. Gleichermaßen<br />
besteht offensichtlich ein Konsens unter <strong>de</strong>n befragten<br />
Teilnehmern darüber, dass die erwähnten Komponenten <strong>de</strong>r<br />
vier Mo<strong>de</strong>llquadranten wichtige Faktoren zur I<strong>de</strong>ntifikation<br />
von Potenzial und damit für <strong>de</strong>n zu erwarten<strong>de</strong>n Führungserfolg<br />
sind.<br />
Besprochen von Marius Wehner, Personalmanagement, Mittelstand<br />
und Entrepreneurship, Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Ehrliche Informationen bei<br />
<strong>de</strong>r Personalauswahl<br />
Adrian Bangerter, Nicolas Roulin (Universität Neuchâtel) &<br />
Cornelius J. König (Universität <strong>de</strong>s Saarlan<strong>de</strong>s): “Personnel<br />
selection as a signaling game”. Journal of Applied Psychology,<br />
97, (2012), 719-738.<br />
In <strong>de</strong>r Personalauswahl verläuft <strong>de</strong>r Informationsaustausch<br />
zwischen Bewerbern und Arbeitgebern nicht immer ehrlich,<br />
weil häufig die jeweiligen Ziele nicht übereinstimmen.<br />
Arbeitgeber wollen die wahren Fähigkeiten <strong>de</strong>s Bewerbers<br />
feststellen; dieser möchte sich hingegen möglichst positiv darstellen.<br />
Zu<strong>de</strong>m reagieren bei<strong>de</strong> Parteien auf ihr gegenseitiges<br />
Verhalten. Bewerber versuchen im Gespräch die Auswahlkriterien<br />
<strong>de</strong>r Firma zu ermitteln und entsprechend zu antworten. Tritt<br />
solches Verhalten häufiger auf, wer<strong>de</strong>n Personalverantwortliche<br />
versuchen, Rückschlüsse auf das wahre Verhalten <strong>de</strong>r Bewerber<br />
zu ziehen. Dies wie<strong>de</strong>rum wird Bewerber zu noch ausgefeilterem<br />
Verhalten im Interview antreiben – das gegenseitige Vertrauen<br />
sinkt weiter. Ein ehrlicher Informationsaustausch ist aber<br />
wichtig, um eine gute Auswahlentscheidungen zu treffen. Wie<br />
kann das Dilemma <strong>de</strong>r unterschiedlichen Motive gelöst wer<strong>de</strong>n?<br />
Zur Beantwortung dieser Frage wen<strong>de</strong>n die Autoren die<br />
Signaltheo rie auf die Personalauswahl an. Signaltheoretisch<br />
gesehen sen<strong>de</strong>n Bewerber und Personalverantwortliche in ihrer<br />
Interaktion Signale, die mit nicht sichtbaren Eigenschaften<br />
<strong>de</strong>s jeweiligen Sen<strong>de</strong>rs zusammenhängen; z. B. sen<strong>de</strong>t ein Bewerber<br />
anhand seiner spezifischen Qualifikation das Signal,<br />
für ein Unternehmen beson<strong>de</strong>rs geeignet zu sein. Trifft das Unternehmen<br />
aufgrund <strong>de</strong>ssen eine Einstellungsentscheidung,<br />
ist dies ein Signal für zukünftige Bewerber, die sich dann um<br />
eine entsprechen<strong>de</strong> Qualifikation bemühen wer<strong>de</strong>n.<br />
Personalauswahl-Signalsysteme können im Gleichgewicht<br />
sein (z. B. wenn Bewerber aufgrund ihrer Berufsausbildung<br />
ausgewählt wer<strong>de</strong>n, sodass künftige Bewerber wie<strong>de</strong>rum diese<br />
Ausbildung anstreben usw.). Sie können aber auch aus <strong>de</strong>m<br />
Gleichgewicht geraten o<strong>de</strong>r eskalieren, z. B. bei Einstellungsinterviews:<br />
Bewerber können sich mittels Ratgeberliteratur vorbereiten<br />
und das erzählen, was <strong>de</strong>r Personalverantwortliche<br />
hören will. Folglich wer<strong>de</strong>n Interviewleitfä<strong>de</strong>n und Bewertungskriterien<br />
<strong>de</strong>r Organisation angepasst; was sich schnell in<br />
neuen Ratgebern wie<strong>de</strong>rfin<strong>de</strong>t, sodass Bewerber sich noch besser<br />
(unehrlich) positiv selbst darstellen können. Ein ehrlicher<br />
Informationsaustausch im Personalauswahlprozess wird nur<br />
dann möglich, wenn Bewerbersignale, die zur Auswahl führen,<br />
kostenintensiv (z. B. eine bestimmte Ausbildung) o<strong>de</strong>r schwer<br />
vorzutäuschen sind (z. B. Arbeitsproben).<br />
Als praktische Implikation diskutieren die Autoren u. a. die<br />
kritische Rolle von Vertrauen als zentralem Mechanismus für<br />
<strong>de</strong>n Informationsaustausch. Ohne Vertrauen ist keine Kooperation<br />
möglich, weil Bewerber und Personalverantwortliche<br />
befürchten müssen, ausgenutzt o<strong>de</strong>r getäuscht zu wer<strong>de</strong>n. Alle<br />
Akteure sollten für die Be<strong>de</strong>utsamkeit von Vertrauen sensibilisiert<br />
wer<strong>de</strong>n und kooperatives Verhalten anstreben. Dazu<br />
gehört z. B. auch <strong>de</strong>r Verzicht auf konfliktlastige Begriffe wie<br />
<strong>de</strong>n „War for Talent“. Organisationen sollten ein gutes Image<br />
auf <strong>de</strong>m Stellenmarkt pflegen; gleichzeitig sollten sie möglichst<br />
täuschungsresistente Auswahlmetho<strong>de</strong>n und Einstellungskriterien<br />
anwen<strong>de</strong>n, um nicht blind zu vertrauen.<br />
Besprochen von Dr. rer. nat. Nale Lehmann-Willenbrock, Vrije<br />
Universiteit Amsterdam, Department of Social and Organizational<br />
Psychology<br />
04/ 12 personal<strong>quarterly</strong>