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52 Essentials_Rezensionen<br />
Strategien zur Erhöhung<br />
<strong>de</strong>r Bewerberqualität<br />
Brian R. Dineen (University of Kentucky) & Ian O. Williamson<br />
(Melbourne Business School). (2012). „Screening-Oriented<br />
Recruitment Messages: Antece<strong>de</strong>nts and Relationships with<br />
Applicant Pool Quality.“ Human Resource Management, Vol. 51,<br />
No. 3, 343-360.<br />
Unternehmen kämpfen immer stärker um die besten<br />
Talente am Arbeitsmarkt. Diese Situation wird<br />
sich durch <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>l in Zukunft<br />
noch verschärfen. Aus diesem Grund implementieren<br />
viele Unternehmen neue Strategien, um die Anzahl und<br />
Qualität <strong>de</strong>r Bewerbungen zu erhöhen. Das Rationale, das diesen<br />
Strategien zugrun<strong>de</strong> liegt, erscheint auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
durchaus sinnvoll: Eine Vergrößerung <strong>de</strong>s Bewerberpools per<br />
se erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich unter allen<br />
Bewerbern mehr qualifizierte, junge Talente befin<strong>de</strong>n. Dennoch<br />
bleibt dabei oft unberücksichtigt, dass eine Vergrößerung <strong>de</strong>s<br />
Bewerberpools gleichzeitig mit einer Zunahme <strong>de</strong>r Auswahlund<br />
Selektionsprozesse einhergeht und dadurch die Selektionskosten<br />
steigen, da sich auch mehr ungeeignete Kandidaten<br />
auf Stellen bewerben. In diesem Zusammenhang ist es <strong>de</strong>shalb<br />
wichtig, eine selektionsorientierte Rekrutierungsbotschaft innerhalb<br />
<strong>de</strong>r Stellenausschreibung zu sen<strong>de</strong>n. Diese Botschaft ist<br />
genau dann selektionsorientiert, wenn sich ungeeignete Kandi-<br />
daten im Vorfeld <strong>de</strong>r Bewerbung selbst aus <strong>de</strong>m Rekrutierungsprozess<br />
herausselektieren, in<strong>de</strong>m sie keine Bewerbung an das<br />
Unternehmen sen<strong>de</strong>n. Das heißt, die Stellenausschreibung<br />
muss bereits solche Informationen enthalten, die ungeeignete<br />
Kandidaten davon abhalten, sich auf eine Stelle zu bewerben,<br />
die nicht zu ihnen passt. Brian Dineen und Ian Williamson gehen<br />
<strong>de</strong>shalb <strong>de</strong>r Frage nach, welche Faktoren dazu führen, dass<br />
Unternehmen selektionsorientierte Rekrutierungsbotschaften<br />
in Stellenausschreibungen einsetzen und ob diese Botschaften<br />
zu einer Erhöhung <strong>de</strong>r Qualität von Bewerbungen führt. Die<br />
Studie basiert auf einer Befragung zu realistischen Stellenausschreibungen<br />
von 143 Personalvermittlern und Aussagen von<br />
203 Hochschulabsolventen. Dabei zeigt sich, dass – neben <strong>de</strong>n<br />
bekannten Faktoren „organisationale Reputation“ und „Angebot<br />
von Arbeitskräften“ – eine „qualitätsbasierte Vergütung“<br />
<strong>de</strong>r Personalvermittler <strong>de</strong>n Einsatz von selektionsorientierten<br />
Rekrutierungsbotschaften in Stellenausschreibungen erhöht.<br />
Außer<strong>de</strong>m zeigen die Autoren, dass <strong>de</strong>r Einsatz dieser selektionsorientierten<br />
Rekrutierungsbotschaft die Qualität <strong>de</strong>s<br />
Bewerberpools verbessert. Es ist also notwendig, die Stellenausschreibung<br />
<strong>de</strong>rart zu formulieren (d. h., ausführlich in Bezug<br />
auf die erwarteten Anfor<strong>de</strong>rungen und Aufgaben), dass<br />
sich Kandidaten von vornherein nicht auf eine Stelle bewerben,<br />
wenn sie sich selbst als nicht geeignet für diese Stelle bewerten.<br />
Dadurch kann die Qualität <strong>de</strong>s Bewerberpools gesteigert und<br />
die Selektionskosten <strong>de</strong>s Unternehmens gesenkt wer<strong>de</strong>n.<br />
Besprochen von Marius Wehner, Personalmanagement, Mittelstand<br />
und Entrepreneurship, Justus-Liebig-Universität Gießen<br />
Wenn sich Mitarbeiter<br />
langsam verabschie<strong>de</strong>n<br />
Christopher M. Berry (Texas A&M University), Ariel M. Lelchook<br />
(Wayne State University) & Malissa A. Clark (Auburn<br />
University): „A meta-analysis of the interrelationships between<br />
employee lateness, absenteeism, and turnover: Implications<br />
for mo<strong>de</strong>ls of withdrawal behavior”. Journal of Organizational<br />
Behavior, 33 (2012), 678-699.<br />
Die personalpsychologische Forschung unterschei<strong>de</strong>t<br />
drei Arten von Rückzugsverhaltensweisen bei Mitarbeitern:<br />
Absichtliches Zuspätkommen, Abwesenheit<br />
und <strong>de</strong>n Arbeitgeberwechsel. Rückzugsverhalten<br />
ist kostspielig: Wenn ein Mitarbeiter geht, entstehen für das<br />
Unternehmen Kosten in Höhe von 50 bis 200 % <strong>de</strong>s ersten<br />
Jahresgehalts dieses Mitarbeiters. Darüber hinaus scha<strong>de</strong>t das<br />
Rückzugsverhalten auch <strong>de</strong>r Arbeitsmotivation <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Teamkollegen. Sind Verspätung, Abwesenheit o<strong>de</strong>r Kündigung<br />
verwandte Symptome mit gemeinsamen Ursachen o<strong>de</strong>r sind<br />
es drei unterschiedliche Verhaltensweisen mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ursachen? Die Beantwortung dieser Frage ist nicht nur aus<br />
Forschungssicht interessant, son<strong>de</strong>rn auch praktisch relevant,<br />
z. B., um Mitarbeiter frühzeitig besser ans Unternehmen zu<br />
bin<strong>de</strong>n und um Fluktuationsten<strong>de</strong>nzen vorzubeugen.<br />
In ihrer aktuellen Meta-Analyse bewerten die Autoren über<br />
78 Studien hinweg die Zusammenhänge zwischen <strong>de</strong>n drei<br />
Arten von Rückzugsverhaltensweisen. Das Ergebnis: Die Zusammenhänge<br />
fallen insgesamt weitaus geringer aus als in<br />
<strong>de</strong>r bisherigen Forschung angenommen. Dies spricht gegen<br />
die bisherige Annahme, dass die genannten Arten von Rückzugsverhalten<br />
dasselbe Problem abbil<strong>de</strong>n. Statt<strong>de</strong>ssen ziehen<br />
die Autoren <strong>de</strong>n Schluss, dass die verschie<strong>de</strong>nen Rückzugsverhaltensweisen<br />
auf einem Kontinuum angeordnet wer<strong>de</strong>n<br />
personal<strong>quarterly</strong> 04/ 12