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aktuell<br />

die stimme des spoken word<br />

Matthias Burki hat den Kunst- und Kulturpreis 2011 der<br />

Stadt Luzern erhalten. der veranstalter und verleger sucht<br />

nach neuen Formen für das gesprochene wort.<br />

«Matthias burki (*1972) setzt sich seit vielen Jahren kontinuierlich<br />

mit viel leidenschaft und Gespür für die Kunstvermittlung<br />

ein.» so beginnt die offizielle begründung der stadt luzern. Die<br />

Kunst ist vorab die gesprochene literatur (spoken Word) und die<br />

Vermittlung erfolgt auf zwei ebenen.<br />

Zum einen organisiert burki seit zehn Jahren barfood Poetry<br />

(siehe ausgabe Juni). «Wir haben eine nische aufgebaut, jetzt<br />

wollen wir neue nischen finden», erklärt der co-Veranstalter<br />

und spricht die neuausrichtung der reihe an. ab 2012 wird barfood<br />

Poetry viermal jährlich im südpol<br />

veranstaltet, ergänzt mit speziellen<br />

anlässen, festivals oder kombiniert<br />

mit anderen Kunstformen.<br />

Zum anderen ist Matthias burki<br />

seit 1998 Verleger. auch hier vermittelt<br />

er mit derselben Vorliebe für gesprochene<br />

literatur, die er lesbar und<br />

hörbar macht. Die Gründung des Verlags<br />

«Der gesunde Menschenversand»<br />

erfolgte aber eher zufällig. Zusammen<br />

mit Yves thomi sollte das «buch<br />

der langeweile» veröffentlicht werden<br />

und der eigene Verlag wurde Mittel<br />

zum Zweck. auf die anthologie<br />

folgten ein comic-band und das literaturfanzine<br />

«das heft das seinen langen<br />

namen ändern wollte», nach der<br />

Poetry-slam-tour durch die schweiz<br />

kam ein Jahr später die erste cD auf<br />

den Markt.<br />

Matthias burki konsumiert literatur.<br />

mit den ohren lesen<br />

bis dahin war es eine leidenschaft<br />

in Kleinauflage. Dies änderte sich<br />

2004 mit der Veröffentlichung einer<br />

cD von Pedro lenz und der neuauflage<br />

des Werks «ein schweizerbuch»<br />

von rené schweizer. «Dieser erste schub führte zu professionelleren<br />

strukturen», sagt burki. «Wir fanden Vertriebspartner und<br />

konnten die auflagen erhöhen.» Wie sich eine sprache formt, so<br />

entwickelte sich auch der Verlag. er suchte nach neuen formen,<br />

um die bühnenliteratur in buchform zu übersetzen. fünf Jahre<br />

später lancierte burki die «edition spoken script», in der bisher<br />

sechs Werke unter anderem mit texten von ernst eggimann,<br />

heike fiedler oder beat sterchi veröffentlicht wurden. «Wir haben<br />

zehn Jahre dafür gekämpft, dass die gesprochene literatur<br />

als Kunstform anerkannt wird. Der literaturbetrieb ist aber sehr<br />

buchfixiert.» Die edition beugt sich dem nur begrenzt, denn was<br />

da in buchform zu lesen ist, wurde fürs ohr geschrieben.<br />

preisgeld für projekt e-Books<br />

Matthias burki bleibt auf der suche nach immer neuen Möglichkeiten,<br />

das gesprochene Wort zugänglich zu machen, das<br />

richtige in der richtigen form zu vermitteln. er mag die cD-Packungen<br />

aus Karton, das haptische an<br />

gedruckten cD-booklets oder das<br />

blättern in büchern. Doch wenn es<br />

der Vermittlung und letztlich dem inhalt<br />

dient, löst er sich gerne vom Gewohnten.<br />

«Der inhalt steht für mich<br />

klar über der form», sagt er und plant<br />

auf ende des Jahres ein erstes e-book<br />

zu publizieren. «ich frage mich, ob das<br />

hörbuch als physisches Produkt eine<br />

Zukunft hat. Der Markt ist eingebrochen,<br />

es findet eine Konsolidierung<br />

statt.» Gleichzeitig nehme die Zahl der<br />

<strong>Download</strong>s zu, was ihn in seinem Vorhaben<br />

bestärkt. Das Projekt e-book<br />

will er teilweise mit den 25'000 franken<br />

finanzieren, die ihm der Kunstund<br />

Kulturpreis einbringt.<br />

Die digitale Vermittlung bindet<br />

nicht an eine form, sondern ermöglicht<br />

neue Kombinationen. so könnten<br />

e-books mit Gedichten als audiofiles<br />

oder bücher mit <strong>Download</strong>-codes<br />

für bonusmaterial angeboten werden.<br />

Vieles ist möglich, doch was ergibt<br />

sinn? auch für den Menschenversand-Verlag<br />

ist das Weihnachtsgeschäft<br />

wichtig, und das verlangt nach<br />

physischen Produkten. noch hat er nicht entschieden. aber Matthias<br />

burki wird die richtige form finden, immer wieder, um mit<br />

leidenschaft und Gespür zu vermitteln, was an keine feste form<br />

gebunden ist. an inhalten wird es nicht mangeln. und erst recht<br />

nicht am spoken Word.<br />

Manuel Huber, Bild Mischa Christen<br />

www.menschenversand.ch – Matthias Burki war von 1999 bis 2008 Redaktionsleiter<br />

dieses Magazins.<br />

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