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KuNSt<br />

wie Bauern auf dem wochenmarkt<br />

Luzern verlieh den Anerkennungspreis der Alpineum produzentengalerie –<br />

einem Künstlerkollektiv mit viel eigensinn.<br />

an der Vernissage von corinna bonsma im Januar dieses Jahres. Mit Kamera:<br />

stefan Meier, im hintergrund Produzent Jeroen Geel. Bild: zvg<br />

«selbstermächtigung» ist das vieldeutige Wort, das die Mitglieder<br />

der alpineum Produzentengalerie als initialzündung für die<br />

Gründung ihrer institution 2007 nennen. in einer Produzentengalerie<br />

bestimmen die Künstlerinnen und Künstler über die Präsentation,<br />

die Vermarktung, die Vermittlung und die rezeption<br />

der eigenen Werke. alle Zwischeninstanzen – seien dies Galeristen,<br />

Kuratoren oder Museumspädagogen – werden umgangen.<br />

Die hersteller bieten ihr eigenes Werk direkt und unvermittelt an<br />

– wie bauern auf dem Wochenmarkt eben. Dies macht sie unabhängiger<br />

vom Kunstsystem, zieht aber gleichzeitig viel eigenverantwortung<br />

nach sich: Die zwölf Produzentinnen und Produzenten<br />

bilden die trägerschaft der luzerner Galerie und bestimmen<br />

deren strategische ausrichtung.<br />

Dementsprechend hoch ist die identifikation der Künstler mit<br />

der Galerie; ihr stetiges Gedeihen wirkt sich positiv auf die<br />

Künstlerlaufbahnen aus und umgekehrt. eine plausible organisation,<br />

die aber grossen finanziellen und persönlichen aufwand<br />

vonseiten der Künstlerinnen und Künstler bedeutet – dies zumal<br />

die alpineum Produzentengalerie sich nicht mit simplen Werkpräsentationen<br />

begnügt, sondern kuratierte ausstellungen zeigt<br />

und mit der reihe «alpineum inn» auch externe Kunstschaffende<br />

aus dem in- und ausland einlädt.<br />

Die belange der Galerie werden<br />

mehrheitlich im Plenum besprochen,<br />

beschlossen und verhandelt.<br />

Was für den aussenstehenden<br />

zunächst anstrengend<br />

klingt, enthält den entscheidenden<br />

Mehrwert, dass durch argumentationszwang,<br />

offene stellungnahme<br />

und kritischen austausch<br />

bewusster über die<br />

einzelnen ausstellungen sowie über die eigene arbeit reflektiert<br />

wird. allerdings besteht die eigentliche innovation der luzerner<br />

Version einer Produzentengalerie gerade in der erkenntnis, dass<br />

eine gänzlich basisdemokratisch geführte Galerie entwicklungshemmend<br />

und wenig effizient ist. Die Künstlerschaft hat stefan<br />

Meier als Galerieleiter eingestellt, der in seiner funktion die<br />

Kompetenz hat, gewisse entscheidungen für die Gesamtheit der<br />

Gruppe zu fällen. auf diese Weise wird das Klischee des unflexiblen,<br />

unbeweglichen Kollektivs umgangen, was besonders im<br />

hoch geschätzten internationalen Dialog – beispielsweise auf<br />

Messen – wesentlich ist.<br />

Der luzerner stadtrat hat die unermüdlichen bemühungen<br />

und eigeninitiative der Künstlerinnen und Künstler der alpineum<br />

Produzentengalerie mit dem diesjährigen anerkennungspreis<br />

honoriert. eine garantiert nachhaltige Wertschätzung. oder<br />

wie es andri stadler, einer der Produzenten, formuliert: «Man<br />

wird noch von uns hören!»<br />

Alessa Panayiotou<br />

nächste ausstellung: alpineum inn – linda tegg: mechanical<br />

animal. 13. bis 27. august. Vernissage: fr 12. august, 19 uhr.<br />

Beide ausstellungen bis 3. Juli, jeweils sa/so 14–17 uhr<br />

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