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Diplomarbeit

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entstand, als diese im 17. Jahrhundert nur noch von deutschsprachigen Schauspielern gespielt<br />

wurde. Die Neuerungen, welche von den englischen Wandertruppen ausgingen, betrafen vor<br />

allem Mimik und Gestik, um die Zuseher beeindrucken zu können. So entstanden bis zum<br />

Ende des 17. Jahrhunderts neue dramatische Formen, die so genannten Haupt- und<br />

Staatsaktionen „mit ihren neuartigen Stoffen, spannenden Handlungen, starken Motiven,<br />

krassen Effekten und ihrem hinreißenden Tempo“ 53 , die etwas so Neues waren, dass sie „sich<br />

von der Überlieferung der geistlichen Spiele höchst eindrucksvoll abheben“ 54 mussten.<br />

Das Kostüm Pickelhärings war nicht einheitlich, es wurde oft verändert, sodass es viele<br />

unterschiedliche Belege seiner Narrentracht gibt 55 . Das Kostüm des Pickelhärings musste vor<br />

allem komisches Verhalten auf der Bühne möglich machen: So wurden beispielsweise<br />

besonders große Schuhe getragen, um diese bei Bedarf dem Spielpartner ins Gesicht<br />

schleudern zu können. 56<br />

Die Figur des Harlekin hat ihre Ursprünge in den französischen Höllenlegenden, wo er unter<br />

dem Namen Hellequin oder Herlequin um 1100 zum ersten Mal belegt ist. Bereits im<br />

Mittelalter wird ihm die Funktion des Vorstehers der Teufelssippe zugewiesen, in der er als<br />

Harlequin bekannt war. 57 Er verändert sich vom diabolischen, bestialischen Höllengesellen zu<br />

einer zunehmend menschlicheren Gestalt, verliert die bestialischen Züge und wird zur<br />

salonfähigen Figur, welche zunächst in der Comédie française auftritt und schließlich zu einer<br />

der Dienerfiguren der Commedia dell’arte wird. 58 Dort ändern sich seine Wesenszüge völlig,<br />

er ist eine faule, langsame, nicht sehr kluge, naive und charmante Figur, die in jedes<br />

Fettnäpfchen tritt.<br />

Charakteristisch für den Arlecchino der Commedia dell’arte ist die Nähe von Lachen und<br />

Weinen, was ihn für das Publikum besonders sympathisch und gleichzeitig zur zentralen<br />

Figur der Commedia dell’arte machte. 59 Auch seine positiv-naive Weltsicht macht den<br />

Arlecchino zu einer fröhlichen Figur, er handelt stets aus seinen Affekten heraus und zu<br />

seinen größten Leidenschaften gehören das Essen, Trinken und die Frauen. Seine äußerliche<br />

Gestalt ist gekennzeichnet durch einen Stock oder Prügelstab, und durch eine mit einem<br />

53 Ebda., S. 170.<br />

54 Ebda.<br />

55 Vgl. hierzu ROMMEL, Alt-Wiener Volkskomödie, S. 174f; weiters PURSCHKE, Entwicklung des Puppenspiels,<br />

S. 64f.<br />

56 Vgl. ROMMEL, Alt-Wiener Volkskomödie, S. 175.<br />

57 Vgl. MORTAN, Der Kasper, S. 32.<br />

58 Vgl. Lynn SNOOK: Unser Hanswurst war ein Salzburger. In: Peter CSOBÁDI (Hrsg.): Die lustige Person auf der<br />

Bühne. Gesammelte Vorträge des Salzburger Symposions 1993. Band II. Anif / Salzburg: Müller-Speiser 1994.<br />

( = Wort und Musik. 23.) S. 469-481, hier S. 470f.<br />

59 Vgl. RAMM-BONWITT, Commedia dell'Arte, S. 87f.<br />

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