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Diplomarbeit

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5.4.1. Sprachkomik<br />

Sprachkomische Elemente sind in „Siebenmal der Kasperl“ äußerst häufig anzutreffen, hierzu<br />

gehören die Verwendung des Dialekts, Reime, Verse, Lieder und diverse Sprachspiele.<br />

Dialektale Äußerungen haben verschiedene Funktionen. Einerseits werden durch den<br />

Sprachgebrauch der Figuren diese indirekt charakterisiert, außerdem haben Dialektwörter die<br />

Aufgabe, dem Publikum den ersten Kontakt mit dem Kasperlstück zu erleichtern und den<br />

Kontakt zwischen Zusehern und Figuren zu verstärken. So gehört es auch zur Spielpraxis, den<br />

Sprachgebrauch des Kasperl jenem der Region anzupassen. 295<br />

Wie bereits in der Figurencharakterisierung angesprochen wurde, sprechen verschiedene<br />

Figuren teilweise im Dialekt, nämlich Kasperl, und Bauer und Bäuerin. Hier wird deutlich,<br />

dass durch den Gebrauch dialektal gefärbter Wörter der soziale Status der Figuren<br />

verdeutlicht werden soll, vor allem in Szenen, in denen die Figuren zum ersten Mal auftreten<br />

und nicht von Anfang an klar ist, wer sie sind und welche Funktion sie im Stück haben. So<br />

wird die Figur des Bauern wie folgt eingeführt:<br />

BAUER: Ku—a—hle—ö—ö—ö! Kuahle—ö—ö—ö! Kuahle—ö—ö—ö! So schrei i<br />

schon jetzt etla Stunden und nirgends hab i mei Kuahle gfunden. O Gott, wann i net<br />

bald mei Kuahle hab... I renn mir no die Haxn ab. Kuahle—ö—ö—ö! Kuahle—ö—ö!<br />

Da is kalt, da is der Wald. Hu, wie’s da hallt! Kuahle—ö—ö! (KS 14f.)<br />

Dialektal gefärbte Wörter wie „Kuahle“, „etla“ oder „Haxn“ charakterisieren den sozialen<br />

Stand des Bauern, der sich nur selten hochsprachlich artikuliert.<br />

Kasperl ist die positive Identifikationsfigur für sein Publikum, deshalb ist auch sein<br />

Sprachgebrauch an jenen seiner Zuseher angepasst. Er spricht in der Umgangssprache mit<br />

eingestreuten Dialektwörtern oder -ausdrücken, wenn er sein Publikum direkt anspricht,<br />

beispielsweise ruft er „saxn di“ (KS 24) als Ausdruck der Verwunderung oder Überraschung.<br />

Im Gegensatz dazu sprechen Figuren, die einen offiziellen Status innehaben oder dem Adel<br />

angehören, stets die Hochsprache; dasselbe gilt für die Vertreter des Bösen. Dadurch wird<br />

eine sprachliche Identifikation mit diesen Figuren erschwert, da angenommen werden kann,<br />

dass die zusehenden Kinder ebenfalls die Umgangssprache sprechen, und dialektale<br />

Ausdrücke verwenden.<br />

Auffallend ist jedoch, dass Kasperl den Sprachgebrauch vor allem von sozial höher gestellten<br />

Figuren imitiert, speziell lautliche Merkmale übernimmt und diese in das Gespräch einbaut.<br />

So findet sich bei Kasperl der militärische Ton mit übermäßig gerolltem r-Laut und<br />

295 Vgl. WEINKAUFF, Roter Kasper, S. 90.<br />

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