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Diplomarbeit

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Um diese Fragen beantworten zu können, ist es notwendig, zuerst Karl Springenschmids<br />

Biographie 289 näher zu untersuchen. Karl Springenschmid (1897-1981) besuchte die<br />

Salzburger Lehrerbildungsanstalt 1912 bis 1915, und wurde Mitglied der „Wandervögel“,<br />

eine bereits erwähnte Jugendbewegung dieser Zeit. Er kämpfte im Ersten Weltkrieg und war<br />

ab 1919 als Lehrer tätig. Seine Lehrmethoden waren für diese Zeit sehr innovativ und<br />

ungewöhnlich, so spielte er beispielsweise mit seinen SchülerInnen Theater, las ihnen<br />

Geschichten vor oder hielt den Naturkundeunterricht in freier Natur ab, was ihm einige Kritik<br />

von Eltern und Vorgesetzten einbrachte. 290<br />

Nebenbei war er auch als Schriftsteller tätig, und wandte sich auch in seinen frühen Werken<br />

gegen die offizielle Pädagogik und Schulbürokratie, wie beispielsweise in „Das Bauernkind“<br />

von 1925. 291 Das Kasperlspiel begeisterte Springenschmid aber bereits ab den 20er-Jahren,<br />

wie auch seine Unterrichtspraxis mit Theaterspielen zeigte. 292 So entstanden 1931 die<br />

Kasperlstücke „Siebenmal der Kasperl“. In den folgenden Jahren engagierte sich<br />

Springenschmid politisch, ab 1932 war er Mitglied des illegalen NS-Lehrerbundes und wurde<br />

1936 aus dem Schuldienst entlassen. Ab dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland<br />

1938 wurde er Landesrat für Erziehung und Volkspropaganda, und organisierte die erste<br />

österreichische Bücherverbrennung auf dem Salzburger Residenzplatz am 30.4.1938. 293<br />

Neben seiner politischen Tätigkeit wurde Springenschmid zu einem streng völkischen Autor,<br />

er verfasste beispielsweise das „Lamprechtshausener Weihespiel“, er wollte damit einen<br />

neuen NS-Mythos erschaffen und die Aufführungen des „Jedermann“ in Salzburg durch sein<br />

neues Weihespiel ersetzen. Er wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Kriegsverbrecher<br />

gesucht, tauchte aber unter und wohnte ab 1956 wieder in Salzburg. 294<br />

Lässt sich aus diesen biographischen Daten schließen, dass auch Springenschmids früh<br />

entstandene Kasperlstücke nationalsozialistische Propaganda vermittelt? Oder haben sie etwa<br />

kolonialistischen, sozialistischen oder feldgrauen Hintergrund?<br />

Diese Frage kann nur verneint werden. Springenschmids Kasperl reist nicht nach Afrika oder<br />

in ein anderes fernes Land und lernt keine fremden Völker kennen; er wird zwar Soldat, muss<br />

aber sein Land nicht im Krieg verteidigen, und es finden sich auch keine antisemitischen<br />

289 Vgl. Wolfgang LASERER: Karl Springenschmid. Biographie. 1. Aufl. Graz: Weishaupt 1987.<br />

290 Vgl. ebda., S. 31f.<br />

291 Vgl. ebda., S. 40.<br />

292 Vgl. ebda., S. 53-55.<br />

293 Vgl. hierzu das Projekt der Salzburger Universitätsbibliothek „Gegen das Vergessen“ vom 30.4. bis<br />

31.5.2008: Ursula SCHACHL-RABER (Hrsg.): Zur Erinnerung an die Bücherverbrennung vom 30. April 1938 auf<br />

dem Salzburger Residenzplatz. Ein Projekt der Universitätsbibliothek Salzburg in Kooperation mit der<br />

Internationalen Stefan Zweig Gesellschaft. 30. April bis 31. Mai 2008. Salzburg: [o.V.] 2008.<br />

294 Vgl. ebda.<br />

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